Der lange Marsch zurück in die Heimat

Von Gisela Kuhbandner
Hermann Markhof (13) hat in den 50iger Jahren erfolgreich viele Staffelrennen iabsolviert. Foto: red Foto: red

Der Skisport war sein Leben: Hermann Markhof, ein Urgestein des Skiclubs Neubau, feiert am morgigen Freitag seinen 90. Geburtstag. Der bayerische Meister im Langlauf hat eine bewegende Kriegsgeschichte zu erzählen.

 
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Der 1926 geborene Jubilare erlernte wie viele Gleichaltrige frühzeitig das Ski fahren. Nach der Schulzeit absolvierte er eine Lehre als Schmied in Weidenberg. In dieser Zeit war Markhof bereits sportlich für den SC-Neubau aktiv. Die Kraft holte er sich in seinem Beruf, die Ausdauer in den Wäldern rund um den Ochsenkopf.

Harte Arbeit und Hunger

Seine gute Kondition als Skilangläufer dürfte ihm das Leben gerettet haben. Der Soldat Markhof geriet im Juni 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Auf der der Queen-Mary wurde er nach Amerika verschifft und musste in Kansas City in Fabriken und auf Farmen schwere körperliche Arbeit verrichten. Im Dezember 1945 wurde er nach Frankreich zurückgebracht und wurde im Kohlebergbau eingesetzt. Harte Arbeit und Hunger waren immer gegenwärtig. Im Juni 1946 unternahm Hermann seinen ersten Fluchtversuch in Richtung Saarland. Auf deutschen Boden angekommen sprang Hermann auf einen Zug auf und erreichte nach rund acht Stunden Köln, wo er unglücklicherweise von einer belgischen Streife aufgegriffen und wieder nach Frankreich abgeschoben wurde. Jetzt landete Markhof in Rennes, wo die deutschen Gefangenen unter strengster Bewachung harte Arbeit verrichten mussten. Viele starben an Hunger und Entkräftung. Aufgrund seiner guten körperliche Verfassung überstand er auch diese Phase. Nächste Station war Saint Germain an der Rhone, wo eine Talsperre errichtet wurde.

Wilde Verfolgungsjagd

Die Sehnsucht nach seinen Eltern und Freunden, seinem geliebten Fichtelgebirge und dem weißen Sport war so groß, dass er einen zweiten Fluchtversuch plante. Im September 1947 wagte er mit zwei Kameraden erneut die Flucht, die allerdings vom Wachpersonal bemerkt wurde. Eine wilde Verfolgungsjagd begann. In einem Waldstück mit vielen steilen Anstiegen gelang es Markhof, sich nach stundenlangem Dauerlauf von seinen Verfolgern entscheidend abzusetzen. Nach vielen Tagen Fußmarsch überquerte Hermann heimlich die Schweizer Staatsgrenze. Hier steuerte er einsame Bauernhöfe an und bat um Essen. Auf einem der Höfe arbeitet er zwei Wochen als Erntehelfer mit und sicherte so das Überleben. Als er wieder bei Kräften war, marschierte er weiter in Richtung Deutschland. In Schaffhausen überquerte er die Grenze und suchte auf Umwegen einen Bahnhof. In der Nacht sprang er auf einen Güterzug auf der Richtung Nürnberg. Von dort ging es mit dem Bummelzug weiter nach Bayreuth und Warmensteinach. Nach einer Stunde Fußmarsch schlossen ihn seine Eltern und Freunde wieder in die Arme.

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