Der Hermos-Chef ist tot

Von Thorsten Gütling
Dieter Herrmannsdörfer, der Gründer und Chef der Hermos AG ist tot. Ein Nachruf. Foto: red Foto: red

Dieter Herrmannsdörfers Leidenschaft war das Laufen. Jetzt ist der 65-Jährige dabei gestorben. Auf dem Weg von Eckersdorf nach Mistelgau erlitt der Gründer und Geschäftsführer der Hermos-Gruppe einen Herzinfarkt. Herrmannsdörfer hinterlässt eine Frau, zwei Kinder und drei Enkel. Wer war der Mann, der in einer Garage eine Firma für Schaltanlagen gründete, die heute 500 Menschen auf der ganzen Welt Lohn und Arbeit gibt?

 
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Herrmannsdörfer wurde 1951 in Thurnau geboren. Auf dem Bauernhof der Eltern in Limmersdorf galt es für die drei Kinder, mit anzupacken. Seine spätere Sekretärin, Kerstin Stöckel, sagt: „Er war der erste, der einen Besen in die Hand nahm.“ Ein Leben als Landwirt kam für Herrmannsdörfer dennoch nicht in Frage. Viel lieber studierte er Elektrotechnik. 1980 baute er in der Garage der Eltern dann die ersten Schaltschränke. Es war der Beginn der Firma Hermos.

Hubschrauberpilot und doch bescheiden

Das Landleben hatte ihn da schon geprägt. „Der Garten war sein Ding“, sagt Herrmannsdörfers Tochter, Saskia Barkhoff. Und noch als Chef von 500 Mitarbeitern habe der Vater die Bescheidenheit geliebt. Zwar ging der passionierte Pilot im Hubschrauber auf Geschäftsreisen. Übernachtet habe er aber viel lieber in einer Pension mit Frühstück, als in einem Fünf-Sterne-Hotel, sagt Sekretärin Stöckel. Tochter Saskia nennt ihn pragmatisch. Als es bei einer Fahrradtour auf Mallorca zu regnen begann, habe sich der Vater eine Mülltüte übergezogen, die er zuvor von einem Müllwagen geholt habe.

Der Weihnachtsbaum als Wissenschaft

1983 zieht Herrmannsdörfer nach Mistelgau. Erst in die Culmer-, dann in die Gartenstraße. Während im Obergeschoss die Kinder aufwuchsen, werkelten im Keller die Mitarbeiter. Stöckel sagt, der Chef habe alle seine 330 Mitarbeiter in Mistelgau persönlich gekannt. Die Mailadressen aller Beschäftigten habe sie um Fotos ergänzen sollen, der Chef habe wissen wollen, mit wem er spricht. Stöckel nennt Herrmannsdörfer nicht nur einen Chef, sondern auch einen Freund. Einen, der gerne mit seinen Mitarbeitern bei Firmenfesten zusammen saß. Einen, der anderen aus der Patsche geholfen habe, ohne das an die große Glocke zu hängen. Und der ein Perfektionist war. Einer, mit einem Auge für Kleinigkeiten, egal wieviel Zeit dafür nötig war. Die Suche nach dem perfekten Weihnachtsbaum sei eine Wissenschaft für sich gewesen, sagen die Kinder.

Der Innenverteidiger aus Thurnau

Einen Kumpel nennt ihn Mistelgaus Altbürgermeister Georg Birner. Einen, der manchmal ungeduldig, aber vielleicht gerade deshalb so erfolgreich war. Birner spricht von einem guten Gesprächspartner, auf dessen Wort man sich verlassen konnte. Von einem, mit dem er nicht immer einer Meinung gewesen sei, aber dessen Meinung er geschätzt habe. Als junge Männer trafen Birner und Herrmannsdörfer oft aufeinander. Der eine als Torwart des SV Mistelgau, der andere als Innenverteidiger des TSV Thurnau. Birner sagt: „Gefährlich wurde es, wenn er bei Ecken mit nach vorne kam.“ Nach einem Riss der Achillessehne hing Herrmannsdörfer im Alter von 40 Jahren die Fußballschuhe an den Nagel. Fortan war das Laufen seine Leidenschaft. Immer am Sonntag drehte er seine Runde. Bis zum vergangenen. „Es ging schnell, er starb an einem schönen, sonnigen Tag“, sagt sein Sohn Jörg.

Zwei Reisen bleiben ihm verwehrt

Auch wenn er als Unternehmer und Pilot die ganze Welt gesehen hat, zwei Reisen hätte Herrmannsdörfer vor seiner letzten gerne noch gemacht: Mit Tochter Saskia wollte er noch auf Safari gehen und mit den Enkelkindern eines Tages zu einer Männerreise nach Amerika aufbrechen.

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