Ihr Mann hat in der Türkei Hotelmanagement studiert. Sie waren die ersten, die es nach dem Umbau des Braunbierhauses mit Gastronomie versucht haben. Nachdem die Gewog die Gasträume in den oberen drei Stockwerken in Wohnungen umgewandelt hatte. Weil es mit der Gastronomie zuletzt nicht mehr geklappt hatte.
Von Bier und Betrügern
Bis 2002 hatte die Brauerei Schinner 20 Jahre das Haus gepachtet. „Die Zusammenarbeit mit der Gewog hat am Ende nicht mehr gepasst“, sagt Heinrich Schinner. Die Kundschaft sei da gewesen, aber am Haus sei baulich nichts getan worden. Danach modernisierte die Gewog das Haus komplett. Es folgten das Ehepaar Lethaus. Wolfgang Lethaus war der langejährige Geschäftsführer des Modehauses Oberpaur, das jahrelang im Gebäude der heutigen Stadtbibliothek RW 21 untergebracht gewesen war. Dann übernahm für ein paar Jahre Heiner Herpich, der schon damals das "Herpichs" in der Friedrichstraße hatte. Und schließlich kam im Frühjahr 2010 die Firma Femto.
Wie sich bald herausstellte, steckte dahinter ein später verurteilter Millionenbetrüger. Bei der Eröffnung floss der Champagner noch in Strömen. Der Plan: Im Erdgeschoss Feinkost, im ersten Stock gehobene Gourmet-Küche, im zweiten eine Raucher-Lounge und Clubraum. Doch schon im Juni 2010 musste die eingesetzte Geschäftsführerin für den Betrieb einen Insolvenzantrag stellen. Der Gewog entstand kein Schaden.
Neuer Plan 2011: Wohnraum statt Gastronomie
2011 kamen die Handwerker, die Gewog baute die oberen Stockwerke zu Wohnraum um. 230 000 Euro investierte sie dafür. 60 000 Euro nahmen Serkan Ünver und Sonja Dietl für ihre Brasserie in die Hand. Gewog-Chef Uwe Prokscha hatte damals zwar eine gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss vorgesehen, „weil es sich eigentlich nicht zum Wohnen eignet“. Gastronomie aber nicht. Doch Ünvers Konzept habe die Gewog überzeugt, sagte Prokscha damals.
Heute ist er immer noch überzeugt, dass unten ein Gewerbe hineinmuss. Weil es sonst mit dem Zugang zu den Wohnungen nicht funktioniert. Seit Donnerstag ist es erst einmal als Gaststätte im Internet ausgeschrieben. Prokscha weiß allerdings, dass Wechsel üblich sind. Sein persönlicher Eindruck: „Ich habe großen Respekt vor Gastronomen, die ihr Lokal zehn Jahre und länger halten. Das ist in der heutigen Zeit eine tolle Leistung.“