Die Kinderbetreuung am Buß- und Bettag ist für viele Eltern ein Problem Buß- und Bettag: Der Feiertag, der keiner ist

Von Sonny Adam
Am Buß- und Bettag werden die ersten Weihnachtsplätzchen gebacken – diese alte Kulmbacher Tradition greift der Kreisjugendring auf und verwandelt die Alte Spinnerei in eine Wichtelwerkstatt. Und so mancher Wichtel kreiert am Buß- und Bettag schon Weihnachtsgeschenke Foto: KJR Foto: red

Vor 20 Jahren wurde der Buß- und Bettag als gesetzlicher Feiertag in Bayern abgeschafft – zur Finanzierung der Pflegekassen. Ein Riesen-Aufschrei ging durchs Land. Allerdings ist der Feiertag nicht für alle passe – die evangelischen Kindertagesstätten machen frei, die Schulen ebenso, nur die Eltern nicht.

 
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Der Buß- und Bettag ist ein hoher kirchlicher Feiertag – zumindest für evangelische Christen. Und aus diesem Grund bekommen die Mitarbeiter der Kindergärten frei. Egal, ob der Buß- und Bettag in Bayern als gesetzlicher staatlicher Feiertag ausgewiesen ist oder nicht. Ohne Ausnahme bleiben die Kindertagesstätten in Kulmbach in diesem Jahr alle geschlossen.

Notgruppen gibt es – mangels Nachfrage – in den evangelischen Kindertagesstätten keine mehr, erklärt die Bereichsleiterin Elke Wuthe. „Wir hatten schon im letzten Jahr keine Notgruppen mehr eingerichtet, denn Eltern, die Kinder haben, müssen sich sowieso Gedanken machen – auch für die Schulkinder, die ja frei haben“; so Wuthe. Die Kindertagesstätten der Awo und die katholischen Kindertagesstätten allerdings haben am Buß- und Bettag geöffnet. Ganz normal. Denn offiziell ist der Feiertag ja keiner mehr. Und obwohl die Schulen geschlossen sind, führt die Städtische Musikschule Kulmbach ihren Unterricht regulär durch. Verwirrung pur.

Doch Eltern mögen sich über dieses Chaos gar nicht mehr aufregen. Sie haben ihre eigenen Möglichkeiten gefunden – greifen auf ihre sozialen Netzwerke zurück oder nehmen einfach Urlaub. Die Aufregung um den gestrichenen Feiertag hat sich in den letzten Jahren längst gelegt, kann auch Jürgen Ziegler vom Kreisjugendring in Kulmbach bestätigen.

Der Kreisjugendring initiiert seit vielen Jahren im Jugendzentrum Alte Spinnerei seine Wichtelwerkstatt. Doch die Anmeldezahlen sind deutlich zurückgegangen – in diesem Jahr sind nicht einmal mehr halb so viele Kinder dabei wie noch am Anfang, kurz nach der Streichung des Feiertages. „Unsere Wichtelwerkstatt ist für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren gedacht. Die Kinder können schon morgens um 8 Uhr gebracht werden, dann gibt es erst einmal Frühstück. Ab 10 Uhr beginnt das Programm“, erklärt Melanie Dippold die Gepflogenheiten der Wichtelwerkstatt.

Basteln und Backen, Spiele und Film

Bis 17 Uhr kann dann gebastelt und gebacken werden. Und natürlich gibt es auch ein Mittagessen – es wird vom Klinikum geliefert. Die Kinder werden mit Spielen beschäftigt. Und einen Film gibt es außerdem zu sehen. „Im ersten Jahr hatten wir 120 Kinder, aber in diesem Jahr haben rund fünfzig Anmeldungen“, zieht Dippold eine Bilanz. Neun Betreuer sorgen dafür, dass die Kinder, auch wenn die Eltern arbeiten müssen, einen lustigen und angenehmen Tag haben.

Doch offenbar überbrücken die meisten Eltern den Buß- und Bettag anderweitig. „Wir bieten generell Eltern die Möglichkeit, für einen halben Tag zur sogenannten Arbeitsplatzerkundung die Kinder mitzubringen“, erklärt Michaela Rau von Glen Dimplex.“ Das Programm ist nicht auf den Buß- und Bettag beschränkt, sondern kann jederzeit – nach Voranmeldung - stattfinden. „Aber für den Buß- und Bettag liegt uns keine Anfrage vor“, so Rau.

Auch bei Ireks und bei Raps gibt es keine Aktionen und keine Anfragen von Mitarbeitern. „Da der Feiertag ja nicht überall gestrichen ist, haben wir an diesem Tag das Haus voller Gäste. Wir könnten gar keine Plätzchenbackaktion oder so etwas anbieten. Viele Bäcker aus Sachsen, wo der Buß- und Bettag noch ein richtiger gesetzlicher Feiertag ist, nutzen die Gelegenheit, um zu uns zu kommen und sich über unsere Produkte zu informieren“, erklärt Volker Pabel, der externe Veranstaltungen bei Ireks koordiniert.

Und die Tatsache, dass ausgerechnet in Sachsen, wo noch immer viele Menschen keiner Konfession angehören, der Feiertag noch ein gesetzlicher Feiertag ist, ist ein weiteres Kuriosum rund um den Buß- und Bettag. Allerdings zahlen die Sachsen dafür 0,5 Prozent ihres Bruttoarbeitslohnes mehr in die Pflegeversicherung ein. Als Ausgleich.

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