IHK-Präsident: Realität besser als Prognosen Demografie: Verluste nicht ganz so schlimm

Auch eine Folge des Bevölkerungsrückgangs: Immer mehr Läden in Oberfranken stehen leer. Foto: red Foto: red

Es kommt wohl nicht ganz so schlimm wie oft vorhergesagt, dennoch ist die Tendenz eindeutig: Oberfranken verliert weiter an Einwohnern. Dies bestätigt eine neue Prognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Doch es gibt auch einen kleinen Lichtblick.

 
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Die Studie geht der Frage nach, wie sich Deutschlands Regionen bis zum Jahr 2030 entwickeln. Was längst bekannt ist: Die Bevölkerung wird immer älter – doch diese Entwicklung verläuft regional sehr unterschiedlich. Mit München auf der einen und Brandenburg auf der anderen sind die extremen Pole benannt. Alles andere spielt sich dazwischen ab.

Während die Bevölkerung in der bayerischen Hauptstadt zwischen 2010 und 2030 um 20 Prozent wachsen soll, wird der Landkreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg laut der Prognose in diesem Zeitraum fast 30 Prozent seiner Einwohner verlieren. Gerade ländliche Gegenden sind vom Bevölkerungsschwund betroffen. Zwei Drittel von ihnen sollen laut der BBSR-Untersuchung bis 2030 an Einwohnern verlieren. Prozentuale Zuwächse seien dagegen selten, zweistellige allenfalls in Bayern und Baden-Württemberg zu erwarten.

Von der positiven Entwicklung in Teilen der Südländer kann Oberfranken freilich nicht profitieren. In allen Regionen des Regierungsbezirks weist die Prognose ein Minus auf – allerdings mit starken graduellen Unterschieden.

Nicht jede Prognose traf zu

Während die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Bamberg (minus 0,6 Prozent) und im Landkreis Bamberg (minus 1 Prozent) noch relativ stabil erscheint, sind die Zahlen aus Ost-Oberfranken erschreckend: Für den Landkreis Wunsiedel prognostiziert die Untersuchung einen Bevölkerungsrückgang von 19,9 Prozent, für den Landkreis Hof soll 2030 ein Minus von 15 Prozent zu Buche schlagen. Eindeutig nach unten, allerdings weniger stark, zeigt die Kurve in Bayreuth: Laut der Prognose wird die Stadt 8,9 Prozent an Einwohner verlieren, der Landkreis 6,3.

Wie gemeldet, hat Bamberg inzwischen mehr Einwohner als Bayreuth. Das von Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe formulierte Ziel, bald wieder die größte Stadt Oberfrankens zu sein, scheint durch die Prognose des BBSR in weite Ferne zu rücken. Wenig erfreulich auch die Entwicklung im Landkreis Kulmbach. Hier soll die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2030 um zwölf Prozent sinken.

Doch es muss nicht soweit kommen. Der Blick in die Glaskugel zeigt nicht in jedem Fall das, was sich tatsächlich in der Realität ereignen wird. Rückblickend lässt sich sagen, dass in der Vergangenheit nicht jede Prognose zu hundert Prozent ins Schwarze getroffen hat.

Heribert Trunk, Oberfrankens IHK-Präsident, ist der Sache nachgegangen und hat ältere Prognosen des Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung mit den tatsächlichen Zahlen verglichen. Trunks Ergebnis: Die Abweichung von der Prognose fällt zugunsten Oberfrankens aus. Will sagen, man hat nicht ganz so viele Einwohner verloren, wie vom Landesamt für Statistik vorhergesagt. Und Trunk verweist im Gespräch mit dem Kurier auf einen kleinen Lichtblick: „Wir hatten im vergangenen Jahr in Oberfranken mehr Zuzug als Wegzug. Wir holen Jahr für Jahr auf.“ Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Der „Sterbeüberschuss“ freilich konnte nicht ausgeglichen werden. Laut Trunk kann dies nur durch qualifizierte Zuwanderung gelingen. Um sogleich bereits mehrfach formulierte Forderungen nachzuschieben: nach dem schnellsten Breitband, nach den besten Bus- und Zugverbindungen sowie nach guter Kinderbetreuung.

Und auch für die Region um Wunsiedel zeigt Trunk eine Option auf: Man will den Schulterschluss mit Tschechien suchen und Unternehmen von dort ansiedeln. „Wenn wir das Hinterland von Tschechien geschickt nutzen, dann hat Wunsiedel eine andere Chance als in der Statistik dargestellt.“ roko

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