Der Tag der rauchenden Köpfe

Von Norbert Heimbeck
Foto: Kai Remmers/dpa Foto: red

„Mathematik ist zwar Theorie, aber keineswegs grau“, sagt Anton Schiela und lächelt dabei. Er hat in diesem Jahr den „Tag der Mathematik“ an der Universität Bayreuth organisiert: Mehr als 400 Schüler aus Oberfranken werden heute Achteckflächen berechnen, Funktionen bestimmen und Quiz-Aufgaben lösen. Freiwillig und voller Spaß.

 
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Sprechen Menschen in Deutschland über Mathematik, sagen nicht wenige „Ich habe keine Ahnung davon, und ich bin stolz darauf“. Anton Schiela findet das seltsam. Der Professor für Angewandte Mathematik liebt die „Kulturtechnik Mathematik“ zwar von Berufs wegen, nennt aber auch andere Gründe, warum er sie so faszinierend findet: „Hollywoodfilme wie Herr der Ringe, Matrix und Titanic stecken voller Mathematik. Wie bringt man Hunderttausend Orks auf die Leinwand? Das geht nur mit Mathematik.“ Eine präzise Wettervorhersage wäre ohne Mathe nicht denkbar. Mit dem Instrument der mathematischen Optimierung werden komplizierte Start- und Landepläne für Tausende von Flugzeugen aufgestellt. Bayreuther Ingenieure haben eine Software für Konstrukteure entwickelt, die mit Hilfe der „Finite Elemente“-Methode materialsparende Bauteile erzeugt.

Mathematik ist für Professor Schiela viel mehr als bloß komplizierte Rechnerei: „Es ist eine strukturierte Art zu denken. Denken Sie an moderne Kunst oder Musik - da muss man sich auch erst reinfinden, um sie zu verstehen und später auch zu mögen.“ Faszinierend findet er „die Klarheit der Begriffe“ und die Tatsache, dass man mit Differentialgleichungen die Natur beschreiben kann. Ob es um die Standortbestimmung von Kometen im Weltall oder um das Wachstum von Tumorzellen gehe – Mathematik gebe Antworten.

Warum tun sich dann so viele Menschen schwer mit Mathe? Schiela versucht eine Erklärung: „Das Problem könnte sein, dass ein Thema auf dem anderen aufbaut. Wer in der achten Klasse Algebra verpennt, kommt in der Zehnten mit der Analysis nicht klar.“

Mehr als 400 Schüler der 5. bis 11. Klassen aus Oberfranken und der Oberpfalz kommen von 9 bis 17 Uhr auf dem Bayreuther Campus zusammen. Die Köpfe werden rauchen beim Logik-Wettkampf der verschiedenen Teams, das ist schon mal klar. Professor Schiela sagt: „Es handelt sich aber bei unserem Tag der Mathematik nicht um eine Fachtagung, sondern eher um eine Feier, an der die Schüler mit großer Begeisterung teilnehmen.“ Zur Veranstaltung gehört auch ein Vortragsprogramm mit Themen wie Mathematik in der Produktion, Das Optimierungslabor – besser geht’s nicht und Der Origami-Code.

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