Klares Ergebnis mit 60,7 Prozent beim Bürgerentscheid Bürger lehnen Baugebiet ab

Von Heike Hampl
Die Gegner des Baugebiets feiern ihren Sieg beim Bürgerentscheid. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Es ist vorbei: Die Neudrossenfelder haben sich beim Bürgerentscheid entschieden. Gegen das Baugebiet Dreschenau. Die Bürgerinitiative feierte sich deswegen am Sonntag selbst. Und die Befürworter des Baugebiets blieben enttäuscht zurück.

 
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Das Ergebnis des Bürgerentscheids ist eindeutig. Von 1563 gültigen Stimmen waren 948 auf „ja“ entfallen und damit gegen das Baugebiet gerichtet (60,7 Prozent). Nur 615 hatten sich dafür ausgesprochen (39,3 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei 50,69 Prozent. Mehr als die Hälfte der Bürger waren also an die Wahlurne gekommen.

„Ich akzeptiere das“, sagte Bürgermeister Harald Hübner (CSU), nachdem er das Ergebnis am Abend verkündet hatte. Enttäuscht sei er trotzdem. Er hält die Entscheidung für eine vertane Chance für seine Gemeinde. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Entscheidung für die optimale Entwicklungschance gefallen wäre“, sagt er. Warum die Bürger sich gegen das Baugebiet entschieden haben, könne er sich nicht richtig erklären. Jetzt gilt es für ihn, neue Baugebiete zu finden. Denn die Nachfrage nach Bauplätzen ist da. „Wir werden nun andere Standorte intensiv prüfen müssen“, sagt Hübner.

Jochen Bergmann, der die Befürworter des Baugebietes anführt, ist nach der Entscheidung enttäuscht, „aber bestimmt keine beleidigte Leberwurst“, sagt er. Aber er findet auch harte Worte: „Es ist schade, dass damit die Zukunftspolitik von Neudrossenfeld verbaut wurde.“ Bergmann sagte schon am Sonntag, dass er nicht plane, nun weiter für das Baugebiet zu kämpfen. „Es muss nicht auf Biegen und Brechen sein.“ Warum waren die Gegner überzeugender? Darauf findet Bergmann seine eigene Antwort: „Vielleicht haben die anderen mehr getrommelt. Und vielleicht haben wir zu wenig getrommelt.“

Die Gegner des Baugebietes haben sich am Sonntag im Gasthaus Schnupp in Altdrossenfeld selbst gefeiert. „Ich danke allen Wählern für dieses eindeutige Ergebnis. Ich verbuche das nicht als Erfolg einer Gruppierung im Gemeinderat, sondern als Erfolg der Bürgerinitiative“, sagte Zweite Bürgermeisterin Michaela Schirmer (SPD) zu ihren Mitstreitern. Aber sie beklagte sich auch über den Umgang, den die Befürworter in den vergangenen Wochen gepflegt hätten. „Es gab persönliche Angriffe. Es wurden Menschen lächerlich gemacht. Ich bin dankbar, dass sie dafür eins auf die Backen bekommen haben.“

Sven Partenfelder hatte von Anfang an gegen das Baugebiet gekämpft. „Das Baugebiet Dreschenau ist sinnlos und das haben die Leute erkannt“, sagte er sichtlich erleichtert. „Ich bin mit dem Ausgang des Bürgerentscheides mehr als zufrieden. Aber klar war in den letzten Tagen die Anspannung groß.“ Überhaupt sind in Neudrossenfeld viele Beteiligte einfach erleichtert, dass es vorbei ist. „Ich hoffe, dass jetzt endlich Ruhe einkehrt“, sagte etwa Jürgen Meins, ein Neudrossenfelder Bürger. Er hoffe, dass sich Gegner und Befürworter jetzt wieder aufeinander zubewegen können und gemeinsam an einen Tisch kommen, um zu reden. „Denn das ist in letzter Zeit leider nicht mehr passiert.“

Info: Lesen Sie den Verlauf des ganzen Abends in unserem Ticker nach unter http:// tinyurl.com/neudrossenfeldbuerger.

Umfrage unter den Bürgern:

Thomas Meins, Gegner des Baugebiets: „Die letzten Wochen waren anstrengend. Ich bin froh, dass jetzt wieder Ruhe einkehrt. Viele Bürger haben ihre Chance genutzt, sich zu beteiligen. Ich hätte gedacht, dass das Ergebnis knapper ausfällt. Wir wollen das Dorf nicht entzweien. Uns ging es um eine sachliche Frage, die teilweise sehr emotional diskutiert wurde. Mir bleibt nur zu sagen, dass für uns der Bürgerentscheid erfolgreich abgeschlossen ist.“

Alexander Würffel, Befürworter des Baugebiets: „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir jedes Ergebnis akzeptieren. Leider wurde das attraktivste Baugebiet einfach in den Wind geschossen. Alle anderen Alternativen sind eindeutig schlechter. Weder am Sportplatz noch an der Schule ist es besser. Ob das ein guter Tag für Neudrossenfeld war, bezweifle ich. Denn jetzt wird erst einmal lange Zeit nichts mehr passieren und Wohnungen werden weiter fehlen.“

Katrin Bublik, Gegnerin des Baugebiets: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ausgang des Bürgerentscheides. Ich habe gedacht, es geht knapper aus. Die Stimmung in den vergangenen Wochen war sehr angespannt. Ich habe mit vielen Leuten diskutiert. Ich weiß noch nicht so recht, wie es in der Gemeinde jetzt weitergeht. Ich hoffe, dass Ruhe einkehrt, bin mir aber noch nicht ganz sicher, ob es auch so kommt.“

Wolfgang List, Gegner des Baugebiets: „Um ehrlich zu sein, habe ich genau diesen Ausgang erwartet. Das soll nicht überheblich klingen, aber ich war einfach davon überzeugt, dass die Bürgerinitiative gegen das Baugebiet die Leute mobilisiert hat. Ich war selber zum Unterschriftensammeln in der Gemeinde unterwegs. Da habe ich ja schon mitbekommen, wie die Stimmung im Ort aussieht.“ue/heha

Kommentar: Klares Votum für mehr Mitsprache

Von Ute Eschenbacher

Bis zuletzt blieb es spannend: Keiner vermochte genau zu sagen, wie die Stimmung im Kernort Neudrossenfeld und in den Außenorten tatsächlich ist. Würden sich die Gegner des Baugebiets bei Dreschenau durchsetzen? Oder würden der Bürgermeister und die Verwaltung die Oberhand behalten? Gestern Abend fiel die Entscheidung zugunsten der Bürgerinitiative, die gegen das Bauland mobilgemacht hatte, sogar deutlicher aus, als in den eigenen Reihen erwartet worden war.

Rund 60 Prozent der Wähler entschieden sich dafür, bei Dreschenau in Zukunft kein Baugebiet auszuweisen. Und: Die gut 50-prozentige Wahlbeteiligung zeigte, dass sich viele Neudrossenfelder Gedanken über die Weiterentwicklung ihrer Gemeinde machen.

Am meisten Zuspruch hatten die Gegner in den Wahlbezirken Rathaus, Brücklein und Altdrossenfeld sowie unter den Briefwählern. Damit bleibt das Landschaftsschutzgebiet vorerst unbebaut und die landwirtschaftlichen Flächen erhalten. Die ohnehin engen Straßen müssen nicht ausgebaut werden, die Gemeinde spart sich Erschließungskosten.

Obwohl beide Seiten immer wieder betonten, dass es rein um die Sache geht und darum, wie sich die Gemeinde baulich weiterentwickelt, ist das Ergebnis eine Schlappe für Bürgermeister Harald Hübner (CSU) und Verwaltungsleiter Rainer Schimpf. Klar ging es vordergründig um die Sachfrage, wo ein Neubaugebiet am besten auszuweisen ist. Aber die Bürger brachten vor allem zum Ausdruck, dass sie in wichtige Entscheidungsprozesse in ihrer Gemeinde einbezogen werden wollen. Und genau diese Transparenz ließ in den Augen vieler in der Vergangenheit zu wünschen übrig. Weil Informationen bis zuletzt unter Verschluss gehalten und Anfragen ignoriert werden. Das lässt dann wiederum die Gerüchteküche brodeln und Spekulationen ins Kraut schießen. Hat die Verwaltung das Baugebiet längst einem Bauträger unter der Hand versprochen? Wer verspricht sich sonst noch was von den Bauplätzen in Exklusivlage?

Und um dem vorzubeugen, dass Halbwahrheiten oder gar Fehlinformationen im Dorf kursieren, wäre es an der Zeit, in die Offensive zu gehen. Das heißt, die Bürger rechtzeitig und umfangreich zu beteiligen, nicht für sie zu entscheiden, sondern mit ihnen.

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