Gericht besteht letzte Geduldprobe: Angeklagter Manager beendet fünftägige, „letzte“ Einlassung – Krause in anderes Gefängnis verlegt Der NKD-Prozess ist auf der Zielgeraden

Von Manfred Scherer
Gut ein Jahr nach Prozessbeginn geht der Prozess um die Untreuevorwürfe gegen den ehemaligen NKD-Manager Michael Krause aufs Ende zu. Foto: Archiv Foto: red

Mehr als ein Jahr nach dem Beginn des Untreueprozesses gegen den ehemaligen NKD-Chef Michael Krause, ist eines der längsten Strafverfahren seit langem endlich auf der Zielgeraden. Krause ist vor wenigen Tagen aus dem Knast in Hof ins Untersuchungsgefängnis in Nürnberg verlegt worden.

 
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Ehe der Vorsitzende der 3. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts in Hof am 57. Prozesstag am Mittwoch Verteidigung und Staatsanwaltschaft mit den Worten mit den Worten „richten sie sich darauf ein, dass es nach Ostern zu den Plädoyers kommen könnte“ auf eine baldige Beendigung des Prozesses vorbereitete, hatten die Prozessbeteiligten eine Geduldsprobe zu bestehen: Eine fünftägige, „letzte“ Einlassung Krauses zu den Vorwürfen.

Angeblich Geheiminfos gekauft

Wie mehrfach berichtet, legt die Hofer Wirtschaftsstaatsanwatschaft Krause schwere Untreue zur Last. Er soll für das Verschwinden von 3,7 Millionen Euro von NKD-Konten im Jahr 2012 verantwortlich sein. Das Geld floss zunächst auf das Konto einer in Hongkong sitzenden Auslandstochter und von dort an eine in Zypern sitzende Beratungsfirma. Laut Krause sollen die Millionen für geheime Herstellerinformationen ausgegeben worden sein, mit denen angeblich die Einkaufspreise bei Lieferanten in Asien profitbringend gedrückt worden sein sollen.

Ist das Geld bei einem untergetauchten Jugendfreund?

Ankläger Uwe Demuth glaubt das nicht und sieht in Krause einen untreuen Manager, der seine Firma mit Tricks und der Hilfe von Komplizen ausplünderte. Finanzermittlungen der Bayreuther Kripo hatten ergeben, dass die 3,7 Millionen letztlich an einen Mann gingen, der ein Jugendfreund Krauses ist. Der Mann ist untergetaucht, wird per Haftbefehl gesucht.

Angeschwärzt beim Eigentümer

Krauses größtes Problem: Für die Geheiminfos, die er angeblich eingekauft hat, gibt es keinen Beweis. Deshalb drehte sich ein Großteil des Prozesses um die Frage: Kann man die Version des Angeklagten widerlegen? Die Strafkammer hörte Zeugen aus der NKD, eine zentrale Zeugin war die Geschäftsführerin der NKD-Auslandstochter in Hongkong. Diese Frau leitete das Geld nach Zypern weiter und erklärte vor Gericht, sie habe eine Gegenleistung nie gesehen. Bei ihrer Zeugenvernehmung zeigte sich aber auch, dass sie Krause hasste und ihn beim damaligen Eigentümer des Unternehmens, dem niedersächsischen Millionär Claas Daun, anschwärzte. Daun gab zunächst nichts darauf und verteidigte seinen Geschäftsführer. Kurz darauf ließ er Krause fallen. Der Manager wurde Ende April 2013 gefeuert.

Der Chef als Sündenbock?

Im Prozess gab es auch Ungereimtheiten um interne Ermittlungen, die die NKD wegen der dubiosen Zahlungen angestellt hatte. Krause glaubt, dass er zum Sündenbock gemacht wurde, denn NKD-Eigner Daun hatte die Ausgabe der 3,7 Millionen zunächst abgesegnet. Kurz nach seiner Entlassung wanderte Krause am 11.Juli 2013 in Untersuchungshaft – aufgrund einer anonymen Anzeige. Nach wie vor glaubt der Ex-Manager, dass diese Anzeige aus NKD-Kreisen lanciert wurde.

Ein Komplottverdacht hat Folgen

Ein gutes Jahr war Krause der Gefangene vom Untreusee. In der U-Haftanstalt in Hof hatte er im vierten Stock die Zelle Nummer 401. Dort soll er mit zwei Mitgefangenen ein Komplott zur Entführung und Ermordung des Vorsitzenden Richters Siegbert Übelmesser geschmiedet haben. Kurz vor Weihnachten 2014 sorgte dieser Verdacht für Schlagzeilen. Mittlerweile sagt Krause, er sei von den Mitgefangenen erpresst worden.

Das ist offenbar der Hintergrund, dass Krause jetzt aus Hof nach Nürnberg verlegt wurde. Er soll nicht mit den anderen Beteiligten des möglichen Komplotts Kontakt aufnehmen können, erfuhr der Kurier. Die Anklage wegen des Entführungskomplotts liegt dem zuständigen Schwurgericht in Hof bereits vor. Ob es zu einem weiteren Prozess gegen Krause kommt, ist noch nicht entschieden.

Psychoduell mit dem Gerichtsvorsitzenden

Die fünftägige abschließende Einlassung Krauses wurden zum Psychoduell mit dem Gerichtsvorsitzenden: Krause versuchte, seine Zeit bei NKD  – er war im August 2011 in das Unternehmen eingetreten – Revue passieren zu lassen. Versuchte darzustellen, mit welch überlegenen Managermethoden er den Bindlacher Textildiscounter wieder flott machen wollte, mit welchen Intrigen er angeblich zu kämpfen hatte. Der Gerichtsvorsitzende ließ Krause reden, aber nicht unbegrenzt – immerhin hat Krause eine Verfassungsbeschwerde wegen überlanger Prozessdauer gestellt: Für den fünftägigen Spagat zwischen Krauses Recht auf rechtliches Gehör und dem prozessualen Beschleunigungsgebot bot Siegbert Übelmesser viel Geduld auf. Mit Bemerkungen wie „Herr Dr. Krause, das ist nicht relevant“ oder „Bitte, bleiben sie bei der Sache“ oder „Wir haben nicht unbegrenzt Zeit“  oder „Kommen sie zum Punkt“ steuerte Übelmesser durch diese fünf Tage. Noch ist die Beweisaufnahme nicht geschlossen. Aber am nächsten Prozesstag, am 13. April, könnte es soweit sein.

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