3:1-Erfolg des Geheimfavoriten, der schwächelte Chile zittert sich zum Erfolg gegen Australien

Martin Kloth und Daniel Garcia, DPA
 Foto: red

Chile ist mit einem trügerisch sicheren 3:1 gegen Australien in die WM gestartet. Der Geheimfavorit zeigte Stärken im Vorwärtsgang und Schwächen bei der Verteidigung. Das Team um Erfolgsgarant Alexis Sanchez muss sich steigern.

 
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Frisch geduscht und mit akkurat gegelten Haaren erschien Alexis Sanchez zur Ehrung. Nach dem schmeichelhaften 3:1 (2:1)-Erfolg am Freitagabend (Ortszeit) in Cuiabá gegen wehrhafte Australier bekam Chiles Top-Stürmer die Trophäe für den besten Akteur des Spiels überreicht. Von Freude aber keine Spur: Mit sichtlicher Unlust absolvierte der Torjäger des FC Barcelona die Zeremonie und kommentierte den Auftakterfolg seiner Mannschaft bei der Fußball-WM in Brasilien wortkarg: „Wir sind glücklich, dass wir gewonnen haben.“

Das 1:0 (12.) erzielte Sanchez selbst, das 2:0 (14.) durch Jorge Valdivia bereitete er mit Übersicht vor - der 25-Jährige war der Erfolgsgarant für die Südamerikaner, die nach der vermeintlich komfortablen Führung die Australier aber ins Spiel kommen ließen. Routinier Tim Cahill markierte per Kopf den 1:2-Anschluss (35.). Doch in der Nachspielzeit sorgte der eingewechselte Jean Beausejour für das 3:1 (90.+2) und vorerst Platz zwei in der Gruppe B.

Damit versetzte er seine Landsleute unter den 40 275 Zuschauern in der Arena Pantanal derart in Freudentaumel, dass sie Böller von den Tribünen über das Spielfeld schossen. „Wir haben bei heißem Wetter 100 Prozent gegeben, der Preis ist ein befriedigender Sieg. Ich möchte ihn all den Menschen widmen, die hiergekommen sind und uns unterstützt haben“, sagte Sanchez.

Fussball WM 2014 - Thema - Nordbayerischer Kurier

Auf den Rängen der Arena dominierte Rot. Chiles Fans waren in der Überzahl. Doch sie wurden auf eine harte Probe gestellt. Denn nach dem furiosen Start und der 2:0-Führung stellten die Mannen um Sanchez schon auf den Verwaltungsmodus um. Sie ließen den Australiern mehr Räume, die diese auch prompt nutzten. „Wir hatten 30 Minuten, in denen das Team einen Angriffsrhythmus hatte. Dann kam Australien zurück, weil wir etwas nachgelassen haben. Wir haben nicht immer gut attackiert“, monierte Trainer Jorge Sampaoli.

Die Südamerikaner demonstrierten in 90 Minuten, was sie seit Jahren kennzeichnet: offensive Stärke und defensive Schwäche. „Wenn man zu viele Leute im Angriff hat, fehlen sie hinten“, meinte der Trainer. So konnten die Australier zunehmend ihren Plan umsetzen, über den agilen Matthew Leckie vom FSV Frankfurt von außen hohe Flanken auf Stürmer Cahill zu schlagen. „Das ist genau so, wie wir spielen wollten. Wir haben in den ersten 15 Minuten zu viel Respekt gezeigt“, sagte Cahill.

Gegen die mit nur 1,76 Meter im Schnitt kleinste WM-Mannschaft erwies sich dies nicht nur beim Treffer des wuchtigen Angreifers als probates Mittel. Der 34-Jährige traf nach einer Hereingabe ein zweites Mal, stand dabei aber im Abseits und musste seinen Jubel über den ersehnten Ausgleich abbrechen. Nach Robin van Persie und Arjen Robben ist er der dritte Spieler, der bei den Weltmeisterschaften 2006, 2010 und 2014 jeweils ein Tor erzielt hat.

Während es für die Australier von Anfang an darum ging, sich gegen die Gruppen-Giganten Spanien und Niederlande sowie ambitionierte Chilenen achtbar aus der Affäre zu ziehen, muss der selbst ernannte Geheimfavorit noch tüchtig zulegen. Denn gegen die gedemütigten Spanier ist ein Auftritt mit halber Kraft wie gegen Australien zu wenig, um das Achtelfinale zu erreichen.

Mittelfeld-Ass Arturo Vidal will am Mittwoch mehr von seinem Können zeigen. Gegen Australien stand der ehemalige Leverkusener, den die Folgen einer Knieoperation belasten, 60 Minuten auf dem Platz. „Ich will beweisen, dass ich ein guter Spieler bin“, sagte er.

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