Dekan Jürgen Zinck legt sein Kreuz ab

Von Sonny Adam
Schweren Herzens legte Dekan Jürgen Zinck das Kreuz, das er bei allen Gottesdiensten getragen hat, ab und gab es Regionalbischöfin Dorothea Greiner zurück.⋌ Foto: Sonny Adam Foto: red

Seine letzte Predigt als Dekan hielt am Sonntag Jürgen Zinck. Viele Weggefährten und Freunde waren zum Abschiedsgottesdienst in die St. Petri-Kirche gekommen.

 
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Er sei immer gerne Dekan in Kulmbach gewesen, betonte Zinck. Eigentlich wollte er, obwohl er das Rentenalter bereits erreicht hat, freiwillig noch ein paar Berufsjahre dranhängen. Doch dann ereilte ihn ein Herzleiden und Zinck revidierte seine Entscheidung. Schweren Herzens setzte er sich zur Ruhe.

"Mein Papa arbeitet nicht"

In einem Abschiedsgottesdienst, an dem mehr als 30 Pfarrer teilnahmen, sagte er der Gemeinde und dem Dekanat Adieu. Seine letzte Predigt war so, wie man es von Zinck gewohnt ist: kurzweilig, tiefsinnig, modern, direkt, aber auch mit Worten zum Nachdenken. Pfarrer seien nicht überall gut angesehen, sagte Dekan Zinck und erinnerte an die Worte, die sein eigener Sohn, als er fünf Jahre alt war, verkündet hat: „Mein Papa arbeitet nicht“, erzählte Zinck. Damit traf sein Sohn ins Mark derjenigen, die geistige Arbeit gering schätzen und ins Lächerliche ziehen. Später hätte er seinen Kindern Cornelia und Christopher immer erzählt, dass er lernen würde: „Lebenslanges Lernen gehört für einen Pfarrer dazu“, so Zinck. Und genau so hat Zinck seinen Beruf immer verstanden. Mit jeder Begegnung habe er dazu gelernt, erklärte der scheidende Dekan.

Jesus auf dem Papierstapel

38 Jahre lang war Zinck Pfarrer, 16 Jahre Dekan in Kulmbach. Begleitet hätte ihn während dieser Zeit eine Jesusfigur, die immer auf den Aktenbergen lag und die er einmal für einige Cent erworben hatte. Manchmal sei dieser Jesus in den Aktenbergen versunken, doch er war immer da, sagte Zinck. Pfarrer zu sein habe ein bisschen was von einem Kellner. „Als Pfarrer serviert man das Wort Gottes. Leider erfährt man meistens nicht, was daraus geworden ist“, so der scheidende Dekan.

„Dekan Jürgen Zinck hat verfügt, dass er ein Jahr auf Dekanatsebene nicht gefragt werden möchte, ob er predigen möchte“, erklärte Regionalbischöfin Dorothea Greiner. „Aber Dekan Jürgen Zinck bleibt ein Prediger und ein Lehrer. Denn der Glaube und die Wahrheit waren ihm immer wichtig. Deshalb sei sie sich sicher, dass Zinck auch nach seinem Ruhe- und Erholungsjahr wieder an die Kanzel treten wird. Aber ohne Zwang, ohne Verpflichtung.

Zinck wurde am 1. Mai 2000 Dekan in Kulmbach. Jetzt musste er schweren Herzens das Kreuz ablegen, das er bei allen Gottesdiensten und öffentlichen Auftritten getragen hatte und legte es in die Hände der Regionalbischöfin zurück. Alle Angehörigen der St. Petrigemeinde, Freunde und Weggefährten wünschten dem scheidenden Dekan das Allerbeste.

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