Auch oberfränkische Wissenschaftler befassen sich mit dem Roboter-Fahrzeug Das Auto ohne Fahrer

Von Elmar Schatz
Noch hat der Google-Kleinwagen ein Lenkrad, spätere Modelle sollen ohne Steuer auskommen. Foto: dpa Foto: red

Mit dem Auto ohne Lenkrad, das ohne Fahrer auskommt, beschäftigen sich auch oberfränkische Forscher - und keineswegs nur Entwickler beim Internetriesen Google, der jetzt sein eigenes selbstfahrendes Fahrzeug vorgestellt hat. Wie könnte die Zukunft aussehen? Das erklärt Professorin Daniela Nicklas vom Lehrstuhl Informatik und Mobile Software Systeme der Universität Bamberg.

 
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Wann wird das Auto ohne Lenkung in Deutschland ein gewohnter Anblick sein?

Professorin Daniela Nicklas: Außerhalb von Freizeitparks und Flughäfen werden da sicher noch ein paar Jahre ins Land gehen. Was in zwei bis drei Jahren kommen wird, sind hochautomatisierte Fahrzeuge, die bestimmte Strecken (zum Beispiel Autobahnen) alleine fahren können – während die Fahrerin mit dem Smartphone E-Mails beantwortet. Aber wenn sich eine schwierige oder kritische Situation abzeichnet, wie eine Baustelle, meldet sich das Fahrzeug und die Fahrerin muss innerhalb von zehn Sekunden übernehmen.

Wie funktioniert dieses Fahrzeug, für den Laien erklärt?

Nicklas: Im Grunde wie ein mobiler Roboter: Der Laserscanner auf dem Dach ist das Auge des Fahrzeugs. Er vermisst die Umgebung, erkennt Fahrbahn, Schilder und andere Verkehrsteilnehmer, und gibt diese Information an die Fahrzeugsteuerung weiter. Ohne eine digitale Karte – wie sie auch in einem Navigationsgerät zu finden ist, nur viel genauer – geht es aber nicht. Mit einem GPS weiß das Fahrzeug grob wo es auf der Karte ist – und mit dem Laserscanner dann genau.

Ist das Google-Auto Ihrer Einschätzung nach schon so wie man sich das Konzept in Zukunft vorstellen muss, selbst wenn es bis zur Serienreife noch einige Jahre dauern wird?

Nicklas: Ich denke, dass Fahrzeuge noch viele Jahre auch selbst gefahren werden können – und deswegen auch eine manuelle Steuerung haben werden. Auch wenn sie ins Parkhaus oder auf langweiligen Langstrecken autonom fahren können. Ob diese Steuerung jedoch immer ein Lenkrad bleiben wird oder eher ein Steuerknüppel oder ein Smartphone, das bleibt offen.

Wird der Autofahrer seine Hemmschwelle rasch überwinden, sich in ein Auto zu setzen, das er nicht mehr selber steuern darf?

Nicklas: Ja. Die Bequemlichkeit wird schnell siegen; die Zeit unterwegs für andere Dinge nutzen oder das Carsharing-Auto direkt vor die Tür bestellen zu können, sind einfach zu große Vorteile.

Welche Sicherungen sind eingebaut, damit so ein Pkw möglichst nicht außer Kontrolle gerät?

Nicklas: Das Google-Auto kenne ich nicht im Detail. Grundsätzlich gibt es da mehrere Maßnahmen, die üblich sind: redundante Sensoren, die sich einig sein müssen; der Abgleich mit gespeicherten Daten, zum Beispiel einer Karte; die Reduktion der Geschwindigkeit, wenn die Sensoren eine schlechte Sicht melden; und im Falle eines Fahrzeugs, in dem Menschen sitzen, gibt es den Notausknopf für die Insassen als letzte Option.

Wie weit sind deutsche Hersteller mit ähnlichen Konzepten; sind die besser als das Google-Auto?

Nicklas: Ich kenne von fast allen deutschen Herstellern ähnliche Projekte, die teilweise auch schon autonom Testfahrten im Straßenverkehr unternehmen – aber immer mit einem menschlichen Fahrer an Bord. Was die Informationsverarbeitung angeht, macht Google kaum jemand etwas vor – aber ein Fahrzeug besteht immer noch aus mehr als ein paar Sensoren und Computern, und da haben die Automobilhersteller deutlich mehr Erfahrung. Sie kennen auch den Markt und ihre Kunden viel besser. Aber sie müssen sich anstrengen, am Ball zu bleiben – auch bei der Entwicklung der Informationsverarbeitung, dem aktuell größten Innovationstreiber.

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