Chefarzt: Suizidversuch aus Verzweiflung

Von
Archivfoto: dpa Foto: red

Der Chefarzt des Bamberger Klinikums, gegen den wegen Vergewaltigung ermittelt wird, hat nach Bekanntwerden der Vorwürfe einen Suizid-Versuch begangen. Er kam in Behandlung.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der 45-jährige Chefarzt aus Bamberg sitzt seit etwa zwei Wochen in U-Haft. Ihm wird vorgeworfen, im Dezember vergangenen Jahres eine Frau vergewaltigt zu haben. Er soll sie dazu gedrängt haben, gegen ihren ausdrücklichen Willen Oralverkehr bei ihm auszuüben. Der Arzt selbst widerspricht den Vorwürfen. Kollegen und das Umfeld des Mediziners sprechen davon, dass hinter den Vorwürfen die „Eifersucht“ einer Frau stehen soll. Die Familie des Mannes sagt, dass er nach der ersten Radiomeldung einen Suizidversuch gemacht habe. Dies sei „eine Kurzschlussreaktion“ gewesen, aus Verzweiflung über die „Vorverurteilung“ in den Medien, die über einen „Skandal“ berichtet haben. Zu diesem Zeitpunkt sei noch nicht gegen ihn ermittelt worden.

Fehlverhalten gegenüber Frauen

Von offizieller Seite ist keine Bestätigung zu bekommen. Die JVA äußere sich nicht zu Inhaftierten, heißt es dort. Auch seine Verteidiger äußern sich nicht zu dem Fall. „Laufendes Verfahren.“ Nach Informationen des Kuriers geht es ihm inzwischen wieder besser, er ist wieder vernehmungsfähig. Anfang des Jahres haben sich Mitarbeiterinnen des Klinikums Bamberg bei der Klinikleitung gemeldet, um sich über das Verhalten des Mediziners zu beschweren. Um wie viele Betroffene und um welche Taten es genau gehe, wollen die Ermittlungsbehörden nicht sagen. Die Sozialstiftung Bamberg, Träger der Klinik, hatte den leitenden Mediziner am 6. Januar freigestellt und ihm ein Hausverbot erteilt.

Grund für diese Entscheidung sei „arbeitsrechtliches Fehlverhalten“ gewesen, das aber nichts mit Patienten zu tun habe. Das „Fehlverhalten“ habe der Mediziner gegenüber Frauen gezeigt. Das Arbeitsverhältnis sei inzwischen einvernehmlich beendet worden, so das Klinikum.  Der Mediziner hatte allerdings schon selbst gekündigt, er wollte nämlich im Juli dieses Jahres ausscheiden, ein neues Leben beginnen.

Es gab einvernehmliche Verhältnisse, einvernehmlichen Sex

Der 45-Jährige war länger geschieden, er hat Kinder. Er soll mehrere Verhältnisse mit Frauen gehabt haben, auch an seinem Arbeitsplatz. Es gab, zumindest bis zu seiner Freistellung von seinem Arbeitgeber, keine Anzeigen. Nach Äußerung der Klinik unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe hieß es: „Wenn es aus Sicht der Sozialstiftung nach erster Einschätzung einen klaren Straftatbestand gegeben hätte, hätten wir selbst Anzeige erstattet.” Deshalb habe es nur „arbeitsrechtliche“ Schritte gegeben. Bis jetzt soll keine der Frauen ihn angezeigt haben, allerdings braucht es für den Vorwurf der Vergewaltigung auch keine Anzeige.

Noch steht in keiner Weise fest, ob der Arzt wirklich die Frau vergewaltigt hat. Die Details dessen, was vorgefallen ist und was zu den Ermittlungen geführt hat, sprechen keine eindeutige Sprache. Es gab einvernehmliche Verhältnisse, einvernehmlichen Sex und einvernehmlichen Austausch von Anzüglichkeiten im Internet, auch mit der angeblich betroffenen Zeugin. Die Ermittlungen dauern an. Im vergangenen Jahr endete ein Prozess gegen den ehemaligen Chefarzt Heinz W. (52) vom Klinikum Bamberg. Der Gefäßchirurg wurde zu sieben Jahren und neun Monaten Jahren Gefängnis verurteilt, weil er zwölf Frauen betäubt und sexuelle Handlungen an ihnen vorgenommen haben soll.

Seine Verteidiger wollen Revision einlegen. Noch aber ist das schriftliche Urteil, das sie dafür brauchen, nicht da. Dies kommt voraussichtlich im März, sagte W.s Verteidiger Klaus Bernsmann. W. selbst sitzt nicht mehr in der JVA Bamberg, er wurde nach Bayreuth verlegt. Dort arbeitet er in der Küche.

Autor

Bilder