Pegnitzer Billardspielerin war bei der Deutschen Meisterschaft Pegnitzerin bei Billard-Meisterschaft

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Eva Weißmann vom Billardsportverein Pegnitz hat schon bei der Bayerischen und Deutschen Meisterschaft teilgenommen. Foto: Ralf Münch Foto: red

Eva Weißmann beugt sich tief über den Billardtisch, den Queue ruhig in der Hand, die bunten Kugeln konzentriert im Blick. Die 43-Jährige ist Schriftführerin beim Billardsportverein Pegnitz und stellvertretende oberfränkische Bezirksvorsitzende. Schon zweimal war sie bei der Deutschen Meisterschaft in Bad Wildungen in Nord-Hessen dabei. Heuer tritt sie wieder an.

 
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Zum Billardsport gekommen ist sie durch ihren Mann, der schon als Kind gespielt hat. Als sie 2007 einen Aushang sehen, dass in Pegnitz ein Billardsportverein gegründet werden soll, hat sie da auch mal reingeschnuppert. „Und ich habe gleich Blut geleckt“, erzählt sie lachend. Mittlerweile spielen auch ihre beiden Kinder erfolgreich. „Wir sind eine richtige Billardfamilie“, sagt Weißmann.

Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel

Was ist das Faszinierende an dieser Sportart? „Mathematik und Physik“, bringt es die 43-Jährige auf den Punkt. „Einfallswinkel ist gleich Ausfallswinkel, darauf kommt es an.“ Und physikalisch wird es, wenn man die verschiedenen Stöße richtig anwenden muss, um möglichst schnell den Tisch abzuräumen. Beim Stoppball bleibt die weiße Spielkugel dort liegen, wo sie die anvisierte Objektkugel angestoßen hat. Beim Nachläufer rollt die Spielkugel der bunten Kugel hinterher, beim Zugball kommt sie zum Spieler zurück, ähnlich wie man es vom Hulahoopreifen kennt.

Weißmann erzählt ganz locker von den Regeln und Grundzügen des Spiels. Während der Laie nur staunend und manchmal verständnislos zuhört, erzählt Weißmann weiter vom Foul, wenn die weiße Kugel aus Versehen in den Taschen versenkt wird. Jetzt darf der Gegenspieler sie nehmen und auf der Tischplatte beliebig platzieren.

Vorher wird anders sortiert

Und Billard ist nicht gleich Billard. Da gibt es das Acht-, Neun- und Zehnspiel. Jedes Mal werden die Kugeln vorher anders sortiert. Und dann gibt es noch 14+1-Endlos. Zusammen mit Daniel Bayer, dem Bezirksvorsitzenden Oberfranken und Landessportwart Bayern, zeigt sie, wie das Spiel begonnen wird und auf was es ankommt. Klingt alles ganz logisch, man muss es nur wissen.

„Billard ist eigentlich ein Männersport“, sagt Bayer. Weißmann hat nur wenige Konkurrentinnen bei Meisterschaften, die sind qualitativ aber immer sehr gut. 2013 war sie das erste Mal bei der Bayerischen Meisterschaft in Ergolding. Dort gab es ein offenes Teilnehmerfeld bei den Frauen, das heißt, sie musste sich im Vorfeld nicht qualifizieren, eben weil es nur sehr wenige weibliche Spielerinnen gibt. Siebte von Zehn war sie da. „Ladies sind die Teilnehmerinnen über 40, davor sind es die Damen“, erklärt Bayer. Bei der zweiten Teilnahme an der Bayerischen kam Weißmann schon auf den fünften Platz.

Dabeisein war ein Erlebnis

2014 trat sie dann zum ersten Mal bei der Deutschen Meisterschaft an. „Ich war aber nur Nachrückerin, habe nicht selber gespielt“, sagt sie. Aber schon das Dabeisein war ein Erlebnis. Im Jahr drauf gehörte sie der Mannschaft dann an, kam auf den 17. von 24 Plätzen. Da waren an die 200 Sportler in der Halle. Das war aufregend und Weißmann bekam schon das Zittern. „Dabei ist ja beim Billard Ruhe gefragt“, sagt Bayer. Inzwischen geht es aber. Es ist nicht nur der Ehrgeiz, etwas zu erreichen, sondern vor allem die Gemeinschaft, die zählt. Im Laufe der Jahre hat sich bei Weißmann und Bayer ein großer Freundeskreis aus dem Sport gebildet und man freut sich, wenn man sich bei Wettkämpfen trifft.

Der Pegnitzer Verein ist noch relativ klein. Von den 30 Mitgliedern sind vier Jugendliche. „Das ist eben kein Actionsport“, sagt Weißmann. Zweimal die Woche ist Training, wer möchte, kommt natürlich auch öfter. Einmal im Monat ist Ligaspiel, Weißmann spielt zurzeit in der Kreisklasse. Beim Training werden verschiedene Spielsituationen geübt, erklärt Bayer. Er ist nicht nur Delegationsleiter bei der Deutschen Meisterschaft. Auch bei der EM betreut er den Kader. Heuer geht es damit nach Albanien. Anders als beispielsweise beim Fußball, fehlen beim Billard die Sponsoren, sagen Weißmann und Bayer. Für alles muss der Spieler selbst aufkommen: Startgeld, Anreise, Unterkunft. Insgesamt gibt es in Oberfranken sieben Billardsportvereine, 140 sind es bayernweit, Landesverbände gibt es in Deutschland 15. In Bayern gibt es rund 3000 Mitglieder, davon sind 1200 aktiv. „Billard hat immer noch das Anhängsel, ein Kneipensport zu sein“, sagt Weißmann. Da müsse man rauskommen. In Südostasien ist Billard ein Volkssport, weiß sie. Und leider habe man immer nur wenig Zuschauer bei Wettkämpfen, bedauern die beiden. Das müsse anders werden. Dann nehmen sie wieder ihre Queues in die Hand, beugen sich über den Billardtisch und visieren die bunten Kugeln genau an.

Info: Beim Billardsportverein Pegnitz findet das Training für die Erwachsenen montags und mittwochs von 19 bis 22 Uhr im Vereinsheim am Neuhofer Weg, direkt neben dem Regina Kino statt.

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