Der meisterhafte Jungbauer

Von Andrea Pauly

Vom Elektriker zum Landwirt, vom Landwirt zum Meister: Jürgen Pfleghardt aus Reipertsgesee (Gemeinde Betzenstein) im südlichsten Zipfel des Landkreises hat eine ungewöhnliche Entwicklung hinter sich. Mit nur 26 Jahren hat er bereits die Übernahme des elterlichen Hofs im Blick.

 
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Eigentlich war immer klar gewesen: Der ältere Bruder würde den Bauernhof der Eltern Georg und Erna übernehmen. Doch dann überlegte der es sich anders - und machte sich nach der Technikerschule stattdessen als Vermögensberater selbstständig. Es stand fest: Wenn Jürgen, nicht einspringen würde, wäre der Familienbetrieb in absehbarer Zeit Geschichte, nämlich dann, wenn der Vater in sieben Jahren in Rente geht.

Verkürzte Berufsschule

Jürgen Pfleghardt, der zu diesem Zeitpunkt schon eine Lehre als Elektriker begonnen hatte, hängte anschließend die Ausbildung zum Landwirt dran. Den praktischen Teil absolvierte er auf dem Hof der Eltern, die Berufsschule durfte er verkürzen. "Es ist gar nicht schlecht, dass ich gesehen habe, wie es sonst im Arbeitsleben zugeht", sagt er. Vor allem weiß er nun zu schätzen, wie viele Freiheiten er als Unternehmer hat.

Mit Geschäftspartnern auf Augenhöhe

Doch die Ausbildung reichte ihm nicht. Er wollte den Meisterbrief: "Ich wollte mit den Handwerkern, die ich ab und zu beauftragen muss, auf Augenhöhe reden." Das gleiche gelte für Geschäftspartner von der Molkereien oder im Landhandel. Der Meisterbrief bringt dem 26-Jährigen Respekt ein.

Außerdem ist die Qualifikation zugleich die Voraussetzung dafür, dass er auf dem Hof ausbilden darf. Und das kann in ein paar Jahren durchaus notwendig sein: "Wenn mein Vater in Rente geht, wird die Arbeit ja nicht weniger."

Drei Semester plus ein Jahr Projektarbeit

Die Meisterschule nahm zwei Wintersemester in Vollzeit und ein Sommersemester in Teilzeit in Anspruch. Auf dem Stundenplan: Pflanzenbau, Betriebslehre, Mitarbeiterführung. Ein weiteres Jahr hatte er Zeit für seine Projektarbeit. Darin verknüpfte Jürgen Pfleghardt sein Wissen aus beiden Ausbildungen und entwarf ein Beleuchtungsprogramm für den Stall. Seine Durchschnittsnote: 1,88.

Die Weichen für die Zukunft sind gestellt. Vor zwei Jahren hat die Familie Pfleghardt einen neuen Stall gebaut. 70 Milchkühe und 100 Hektar Land sollen die Zukunft von Jürgen Pfleghardt sichern. Nun bereitet sich der Meister auf die Übernahme des Bauernhofs vor. Er ist überzeugt: "Mit der Ausbildung, die ich jetzt habe, sind die Gegebenheiten besser, weil ich das Wissen habe, wie ich einen Hof wirtschaftlich betreibe."  

Hohe Abbruch- und Durchfallquote

Beim Fortbildungszentrum für Landwirtschaft und Hauswirtschaft, das für die Meisterausbildung der Landwirte im Bezirk Oberfranken zuständig ist, waren für den Jahrgang von Jürgen Pfleghardt 44 Meisteranwärter zugelassen. Davon haben 26 den Meisterbrief erhalten. Vier sind noch im Verfahren, es gab einen vorzeitigen Austritt. Acht haben die Meisterschule abgebrochen, fünf sind durchgefallen.

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