Amerikaner beschlagnahmten das Areal
"Doch in diese verheißungsvollen Anfänge fielen nun die ersten Belastungen", schilderte Mayer. Die amerikanische Armee versteifte sich aus strategischen Gründen auf das Kasernengelände Bindlach. Der "Kalte Krieg" hatte begonnen. Die Besatzungsstreitkräfte hatten die Verfügungsgewalt über das frühere Vermögen des Deutschen Reiches. Auch in den Kommunalverwaltungen hätten sich die Bedenken gegen eine massierte Ansiedlung einer einheitlichen Industriegruppe gemehrt. Bei einem Konjunkturrückgang drohe Arbeitslosigkeit, da ein Ausweichen auf andere Branchen nicht oder nur schwer möglich sei, lauteten die Argumente. Der Flugplatz Bindlacher Berg wurde von den Amerikanern im Sommer 1946 beschlagnahmt, die neuen Gebäude wurden gesprengt.
Die bereits vorhandenen Fachleute begannen abzuwandern. Die Hersteller und Facharbeiter des Glassektors seien nach Weidenberg, Warmensteinach und Fichtelberg gezogen, hätten dort durch die gegründeten Firmen wieder Arbeit gefunden. Ende 1953 zählte die Gablonzer Industrie im Raum Bayreuth 200 Betriebe mit 2500 Beschäftigten, bilanzierte Mayer.
Edeltraut Schmidt (76) aus Weidenberg ist eine der letzten Zeitzeuginnen. Sie ist in Gablonz geboren und kam nach der Vertreibung im September 1945 im Herbst 1946 im Alter von sechs Jahren mit Familienangehörigen in einer Baracke auf dem Bindlacher Berg unter. Im früheren Krankenhaus auf dem Bindlacher Berg hätten die Gablonzer Glaswaren produziert, etwa Aschenbecher, Parfümflaschen oder Schalen, erinnerte sie sich. Nach der Beschlagnahmung des Areals durch die Amerikaner, sei ihre Familie am 22. Dezember 1951 mit einem Lastwagen nach Weidenberg umgezogen. Auf dem Bindlacher Berg habe sie sich "gefühlt wie auf einer Einöde", in Weidenberg habe es hingegen ein Kino, ein Schwimmbad und viele Geschäfte gegeben. "Hunger hatten wir auf dem Bindlacher Berg keinen, die Lagerspeisung war sehr gut", berichtete sie.
Übrigens: Die unbekannte Zulassungsarbeit befand sich im Nachlass von Otto Fleischmann, der führender Mann der Gablonzer und Weidenberger Bürgermeister von 1960 bis 1972 war. Klaus Hübner aus Weidenberg, der aus einer sudetendeutschen Familie stammt, hat sie für die Nachwelt aufbewahrt und unserer Zeitung zur Verfügung gestellt.