Creußener Musikkapelle macht weiter

„Ich habe das Klassenziel quasi nicht erreicht, kann keinen Nachfolger präsentieren“, brachte es Späthe zu Beginn der außerordentlichen Mitgliederversammlung, die nur die Wahl eines neuen Vorsitzenden auf der Tagesordnung hatte, auf den Punkt. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Punkt bei der Versammlung angestanden. Nachdem sich kein Kandidat gefunden, hatte der gesamte Vorstand noch ein Jahr weitergemacht. Aber auch heuer war die Situation nicht besser. Während alle anderen Ämter besetzt werden konnten, wollte aber keiner den Vorsitz übernehmen. „Der Verein steht auf dem Spiel, was soll ich da noch schönreden“, sagte Späthe und zeigte sich enttäuscht, dass von den 82 Mitgliedern des Vereins nur 25 zur Versammlung gekommen waren. „Wer es jetzt nicht verstanden hat, versteht es nimmer“, äußerte er sein Unverständnis über die mangelnde Bereitschaft der Mitglieder.

Betretenes Schweigen

„Fangen wir an mit dem Drama“, leitete Wahlvorstand Martin Lautner das Prozedere ein. Und betretenes Schweigen, als sich auch diesmal erst niemand bereiterklärte. Zweiter Bürgermeister Erwin Morba wurde vorgeschlagen, lehnte aber genauso, wie der neue stellvertretende Vorsitzende Peter Dressendörfer, ab. Auch zwei weitere Mitglieder winkten ab, als sie gefragt wurden.

Dann brach Klaus Rüppel, seit 16 Jahren Kassier des Vereins, den Damm. „Wenn jemand anderes meinen Posten übernimmt, kandidiere ich als Vorsitzender“, sagte er. Hörbare Erleichterung bei der Versammlung für dieses Angebot. Und auch ein Nachfolger als Kassier stellte sich schnell zur Verfügung. Michael Müller-Wilfing, bisher Kassenprüfer, erklärte sich dazu bereit. Bei der Wahl wurde Rüppel schließlich bei einer Enthaltung zum neuen Vorsitzenden der Musikkapelle Stadt Creußen bestimmt. Für die Wahl des Kassiers und eines neuen Kassenprüfers muss eine weitere Versammlung einberufen werden.

Ins Amt einarbeiten

„Ich hoffe, wir werden weiter so gut zusammenarbeiten“, sagte Klaus Rüppel. Der 58-Jährige war einst auch völlig unvermutet zum Amt des Kassiers gekommen. „Sie haben mich auf der Kur angerufen und gefragt, ob ich das machen würde“, erinnerte er sich. Nun müsse er sich eben in das Amt des Vorsitzenden erst einmal einarbeiten.

Rüppel ist seit 50 Jahren aktives Mitglied der Kapelle und spielt Schlagzeug. Dazugekommen war er einst durch seinen Bruder, hatte mit den kleinen Becken begonnen. Auch seine Ehefrau Heidi spielt mittlerweile seit 35 Jahren in der Formation mit. „Mir bedeutet die Kapelle sehr viel“, betont er. Die Musik selber mache ihm Spaß, und auch das Miteinander in der Gruppe bedeute ihm viel. Darum war es Rüppel eigentlich klar, dass er die Kapelle nicht untergehen lassen will. „Ich hatte einige schlaflose Nächte im Vorfeld dieser Versammlung“, erzählt er. Dann habe er sich entschieden, als Vorsitzender zu kandidieren, mit Müller-Wilfing die jetzige Lösung abgesprochen. „Es war mein Herzenswunsch, dass es weitergeht“, sagt Rüppel. Und auch sein Vorgänger Späthe hatte schlaflose Nächte. „Hätte sich heute niemand gefunden, hätte ich mich noch einmal breitschlagen lassen, nur um den Verein nicht untergehen zu lassen“, sagt er. Nun ist er aber mit der Lösung zufrieden und weiß die Kapelle weiter in guten Händen.

Wichtiger Bestandteil

Erleichterung auch bei Bürgermeister Martin Dannhäußer, dass der Verein nicht aufgelöst werden muss. „Die Kapelle ist ein wichtiger Bestandteil im gesellschaftlichen Leben der Stadt“, stellte er fest. Und jeder Vorsitzende werde sein Amt eben auf seine Weise ausüben.

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