Bruno Jonas: "Glaube, dass ich feige bin"

Der Kabarettist Bruno Jonas und ein weit entfernter Vorfahr. Foto: red Foto: red

Er war "Scheibenwischer"-Mitglied, drei Jahre lang der Bruder Barnabas, er ist Autor und festes Bestandteil der deutschen Kabarett-Szene: Bruno Jonas. Im Interview mit dem Kurier verriet er unter anderem, warum auch er manchmal feige ist und weshalb Auszeichnungen zweifelhaft sein können. Am Mittwoch, 24. Februar, steht Bruno Jonas mit seinem Programm "So samma mia" auf der Bühne in der Stadthalle.

 
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So samma mia - wie sind wir denn, wir Bayern, Herr Jonas?

Bruno Jonas: Wir sind vernunftbegabte Lebewesen und außerdem „ungefiederte Zweibeiner“- ich hab das neulich irgendwo gelesen. Vielleicht im Wissenschaftsteil einer großen süddeutschen Zeitung. Die alten Griechen haben sich gefragt: Was ist der Mensch? Möglicherweise haben sie dabei grad einen Bayern vor sich gehabt und zwangsläufig stellte sich die Erkenntnis ein, dass es sich um vernunftbegabte Lebewesen handeln könnte.

Und sehen Sie Unterschiede zu Franken?

Jonas: Soviel ich weiß, zählen die Franken zu den Bayern. Wahrscheinlich gibt es riesige Unterschiede. Unter den Franken gibt es sicher vernunftbegabte Lebewesen, und ich nehme an, dass die meisten davon ungefiedert sind und auf zwei Beinen durchs Leben gehen, aber sonst gibt es riesige Unterschiede.

 Sie stehen nicht nur auf der Bühne, Sie schreiben auch viele Bücher. Das jüngste trägt den Titel „Vollhorst“ – ein Schelm, der dabei an Horst Seehofer denkt?

Jonas: Der Seehofer bemüht sich immer, seinem Ruf gerecht zu werden. Er hat die höchste Stufe des Horsts erreicht. Mehr Vollhorst geht nicht. Mir kommt der Seehofer oft vor wie ein Zwiefacher. Er ist in der Lage mittendrin vom Zweiviertel - in den Dreiviertel –Takt zu wechseln. Das fällt ihm nicht schwer. Er beherrscht aber auch den Tango und praktiziert den Wiegeschritt mit dem Volk.    

Wer in der Politik passt noch in die Kategorie Vollhorst?

Jonas: Alle erfolgreichen Politiker müssen immer wieder den Vollhorst geben. Sigmar Gabriel zum Beispiel! Auch er will wieder gewählt werden. – Darum muss er offen aussprechen, was alle gern hören.

Ich habe gelesen, dass Sie Formate wie „extra 3“ oder die „Heute-Show“ nicht anschauen. Warum nicht? Wollen Sie nicht wissen, wie die Kollegen die Politik verspotten?

Jonas: Ich habe einen Satz von Karl Lagerfeld gelesen. Er sagt: Ich bin nur noch an meiner Meinung interessiert. Da ist etwas Wahres dran.

Welchen Ihrer Kollegen bewundern Sie?

Jonas: Ich mag Gerhard Polt, Frank Markus Barwasser, Dieter Nuhr, Sigi Zimmerschied, Andreas Rebers, ich mag alle, die ihre Marke gefunden haben.

Dieter Nuhr wurde wegen seiner Islam-Kritik angezeigt. Wie halten Sie es? Sind Sie mutig, eher feige oder sagen Sie, über Glaube macht man keine Witze?

Jonas: Ich glaube, dass ich ziemlich feige bin. Vielleicht auch deshalb, weil ich nicht sehr gläubig bin. Mutig bin ich aber auch, vor allem, wenn ich nichts befürchten muss. Konkret: In Saudi-Arabien, glaube ich, müsste einer sehr mutig sein, um öffentlich Religionswitze zu machen. Dazu fehlt mir der Mut. Es gibt keine Pointe, für die es sich lohnte, den Kopf zu verlieren. Es gibt sicher Kollegen, die darauf brennen, endlich in Riad aufzutreten, um dort ihre Religionsspäße zu machen. Grade streng gläubige Moslems sind ja für ihren Humor bekannt.

Vielleicht sollte man es deutlich machen: Das war Ironie.

Jonas: Ja! Gott sei Dank sind die Auftrittsmöglichkeiten für Kabarettisten in Saudi-Arabien eher begrenzt, sonst würde der Druck auf uns Satiriker enorm zunehmen, die Araber mal auf westlichen Humor zu prüfen. Vielleicht mit Witzen wie: "Was sagt der islamistische Selbstmordattentäter bevor er sich in die Luft sprengt? - Jetzt lassen wir`s krachen." Im Ernst: Hier bei uns kann man auch Religionswitze machen, ohne gleich befürchten zu müssen, ausgepeitscht zu werden. Und ich hab auch schon welche erzählt. Seit den Anschlägen auf Charlie Hebdo sind wir alle Charlie. Die Lust am Religionswitz hat allgemein zugenommen. Wie viele Mohammed Karikaturen hat der nordbayerische Kurier inzwischen veröffentlicht? Na?  Jeden Tag zehn? Oder mehr?

Wir sind der Kurier und nicht Charlie Hebdo.

Jonas: Das Problem, das ich beim Islam und seinen vielen Spielarten sehe ist, dass er nicht nur Religion ist, sondern immer auch angestrebte Staatsform. Religion, Gesellschaft und Staat sollen im Islam gleichgeschaltet werden. Satiriker sollten diese Gleichschaltung aufs Korn nehmen! Was die Religionsinhalte dabei angeht, rate ich zur respektvollen Zurückhaltung. Es ist leicht, sich über die Jungfräulichkeit der Gottesmutter lustig zu machen oder über die Paradiesvorstellung der Muslime zu witzeln. Wir aufgeklärten Vernunftmenschen erheben uns damit über die naiven Gläubigen. Ich werde gläubige Menschen nie mit „ vernünftigen“ Argumenten erreichen, weil sie sich gar nicht auf die Ebene der Vernunft einlassen können. Sie sind ja gläubige Christen, Muslime, Juden, Hindus, etc. Hinterhältig finde ich, wenn man gläubige Muslime hier bei uns im „aufgeklärten christlichen Abendland“ einer Humorprüfung unterzieht, um ihnen nachzuweisen, dass sie noch nicht ganz in unserer westlichen demokratischen Freiheit angekommen sind. Dann spielen wir mit ihnen ein Spiel, dessen Regeln sie nicht kennen. Vor allem beherrschen sie die oberste Regel nicht, die besagt: Nicht ernst nehmen! Und dabei gewinnen wir immer. Ich halte es für unredlich, mit gläubigen Menschen ein Spiel zu beginnen, bei dem ich schon von vorherein weiß, dass sie verlieren müssen. Satiriker, die auf das Misslingen von Kommunikation spekulieren, missbrauchen das satirische Spiel.

Sie haben einen Sonderpreis des Bayerischen Kultusministeriums bekommen – sind solche Preise zweifelhaft? Haben Sie was falsch gemacht? Aus der Regierung ziehen Sie doch Ihren Stoff.

Jonas: In gewisser Hinsicht sind alle Preise zweifelhaft. Der Preisverleiher lobt sich mit der Vergabe des Preises immer auch selbst. Ich habe sicher auch schon einiges falsch gemacht, aber als ich diesen Preis angenommen hab eher weniger. Ich finde, es zeichnet das Bayerische Kultusministerium aus, mir den Preis geben zu haben.

Das Gespräch führte Susanne Will.

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