Das Ende der letzten privatgeführten Metzgerei Maisel Creußener Metzger schließt

Von Ralf Münch
Stephan Maisel schließt seine Metzgerei in Creußen. Dort war sie die letzte - und mit einer 150 jährigen Familientradition. Foto: Münch Foto: red

Bis vor kurzem gab es hier noch Wurst, die Kasse klingelte. Kühltheke und Wurstschneidemaschine stehen zwar noch, an der Wand hängt eine Meisterurkunde - doch Fleisch sucht man im früheren Verkaufsraum der Metzgerei Maisel vergeblich. Denn die hat jetzt zum August geschlossen - nach 120 Jahren. Warum? Dafür gibt es einige Gründe.

 
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Der Besitzer Stephan Maisel blickt genauso wie seine Mutter Hannelore etwas wehmütig auf die Geschäftszeit zurück: „Es ist natürlich immer traurig, wenn man etwas, das man lange Zeit selber führte, und das auch so eine lange Tradition hat, dann aufgeben muss“, sagt die Mutter des Metzgermeisters. Und eine lange Tradition hat die Metzgerei tatsächlich. In der vierten Generation führte die Familie die Metzgerei – vor 120 Jahren gründete der Urgroßvater das Geschäft. Er ist auch gleichzeitig Namensgeber vom jetzigen Besitzer, er hieß auch Stephan.

„Früher, wann genau weiß ich jetzt aber nicht mehr, gab es im Ort sieben Metzgereien. Wir waren die Letzten hier“. Zumindest was die Kleinen, privaten betrifft. Denn in den beiden Supermärkten am Ort sind Filialen von Großschlachtereien eingemietet. Und genau diese Großschlachtereien sind ein Grund dafür, warum man beschlossen hat, aufzuhören. Aufgrund des Preiskampfes habe es sich einfach nicht mehr gelohnt. Wer jetzt in Creußen noch Produkte aus eigener Schlachtung einer kleinen, handwerklichen Metzgerei erwerben will, der muss entweder nach Pegnitz oder nach Bayreuth fahren – dazwischen gibt es jetzt nichts mehr. Zwar gab es in Lindenhardt noch eine, aber die hatte schon im letzten Jahr geschlossen. Ein Schicksal also, das immer mehr kleinere Metzgereien ereilt.

Es gab nach Aussagen des Metzgermeisters aber auch noch andere Gründe: „Bis etwa 1992 hatten wir noch Großvieh geschlachtet. Danach nur noch Schweine. Und später, als die neuen Verordnungen für Metzgereien erlassen wurden, haben wir komplett damit aufgehört. Der Grund war, dass wir viel zu viel in den Schlacht- und Kühlraum hätten investieren müssen“, sagt Maisel. Als die neuen Verordnungen griffen, haben sie beschlossen, das Fleisch aus der Bayreuther Großschlächterei zu beziehen und es in Creußen dann nur noch zu eigenen Wurstwaren zu verarbeiten.

Der Gedanke, das Geschäft an einen Interessenten zu verkaufen, kam auch nie auf. „Für einen Metzgerbetrieb ist es schon schwer genug, Auszubildende zu finden. Die suchen alle händeringend nach Nachwuchs. Das will kaum noch einer machen. Und eine Metzgerei zu verkaufen, bei der erst noch in neue Kühl- und Schlachträume investiert werden muss, ist so gut wie unmöglich“, sagt Stephan Maisel.

Mit der Selbstständigkeit ist es deswegen noch nicht vorbei. Für Vereinsfeiern etwa stellt er noch Bratwürste her. Mit seiner 72-jährigen Mutter hat er außerdem immer noch einen Partyservice. Und die Gastwirtschaft, die gleich neben der Metzgerei ist, wollen die beiden auch noch weiterführen.