Theater Schall und Rauch hat sich ganz heimlich aufgelöst Aus für Theater Schall und Rauch

Von Hans-Jochen Schauer
Die Mimik passte die Gestik passte, das schauspielerische Talent passte: Über viele Jahre hinweg bot das Ensemble von Schall & Rauch Theaterkunst auf anerkannt hohem Niveau – das ist jetzt Geschichte. Foto: Archiv/Klaus Trenz Foto: red

Der Vorhang beim Theater Schall und Rauch hat sich für immer gesenkt. Das Ensemble gibt es nicht mehr. Der Verein hat sich aufgelöst.

 
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Still und heimlich ist die Pegnitzer Kulturinstitution von der Bühne verschwunden. Nicht einmal der Kulturbeauftragte der Stadt Pegnitz, Stadtrat Karl Lothes, war das Ende mitgeteilt worden. Von den Nordbayerischen Nachrichten darauf angesprochen, reagierte er betroffen: „Das ist sehr bedauerlich. Schall und Rauch war eine Bereicherung des Pegnitzer Kulturlebens.“

Macher nicht erreichbar

Die Macher des Theaters waren für Rückfragen nicht zu erreichen. Nur kurz will sich Angela Schorner dazu äußern. Sie gehörte zu der kleinen Truppe, die Schall und Rauch mit aus der Taufe hob und lange Jahre als Schauspielerin zum Stammpersonal der Laienbühne gehörte. „Nach 30 Jahren ist es nun gut“, sagt sie. Ihr Bruder Roland, der drei Jahrzehnte als Antreiber, Ideengeber, Regisseur und Schauspieler Schall und Rauch personifizierte wie sonst keiner, sprach schon beim 25-jährigen Jubiläum von Schall und Rauch das nachlassende Interesse an dem Pegnitzer Theater an.

Internet statt Theater

Bei vielen Jugendlichen habe sich ein Wandel vollzogen. Das Theater konkurriere mit einer Vielzahl Medien. Neben den zahllosen Fernsehprogrammen binde auch das Internet junge Menschen. „Eine klassische Bildung im herkömmlichen Sinn, wie es sie früher gab, hat mittlerweile keinen hohen Stellenwert mehr“, betonte Schorner schon damals. Seither ist das Internet noch dominanter geworden, etwa wegen der Sozialen Netzwerke.

Stefan Leykauf, der neben Roland Schorner zu den Machern des Theaters zählte, meinte 2009: „„Mit „Don Carlos“ kommt man beim Publikum heutzutage eben nicht mehr an. Es ist auch keine Schande mehr, wenn man von Kleists Penthesilea noch nie etwas gehört hat. So etwas gehört mittlerweile nicht mehr zum Wissenskanon.“

Immer weniger Besucher

Es hörte sich wie das Resignieren vor einem kulturellen Wertewandel an, der den klassischen Theateraufführungen nur noch eine Nischenrolle zugesteht. Das nachlassende Interesse spürten die Theaterleute an den stetig zurückgehenden Besucherzahlen.

Hinzu kam, dass Schall und Rauch keinen festen Spielort mehr hatte. Im Jahr 2010 war der Mietvertrag für das ehemalige Schloss-Kino ausgelaufen. Daraufhin fand das Theater im Regina-Kino ein neues Domizil. Zuletzt wurden die Stücke im Bahnhof Pegnitz und im PEP-Einkaufszentrum aufgeführt. Sonderbarerweise kamen dorthin mehr Zuschauer als in die festen Spielorte.

Die Substanz fehlt

Karl Lothes vermutet, dass das Ende des Theaters vor allem mit den Personen Schorner und Leykauf zu tun hat. „Die haben alles organisiert. Wenn die entscheidenden Köpfe wegbrechen, ist nicht so viel Substanz vorhanden, um das Ganze aufrechtzuerhalten.“ Letztlich hätten sie wahrscheinlich keine Perspektiven gesehen, glaubt Lothes, der von einem großen Aufwand spricht, den die Theatermacher betrieben hätten. „Die wollten immer perfekt Theater spielen.“ „Mein Bruder hat vor einer Aufführung eine Woche Urlaub nehmen müssen, um alles zu organisieren“, so Angela Schorner. Karl Lothes will dennoch mit den Verantwortlichen noch ein Gespräch führen, um vielleicht eine neue Spielstätte zu finden und das Theater zu retten.