ZF-Konzern will am Standort in der Oberpfalz  das Tastaturengeschäft besser positionieren Cherry kommt zurück nach Auerbach

Von Brigitte Grüner
Das neue MX Board 6.0 ist schneller als eine herkömmliche Tastatur. Um das Geschäft mit Computereingabegeräten auf dem Markt besser zu positionieren, hat sich ZF entschieden die Sparte zu verselbstständigen. ⋌Foto: Brigitte Grüner Foto: red

Viele Bürger sprechen heute noch von „der Cherry“, wenn sie eigentlich die ZF Friedrichshafen AG meinen. Anfang nächsten Jahres wird der Firmenname voraussichtlich zurückkommen. Das Unternehmen plant nämlich gerade die Verselbstständigung der Sparte „Computer Input Devices“ (CID).

 
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Ziel ist es, die Tochterfirma zum 1. Januar 2016 „ein Stück unabhängiger“ zu machen, wie Pressesprecher Michael Lautenschlager erklärt. Dazu soll die Sparte als rechtlich eigenständiges 100-Prozent-Tochterunternehmen der ZF Friedrichshafen AG auftreten.

Die Sparte CID, mit der das Auerbacher ZF-Werk rund zwölf Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet, sei zu eingebunden in die kompletten Strukturen des Unternehmens. „Es geht uns darum, diese Sparte handlungsfähiger zu machen.“ ZF prüfe ständig, wie sich Geschäftsfelder und Produktlinien bestmöglich entwickeln können.

Das sei Teil des Strategieprozesses und gelte auch für die Produktlinie CID. Im Rahmen dieser Überlegungen habe sich die Geschäftsfeldleitung nun entschieden, dass eine Verselbstständigung sowohl sinnvoll als auch notwendig ist. Ziel ist es laut Lautenschlager, das Geschäft mit Computereingabegeräten auf dem Markt besser zu positionieren.

Manfred Schöttner ist Leiter der Produktlinie CID

Fachleute aus den Bereichen Finanzen, Controlling und Recht sind dabei, ebenso wie Manfred Schöttner, Leiter der Produktlinie CID. Er wird voraussichtlich auch nach der Verselbstständigung für Entwicklung, Produktion und den Vertrieb der Eingabegeräte zuständig sein. An der Führungsriege werde sich nach der Umstrukturierung wohl nichts Wesentliches ändern, sagt Lautenschlager.

Der künftige Name für das Tochterunternehmen steht noch nicht fest. „Cherry wird schon irgendwie auftauchen“, erklärt der Pressesprecher. Mit dem Namen verbinden viele Kunden weltweit qualitativ hochwertige Tastaturen, Kartenlesegeräte und PC-Mäuse aus Auerbach. Neu auf den Markt kam in diesem Jahr das MX Board 6.0, das etwa 20 Mal schneller ist als eine herkömmliche Tastatur und deshalb besonders das Herz von Computerspielern schneller schlagen lässt.

Die zweite Produktlinie „Industrial Solutions“, deren Produkte Schalter und Sensoren für Industrie und Haushalt ebenfalls unter dem Markennamen „Cherry“ vertrieben werden, ist von der geplanten Verselbstständigung nicht betroffen. Eine tatsächliche Auslagerung der Produktionsräume wird aktuell nicht diskutiert. „Dort, wo es sinnvoll und möglich ist, bleibt eine gemeinsame räumliche Nutzung bestehen. Eine generelle räumliche Trennung ist derzeit nicht vorgesehen“, bestätigt der Unternehmenssprecher. Weltweit arbeiten für die Produktlinie CID rund 350 Mitarbeiter in China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA.

In Auerbach betrifft es rund 200, im Bayreuther Werk etwa zehn Beschäftigte. Auch wenn die neue Firma kleiner sein wird, sollen dies die Mitarbeiter nicht am Lohnzettel spüren. „Die Bezüge in der neuen Gesellschaft werden nicht schlechter sein als zum jetzigen Zeitpunkt“, betont Michael Lautenschlager. Viele Details müssen aber erst geklärt werden, der Prozess der Verselbstständigung ist ja erst vor wenigen Wochen angelaufen.

Der Betriebsrat wurde frühzeitig informiert, erklärt der stellvertretende Vorsitzende Franz Dirschwigl. Ganz wichtig sei es, dass der Standort bestehen bleibt und dass die Tarifbindung für die Arbeitnehmer, die ab 2016 im Tochterunternehmen beschäftigt sind, beibehalten wird. Kernpunkte seien ferner, dass die Mitbestimmung erhalten bleibt, und dass es nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommt. Selbstverständlich sollen nach Möglichkeit weiterhin die Interessen der Kollegen der Produktlinie CID vertreten werden. Da die Verselbstständigung erst in Planung ist, seien aktuell noch zu wenige Details bekannt. „Der Betriebsrat bleibt auf jeden Fall dran.“