Der Klang, die Resonanz, der Raum

Von Michael Weiser

Er kam. Sah. Und spielt: Simon Vincent verliebte sich spontan in Klaviere eines heimischen Klavierbauers. Blieb zum Üben da, nahm eine CD auf. Und stellt heute bei Steingraeber seine Musik vor.

 
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Er war schon mal in der Sübkültür: Simon Vincent, Jahrgang 1967. Damals kam er mit seinen Studenten, für einen Abend mit Kurzfilmen und Musik. Und dann noch mal mit seinem Kumpel Tom Arthurs.  Schon damals, vor etwas mehr als einem Jahr, hat er sich als Grenzgänger empfohlen, als Klangbastler, als Musik-Experimentator.

Jetzt ist er wieder zu Gast in der Stadt, an der er schon mal für einige Zeit unterrichtet hat. Und er bereitet sich auf einen Solo-Auftritt vor, der in einer Zusammenarbeit über die Bühne gehen wird: Bei Steingraeber ist das Konzert. Eingeladen aber hat die Sübkültür. Und es könnte ein spannender Abend werden: Vincent, kürzlich für den Paul Hamlyn Foundation Award for Artists nominiert, lotet wieder Grenzbereiche aus. Unter dem Titel „Klang, Resonanz, Raum“.

Begeisterung fürs Spirituelle: Simon Vincent. Quelle: You Tube

Wasser und Klang

Was seine jüngsten CDs so verraten: Vincent schafft minimalistische Klangwelten, die das Publikum einladen, in sich hineinzulauschen. Wasser, das Geräusch des Wellenschlags kombiniert er mit Klavier. In Triest ließ sich der in vielen Ländern auftretende Brite zu seiner Musik inspirieren, „durch das Wasser, das Triest berührt, in dem ich die Quelle des Lebens und der Liebe gefunden habe“. Auch die Erinnerung an Psalm 23 spielt eine Rolle, die Erzählung vom guten Hirten, bei dem es kein Dürsten gibt.

Elektronik-Spielereien mit Kasetten

Bis zu dieser Entdeckung hat Vincent einen langen Weg zurückgelegt. Wie fast alle Menschen seines Alters hatte er irgendwann einmal mit Kassetten zu tun gehabt. Der Unterschied: Er experimentierte mit ihnen, befasste sich mit Elektronik, ging zur Blütezeit des Synthesizer-Sounds bereits neue Wege mit Loops und Samples. „Ich beschäftigte mich auch während meines Studiums mit Elektronik, und so habe ich meine musikalische Sprache entwickelt. Ich hatte da viel Spielraum zur Gestaltung des Klangs, viel Spielraum auch für das, was ich erzählen wollte.“

Er kann aber auch anders. Es ist noch gar nicht lange her, da kehrte er dann doch wieder zum Klavier zurück. „Die Rückkehr zum Klavier, in einem Trio, das war schon eine sehr persönliche Geschichte.“ Eine persönliche Geschichte, die in ein elegantes Jazz-Album mündete, in einer geradezu schon klassischen Besetzung. „Alles hat seine Zeit. Und da war’s eben Zeit, wieder ans Klavier zurückzukehren.“

Allein auf dem Kreuzweg

Am Dienstag ist er allein. Allein mit seinem Klavier und seinem Publikum. Er stellt Auszüge aus seinem neueren Schaffen vor, ein Werk heißt "Stations oft the Cross" - Stationen des Kreuzweges. So lautet auch der Titel der neuen CD.  Vincent denkt viel nach über das, was er „Verhältnis von Mensch und Gott“ nennt. Eine Gottesdienstbesucher sei er nicht, sagt er, "aber ich mag die Gebäude gern". Wohl auch, weil sie die Konzentration, die Selbstversenkung fördern. Sehr meditativ sei diese Musik, erklärt Vincent. Im zweiten Teil des Gesprächskonzerts will er „ein bisschen improvisieren“, über Stücke seiner Jazz-Produktion.

Eleganter Jazz in klassischer Besetzung: Simon Vincent kann auch anders. Hier ein "Carousel" mit dem Occasional Trio. Quelle: You Tube

Das Publikum entscheidet

Bayreuth gefällt ihm gut. „Als Lehrer in Bayreuth habe ich nur schöne Sachen gehört.“ Und er machte Erfahrung mit einem großzügigen Haus. „Bei Steingraeber bin ich reinspaziert, und sofort dachte ich mir, ich muss da spielen. Die Instrumente sind so schön.“ Er kam also, fragte. Und spielte. Nahm seine neue CD auf, die 2017 erscheinen wird. Und am Dienstag hat er sein Konzert dort. „Für mich ist das eine Begegnung. Letztlich wird das Publikum entscheiden, was es für eine Begegnung sein soll. Ich hoffe, eine schöne.“

INFO: Sübkültür und Steingraeber präsentieren das Konzert am Dienstag, 11. Oktober,  im Steingraeber-Haus. Beginn ist um 19.30  Uhr. Für Sübkültür-Mitglieder: Treffpunkt an der Kämmereigasse, um 19.15 Uhr geht’s los zu Steingraeber. Für Süb-Mitglieder ist der Eintritt frei.