Physio Herrmannsdörfer Der Basketballer im Behandlungszimmer

Von Amelie Wollny
Jeden Donnerstag wirft Amelie Wollny einen Blick auf die Geschehnisse rund um Medi Bayreuth. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Tobias Herrmannsdörfer schafft etwas, was nur sehr wenige Menschen schaffen: Er ist ehrgeizig, und trotzdem unbeschwert. Der Grund dafür ist seine Leidenschaft: für Basketball, für seine Arbeit.

 
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Er ist der Physiotherapeut bei Medi Bayreuth, in seinem Therapieloft machen die Spieler Fitnesstraining und werden behandelt, bei Spielen sitzt er neben ihnen auf der Bank. Herrmannsdörfer ist selbst Basketballer, er hat diese Grundeinstellung: Im Spiel immer alles geben. Und im Leben. Und wenn mal was nicht klappt, trotzdem Spaß haben – denn hey, man war dabei.

Der 29-Jährige lacht sehr viel. Dabei legt er den Kopf in den Nacken, schließt die Augen kurz und zeigt alle Zähne. Als er zehn Jahre alt war, fing er an, im Verein zu spielen. Jugendmannschaft, Regionalligamannschaft, Bayernauswahl, mit Alex King, Sebastian Betz, die jetzt in der ersten Liga spielen. Er selbst schaffte es bis in die Zweitliga-Mannschaft. So viel hat er da nicht gespielt. Einmal zehn Sekunden, gegen Ehingen, als Bayreuth mit 30 Punkten hinten lag. „Da hab ich gegen Nicolai Simon einen Rebound geholt." Er lacht, legt den Kopf in den Nacken. „Das halte ich ihm heute noch vor." Ein Jahr war er Spieler und Physiotherapeut der ersten BBC Bayreuth-Mannschaft. Aber selber spielen und Teamkollegen behandeln – „das ging nicht". Deswegen ging Herrmannsdörfer weg. Machte eine Ausbildung zum Sportphysio, zum Athletiktrainer, er begleitete die U 16-Nationalmannschaft zur Europameisterschaft, hospitierte bei der Nationalmannschaft, lernte Dirk Nowitzki kennen.

Herrmannsdörfer war früher einer von denen mit den weiten Hosen, weiten Shirts, Stirnband. Mit 16 lässt er sich einen Basketballer auf seinen Oberarm stechen. Ein Geschenk der Oma. Jetzt spielt er in keiner Mannschaft mehr. „Aber bevor ein Spieler aus der Reha zurück darf, sag ich:Da musst du mich erst mal auf dem Feld besiegen." In Wurfspielen, er war Guard. Mit Kevin Hamilton habe er das bis zum Exzess getrieben. Warum er selbst nicht in der Profi-Mannschaft spielt, versteht er nicht so ganz, sagt er. „Ich bring mich da immer mal wieder ins Gespräch: Ich bin günstig, ich kann schießen, ich bin deutsch." Die Antwort von Assistenz-Trainer Tim Nees sei dann immer: Bevor wir dich nehmen, nehmen wir Mannschaftsbetreuer Eddi. Herrmannsdörfer grinst.

Basketball ist ein komplexer Sport. Der Körper ist noch viel komplexer. Verletzungen gehören dazu, der zweifache Familienvater kennt das. Bänderrisse, draußen sitzen, wieder fit werden, alles erlebt. Die meisten Verletzungen können er und seine Kollegen wie Sebastian Reichenberger so gut behandeln, dass die Fans die gar nicht erst mitbekommen. Aber manchmal, selten, geht das nicht. „Wir können nicht Gott spielen." Was er niemals machen würde: Spieler fit spritzen lassen. „Die Gesundheit geht vor." Das ist einer der seltenen Momente, in denen Herrmannsdörfer kurz nicht lächelt. Dann erzählt er noch von NBA-Spieler Kobe Bryant, seinem Jugend-Helden, von Triathletin Anne Haug, deren Cheftherapeuth er ist, von seiner fünfjährigen Tochter Lana, die ihn jeden Sonntag heiraten will, legt den Kopf in den Nacken, lacht und zeigt alle Zähne.

Info: In dieser Kolumne wirft Amelie Wollny jede Woche einen Blick auf die Ereignisse rund um Medi Bayreuth.

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