Erst Mitarbeiter des Landrats, Bürgermeister in Bindlach und jetzt selbst Landrat des Landkreises Bayreuth Der Heimkehrer: Landrat Hermann Hübner wird 60

Von Ulrike Sommerer

Natürlich hat er Wünsche. Zum Geburtstag hat man die, das ist so vorgesehen. Er wünscht sich, dass er gesund bleibt. Das ist es, was Landrat Hermann Hübner zuerst einfällt. Ein Wunsch, den man so dahinsagt, jeder, immer, wenn man gefragt wird. Hübner sagt es nach einigem Überlegen. Am Dienstag wird er 60 Jahre alt.

 
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Er weiß zu schätzen, was Gesundheit bedeutet. Nach einer überstandenen Krebserkrankung will er nur das: Gesund „und mit frischer Kraft das siebte Lebensjahrzehnt anpacken“.

Er wird sich heute feiern lassen. Von seinen Freunden und Nachbarn, mit denen er schon in Allerherrgottsfrühe rechnet, von seinen Mitarbeitern, von den üblichen Honoratioren aus dem Landkreis, von Bürgern. Er wird sich feiern lassen, weil man das so macht. Er sei ja selbst Gratulator, seit vielen Jahren, sagt er lächelnd. Und jetzt wird eben ihm gratuliert. Hübner kennt das Prozedere. „Ich bin ja auch schon einmal 50 geworden.“ Damals war Hübner aber noch kein Landrat. Hübner lernte das Landratsamt von einer anderen Warte aus kennen. Zwölf Jahre lang war er Referent seines Vorgängers, Klaus-Günter Dietel, dann wurde Hübner zum Bindlacher Bürgermeister gewählt, hatte dieses Amt 14 Jahre inne. Und 2008 kam er ins Landratsamt zurück – als Chef.

Kokettieren mit der Herkunft

Wenn er sich selbst beschreiben soll, kokettiert Hübner immer wieder mit seiner Herkunft. Ein Bauernbub sei er, sagt er. Dann sei er vielseitig, detailverliebt („Ich will auch, dass bei einer Veranstaltung die Servietten passen und in Blumensträußen nicht Gerbera dominieren, das ist nicht meine Blume“), er sei ein Per-Du-Typ und gehe keiner Schwierigkeit aus dem Weg. Hübner will alles genau wissen. Deshalb stand er, kurz nach Amtsantritt, auch im OP bei einer Operation. Als Landrat nun auch zuständig für das Klinikum wollte er wissen, wie dort gearbeitet wird. Die Breite des Amtes – und das auch in geografischer Hinsicht – sei es, die den Beruf Landrat vom Beruf Bürgermeister unterscheidet. Tourismus, die Therme Obernsees, das Klinikum, Abfallwirtschaft, Schülerbeförderung, die Versorgung des Landkreises mit Ärzten, Kombiklassen – das Spektrum seiner Aufgaben ist nicht nur groß, es sind auch arbeitsintensive Bereiche, erzählt er.

14 Jahre war Hübner Bürgermeister in Bindlach, dann wurde die nächste Aufgabe an ihn herangetragen: Landrat. Als der Wunschkandidat Staatssekretär Hartmut Koschyk absagte, blieb in CSU-Kreisen wohl nur er noch übrig, um diesen Posten anzugehen. Hübner lächelt, wenn er sich daran erinnert. Er lächelt überhaupt oft, während er von sich erzählt. Sein Blick sucht währenddessen etwas in der Ferne.

Nie als zweite Wahl gesehen

Als zweite Wahl habe er sich nie gesehen, trotzdem „war ich nicht gleich bereit, ja zu sagen“. Sein Bürgermeisteramt aufzugeben fiel ihm nicht leicht und als ehemaliger Mitarbeiter Dietels wusste er auch, was auf ihn zukommen kann. Doch dann dachte er sich, nach 14 Jahren noch einmal etwas Neues anzupacken, wäre sicher auch nicht verkehrt. Und so sagte er zu. „Dass wir dann gleich so einen Kracher kriegen, wie die Wirtschaftskrise“ wusste er bei der Wahl 2008 natürlich noch nicht. Wirtschaftskrise, Energiewende, die Schwierigkeiten in der Tourismuszentrale Fichtelgebirge – Themen, die Hübner nicht auf dem Radar hatte, denen er sich aber stellen musste. Ausweichen, wegducken, das gibt es für ihn nicht. „Das Leben ist kein Wunschkonzert“, sagt er sich und ist überzeugt, dass es für jedes Problem eine Lösung gebe. „Man muss sich nur anstrengen, dass man sie findet.“

Wenn Hübner seine bisherige Amtszeit überdenkt, sind es vor allem die Probleme, die ihm in den Sinn kommen. Dinge, die man nicht geschafft hat, merke man sich einfach stärker. Erfolge feiern, das sei nicht sein Ding. Nach einigem Nachdenken sagt er, dass er sich über einstimmige Entscheidungen im Kreistag freut und darüber, dass das Miteinander von Landkreis und Stadt Bayreuth besser wurde. Präsenter sind Hübner aber Schwierigkeiten und auch tragische persönliche Schicksale, wie etwa der Doppelmord in Speichersdorf, als sich der Landkreis um die Waisen kümmern musste. „Das sind Dinge, die unter die Haut gehen.“ Dinge, die er auch mit nach Hause nimmt und in die Nacht. Ob im Haushalt des Landkreises dagegen fünf Millionen Euro mehr oder weniger stehen, ist nichts, was ihn auch privat beschäftigt. „Dafür bin ich zu lange im Geschäft.

Als Bürgermeister näher dran

Als Bürgermeister war Hübner näher am Bürger, als er es nun als Landrat ist. Hübner mochte das. Jetzt sind die Entfernungen weiter, die Distanz größer. Den Kontakt zum Bürger will er sich dennoch bewahren und fährt, wenn es sein muss, auch schon einmal zu zwei Streithähnen irgendwo draußen in irgendeiner Landkreis-Gemeinde. „Da scheue ich mich nicht, das zu tun. Allerdings nur, wenn es Sinn macht.“ Dabei, meint er, sei es gar nicht so entscheidend, was man alles mache. Die Wahl zum Landrat werde immer mehr zu einer Persönlichkeitswahl. „Kompetenz allein ist es nicht mehr.“ Seine Gegner bei der nächsten Wahl, die langsam Gestalt annehmen, nehme er ernst. „Eine junge Frau genauso, wie einen gestandenen Kommunalpolitiker.“

Und die Partei? „Ach, die spielt im kommunalen Bereich doch kaum eine Rolle.“ Seit 1977 ist Hübner CSU-Mitglied. Er trat damals ein, weil es vom Vorsitzenden der Jungen Union so erwartet worden sei, erinnert er sich lachend. Aber natürlich – sonst wäre er ja auch in der JU falsch gewesen – läge ihm die konservative Denkweise näher. Wertkonservativ nennt er das, was ihm, dem Bauernbub, auch im Elternhaus vermittelt worden sei. Immer aber habe er sich als eher kritischer Geist innerhalb der CSU gesehen. 1990 wurde Hübner in den Bindlacher Gemeinderat gewählt, vier Jahre später wurde er dann Bürgermeister. Und jetzt ist er eben Landrat.

Familie kommt etwas kurz

Zeit bleibt da nicht viel. Und doch achtet Hübner darauf, auch noch Dinge zu tun, die ihm privat Spaß machen. Die Familie – inzwischen gehören auch zwei Enkel dazu - kommt etwas kurz. Das hört er von seiner Frau Gisela schon ab und zu. Aber die vier Kinder sind schon erwachsen. Und zu einigen Terminen und Veranstaltungen kann seine Frau schließlich auch mitkommen. Ohnehin sei er nie jemand gewesen, der einen pünktlichen Feierabend hatte. Als Bürgermeister nicht, und auch vorher, als Mitarbeiter seines Landrat-Vorgängers, nicht. „Wer bei Dietel gearbeitet hat, war auch nicht um 18 Uhr daheim“, sagt er. Seine Musik will Hübner nicht missen, er spielt bei der Konzertinagruppe Pastyrik und fehlt dort nur ganz selten.

Und auch sportlich möchte er aktiv bleiben. Hübner wandert viel, fährt Rad. Auch zur Arbeit kommt er ab und zu mit dem Fahrrad. „Momentan steht es sogar unten“, sagt er und deutet mit einer vagen Handbewegung Richtung Landratsamtkeller. Es steht da, weil er nach Hause dann doch mit dem Auto fuhr. „Weil es dann zu regnen anfing.“ Der Sport, das Wandern, ist es dann auch, das einen Wunsch bestimmt, den sich Hermann Hübner zum Geburtstag selbst erfüllt. Mit der Familie geht es für ein paar Tage in die Berge. Und alle kommen mit.


INFO: Anstelle von Geschenken bittet Hübner um eine Spende an den Verein zur Förderung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Klinikum Bayreuth. Kontonummer 207 46608, Bankleitzahl 77350110, Sparkasse Bayreuth, Verwendungszweck 2210.

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