Vorgänger haben vergebens nach Personal gesucht – Vertrag läuft Ende April aus Braunbierhaus sucht neuen Pächter

Von Katharina Wojczenko
Markantes Haus mit Geschichte: Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Braunbierhaus 1250. Seit Juli ist die Brasserie geschlossen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Nach fünf Jahren ist Schluss: Die städtische Wohnbaugesellschaft Gewog sucht jetzt einen neuen Pächter für das Braunbierhaus. „Wir haben nicht das passende Personal gefunden“, sagt Sonja Dietl.

 
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„Vorübergehend geschlossen“, steht noch auf dem Zettel im Fenster. „Sobald wir arbeitswillige Mitarbeiter gefunden haben, werden wir unsere Brasserie unverzüglich wieder für Sie weiterführen.“ Dazu zwei Telefonnummern für die „freundliche, fleißige und arbeitssuchende Servicekraft“. Aber damit ist es vorbei.

„Wir werden nicht mehr öffnen“, sagt Sonja Dietl, die Frau des Pächters. Ende April läuft der Vertrag mit der Eigentümerin Gewog aus. Zusammen mit ihrem Mann Serkan Ünver hatte Dietl im Juli 2011 in dem jahrhundertealten Gebäude die Brasserie eröffnet. Er stand im Lokal, sie kümmerte sich um die Gestaltung der Speisekarten, Buchhaltung, Bestellungen. „Wir haben uns das mit der Gastronomie einfacher vorgestellt“, sagt Dietl. „Wir hatten ständig wechselndes Personal, hauptsächlich Studenten.“

Vollzeitkraft für den Service war nicht zu finden

Sie hätten aber eine feste Kraft gebraucht, die ihrem Mann im Lokal zur Seite stünde, die im Service zuhause sei, aber auch mal in der Küche angepackt hätte und sich nicht für den Putzlappen zu schade gewesen wäre. Weil die aber nicht aufzutreiben war, ist die Brasserie seit Juli geschlossen. „Wir werden auf Dauer ganz arge Schwierigkeiten haben“, sagt auch Engin Gülyaprak, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands.

„8,50 Euro zahlen wir alle, aber die Arbeitszeiten will sich kaum einer zumuten. Man muss suchen, um gute Leute zu finden.“ Wenn es so weitergehe, müssten die Wirte die Preise anheben, damit sie ihr Personal besser bezahlen könnten. Auch sei die Lohndiskrepanz zwischen gelernten und ungelernten Kräften zu gering.

Viele Stammkunden, wenig Laufkundschaft

An der Idee mit der Brasserie hat es nicht gelegen, glaubt Dietl: „Das Konzept war nicht das Problem.“ Das lautete: Ein Speiserestaurant mit mediterranem Schwerpunkt und 24 Plätzen. „Wir hatten viele Stammkunden“, sagt Dietl. „Aber wenig Bayreuther Laufkundschaft.“

Ihr Mann hat in der Türkei Hotelmanagement studiert. Sie waren die ersten, die es nach dem Umbau des Braunbierhauses mit Gastronomie versucht haben. Nachdem die Gewog die Gasträume in den oberen drei Stockwerken in Wohnungen umgewandelt hatte. Weil es mit der Gastronomie zuletzt nicht mehr geklappt hatte.

Von Bier und Betrügern

Bis 2002 hatte die Brauerei Schinner 20 Jahre das Haus gepachtet. „Die Zusammenarbeit mit der Gewog hat am Ende nicht mehr gepasst“, sagt Heinrich Schinner. Die Kundschaft sei da gewesen, aber am Haus sei baulich nichts getan worden. Danach modernisierte die Gewog das Haus komplett. Es folgten das Ehepaar Lethaus. Wolfgang Lethaus war der langejährige Geschäftsführer des Modehauses Oberpaur, das jahrelang im Gebäude der heutigen Stadtbibliothek RW 21 untergebracht gewesen war. Dann übernahm für ein paar Jahre Heiner Herpich, der schon damals das "Herpichs" in der Friedrichstraße hatte. Und schließlich kam im Frühjahr 2010 die Firma Femto.

Wie sich bald herausstellte, steckte dahinter ein später verurteilter Millionenbetrüger. Bei der Eröffnung floss der Champagner noch in Strömen. Der Plan: Im Erdgeschoss Feinkost, im ersten Stock gehobene Gourmet-Küche, im zweiten eine Raucher-Lounge und Clubraum. Doch schon im Juni 2010 musste die eingesetzte Geschäftsführerin für den Betrieb einen Insolvenzantrag stellen. Der Gewog entstand kein Schaden.

Neuer Plan 2011: Wohnraum statt Gastronomie

2011 kamen die Handwerker, die Gewog baute die oberen Stockwerke zu Wohnraum um. 230 000 Euro investierte sie dafür. 60 000 Euro nahmen Serkan Ünver und Sonja Dietl für ihre Brasserie in die Hand. Gewog-Chef Uwe Prokscha hatte damals zwar eine gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss vorgesehen, „weil es sich eigentlich nicht zum Wohnen eignet“. Gastronomie aber nicht. Doch Ünvers Konzept habe die Gewog überzeugt, sagte Prokscha damals.

Heute ist er immer noch überzeugt, dass unten ein Gewerbe hineinmuss. Weil es sonst mit dem Zugang zu den Wohnungen nicht funktioniert. Seit Donnerstag ist es erst einmal als Gaststätte im Internet ausgeschrieben. Prokscha weiß allerdings, dass Wechsel üblich sind. Sein persönlicher Eindruck: „Ich habe großen Respekt vor Gastronomen, die ihr Lokal zehn Jahre und länger halten. Das ist in der heutigen Zeit eine tolle Leistung.“

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