Abstimmung bei Versammlung: Vorhaben soll trotz Supermarkt-Konkurrenz weiter vorangetrieben werden Bürger von Dorfladen-Idee begeistert

Von Sonny Adam
Bürgerversammlung Altenplos Foto: red

Braucht Altenplos einen eigenen Dorfladen, obwohl der nächste Supermarkt nur wenige Kilometer entfernt ist? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Bürger bei der Versammlung im Gasthaus Moreth und entschieden, dass die Idee in jedem Fall konkretisiert werden soll. Doch dafür sind einige Hürden zu nehmen.

 
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Die älteren Menschen aus Altenplos erinnern sich noch an die guten Zeiten des Ortes. Da gab es drei Läden im Dorf, die zu Fuß leicht erreichbar waren: den Gefra-Laden von Margarete Büttner an der B 85, die sogenannte „Bäckn-Reta“ an der Hauptstraße und den Konsum in der Waldhüttenstraße. Dort kauften die Altenploser nicht nur ein. Die Geschäfte waren auch Orte des Gesprächs. Man konnte dort auch Freunde und Bekannte treffen. Dann kamen Discounter in den Ort, die kleinen Läden verschwanden. Inzwischen sind auch die Discounter wieder weg. Nur die Bäckerfiliale Dumler-Griesenbrock ist geblieben. Ein fahrender Metzger kommt vorbei. Ansonsten müssen die Altenploser außerhalb einkaufen. Jetzt möchte Bürgermeisterin Simone Kirschner die guten alten Zeiten wiederbeleben.

Architektenwettbewerb folgt

Nach Pfingsten, ab 6. Juni, beginnen die Vorbereitungen für den Architektenwettbewerb. Experten sollen Ideen einbringen, wie das Areal um das Gasthaus Moreth gestaltet werden könnte. Die Parkplätze sollen grüner und ansehnlicher werden. Und möglicherweise könne auch eine Verkaufsstätte geschaffen werden, denn das Thema Nahversorgung soll bei der Neugestaltung des Platzes eine große Rolle spielen, versprach Bürgermeisterin Simone Kirschner. Bislang hat die Bürgermeisterin schon mit Birgit Herrmann vom Rewemarkt in Heinersreuth und mit Holger Griesenbrock, der die kleine Bäckereifiliale neben der Gastwirtschaft Moreth beliefert, gesprochen. Beide könnten sich eine Kooperation mit einem Dorfladen vorstellen.

Bürger müssen dahinter stehen

Volker Hahn, der „Dorfladen-Papst“, der den Dorfladen in Heilgersdorf ins Leben gerufen hat, stellte bei der Bürgerversammlung das Konzept dafür vor. Nur, wenn die Bürger hinter solch einem Ladenkonzept stehen, könne es funktionieren, mahnte Hahn. „Auf einer Fläche von hundert bis 150 Quadratmetern kann man etwa 1800 Artikel anbieten, bei Aldi gibt es auf 1200 Quadratmetern rund 800 bis 900 Artikel“, so Hahn.

Der Dorfladen solle auf Kooperationen mit heimischen Lebensmittelerzeugern setzen. Hahn präsentierte sogar ein Rechenkonzept. So liegen die Margen im Lebensmittelbereich bei Discountern nur bei drei Prozent. Das bedeutet: Discounter müssen auf große Abnahmemengen setzen, um die nötigen Erlöse erzielen zu können. Bei kleineren Lebensmittelgeschäften beträgt die Marge rund 20 Prozent. Das bedeute, dass, um einen Euro Gewinn zu machen, fünf Euro Umsatz gemacht werden müsse.

17 Euro pro Bürger in der Woche

In Heilgersdorf müssten 25 000 Euro Umsatz im Monat erreicht werden. Ansonsten würde ein Defizit bleiben. Umgerechnet auf die Personen bedeutet dies allerdings, dass nur 17 Euro pro Person in der Woche umgesetzt werden müssen. „Wir haben das vor neun Jahren gewagt und das Konzept funktioniert“, so Hahn. Inzwischen habe der Dorfladen Schule gemacht. Gegenwärtig entstehe ein Dorfladen in Ahorntal. Im Nachbarlandkreis Kulmbach sind in Rugendorf und in Grafengehaig solche Dorfläden entstanden und haben sich etabliert.

Die Altenploser waren für die Idee Feuer und Flamme. „Als erstes brauchen wir mal einen Raum“, zeigte sich Ida Pöhner begeistert. „Ich kann mir vorstellen, dass nicht nur die Altenploser in so einem Dorfladen einkaufen würden, sondern auch andere Kunden, die auf der B 85 unterwegs sind“, erklärte Werner Kauper. „So ein Dorfladen wäre eine riesige Chance für uns“, meinte er.

Viel Nachwuchs

„Wir haben im Neubaugebiet viel Nachwuchs. Es wäre toll, wenn die Kinder wieder in einem Dorfladen aufwachsen könnten. Ich bin selbst mit einem Dorfladen aufgewachsen“, erklärte Friederike Specht und fügte noch hinzu: „Ich wäre begeistert.“ „Es wäre toll, wenn wir wieder einen Ort hätten, an dem wir uns treffen könnten. Außerdem ist doch Regionalität in“, merkte Margit Müller an. Allerdings müsse sich an dem Einkaufsverhalten der Menschen etwas ändern, gab Fritz Höhn zu bedenken. „Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als Altenplos drei Einzelhändler hatte. Da brauchte man kein iPhone, um informiert zu sein“, sagte er und bot sofort seine aktive Mithilfe bei der Realisierung eines Dorfladens an. Joachim Weise allerdings monierte, dass die Entfernung zum nächsten Einkaufsmarkt nur sehr gering sei. Auch Gemeinderätin Marion Fick stellte die Frage, ob sich solch ein Dorfladen wirklich tragen könne. Bei der Bürgerversammlung votierten die Altenploser jedenfalls dafür, die Idee weiter zu verfolgen. Demnächst soll eine Bürgerumfrage zu dem Thema gestartet werden.


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