Die Nikkels kommen seit 45 Jahren nach Fleckl Der Kurgast an der Kirchenorgel

Von Andreas Gewinner
Sind wie eine Familie: Anton Reichenberger (zweiter von rechts) vom Hotel Bergblick in Fleckl mit Ina und Bé Nikkels von Slingerland aus den Niederlanden (links daneben), die nun zum 100. Mal in Fleckl waren. Dafür wurden sie nun von Tourismusmanager Andreas Munder und Regina Rabenstein von der Tourist Information (links) sowie Bürgermeister Axel Herrmann (rechts) geehrt. Mit im Bild Juniorchef Hubert Reichenberger. Foto: Andreas Gewinner Foto: red

100 Mal von Alkmaar nach Fleckl in 45 Jahren: Die Familie Bé und Ina Nikkels van Slingerland gehört zu den treuesten Urlaubsgästen der Gemeinde Warmensteinach. Dabei begann alles mit einem Zufall.

 
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Bé Nikkels war als Busfahrer in ganz Europa unterwegs. "Du erzählst so viel vom Ausland. Das möchte ich auch mal sehen", sagte irgendwann seine Frau Ina zu ihm. Die beiden kommen aus Alkmaar in den Niederlanden, in Deutschland am ehesten bekannt für seinen Käsemarkt. Und als Heimatstadt der TV-Legende Rudi Carrell.

Die Nikkels fuhren ins tschechische Karlsbad. Doch das Hotel war furchtbar; sie entschlossen sich, nach Deutschland weiterzureisen und fragten andere Urlauber, wo man denn dort gut unterkäme. "Versuchen Sie es in Bischofsgrün oder Warmensteinach", war die Antwort.

Bitte am Waldrand

Die beiden machten sich auf in Richtung Fichtelgebirge, einziges Kriterium: ein Hotel am Waldrand. Die damalige Hoyerbaude in Bischofsgrün schien wie gemacht für ihre Wünsche. Doch sie war ausgebucht. Im Service war damals der Bruder von Anton Reichenberger vom Fleckler Hotel Bergblick. Das liegt auch am Waldrand. Er rief kurzerhand in Fleckl an und machte alles klar für die Nikkels.

"Das weiß ich noch wie heute", sagt der inzwischen 81-jährige Anton Reichenberger, wenn er an den ersten Besuch der Nikkels im Jahr 1970 zurückdenkt. In den 45 Jahren seither sind die Nikkels von Gästen zu Freunden, ja Familienangehörigen geworden, haben das Aufwachsen der Kinder und Enkelkinder im Hause Reichenberger miterlebt, kamen bis zu viermal im Jahr nach Fleckl. Denn nachdem die Holländer festellten, dass man in Fleckl auch Wintersport machen kann, war Österreich als Urlaubsziel abgeschrieben. Die Nikkels haben früher selbst Ferienwohnungen vermietet, meist an Deutsche, "die D-Mark haben wir gespart und sind damit hergekommen", sagt Ina Nikkels und lächelt verschmitzt.

Selbst im Krankenhaus war es schön

Doch ein Urlaub in Fleckl wäre für Ina Nikkels beinahe der letzte gewesen. Sie musste mit einer akuten Blinddarmentzündung nach Bayreuth ins Krankenhaus. "Aber es war schön! Alle waren da, ich habe gar nicht gemerkt, dass ich nicht in Holland bin", schildert die lebhafte alte Dame. Und wenn ihr Mann Bé sie im Krankenhaus besuchte damals, ging er danach noch ein paar Zimmer weiter und besuchte den langjährigen Warmensteinacher Bürgermeister Josef Prechtl, der zur selben Zeit das Krankenhausbett hüten musste.

Heute kommen die Nikkels noch zweimal im Jahr nach Fleckl. Die lange Strecke - 770 Kilometer in fünf Stunden - macht dem einstigen Berufskraftfahrer nichts aus: "Mein Beruf ist mein Hobby und mein Hobby ist mein Beruf."

Aushilfsorganist

Aber Bé Nikkels hat noch ein anderes Hobby: das Orgelspielen. Wann immer er eine Kirche betritt, nimmt er besonders die Orgel unter die Lupe. So geschehen auch einmal in der Oberwarmensteinacher Laurentiuskirche. Der damalige Pfarrer Eugen Pruszynski fragte ihn: "Sind Sie der Organist?" Bruszynski hatte gleich eine Taufe, aber keinen Organisten. Nikkels bot sich an auszuhelfen. Der Pfarrer legte ihm drei Notenstücke vor, mit denen der Urlauber sein Können unter Beweis stellen musste. Er bestand die Ad-Hoc-Prüfung. Und spielte die Kirchenorgel bei der anschließenden Taufe.

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