Rudi Lindner lässt sie aus Überzeugung blühen – Nebenerwerbslandwirt verzichtet bewusst auf größere Pachteinnahmen Blumenwiesen sind sein ganzer Stolz

Von Peter Engelbrecht
Rudi Lindner auf seiner Blumenwiese bei Vorlahm. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Was Rudi Lindner tut, ist rein wirtschaftlich betrachtet, „eine Dummheit“. Das räumt der 74-jährige Nebenerwerbslandwirt auch offen ein. Er lässt seine knapp fünf Hektar großen Wiesen wachsen und blühen, verzichtet auf größere Pachteinnahmen. Dem Rentner geht es nicht so sehr ums Geld, er will die Natur für die künftigen Generationen bewahren.

 
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Wenn Lindner über eine seiner Wiesen läuft, die versteckt am Rande seines Heimatortes Vorlahm liegt, zirpen die Grillen und summen die Bienen. 52 verschiedene Gräser und Blumen hat er hier auf dem knapp ein Hektar großen Grundstück gezählt. Hier blühen beispielsweise Margeriten, Glockenblumen und Kornblumen in voller Pracht, hier leben Feldhasen, Eidechsen, Grillen, Blindschleichen und kleine Frösche. Die Wiese darf erst ab dem 15. Juni gemäht werden, wenn die Samenreife der Kräuter und Gräser abgeschlossen ist. Das Ausbringen von Gülle oder mineralischem Dünger sind nicht erlaubt. So steht es im staatlichen Förderprogramm.

"Ich werde nicht verpachten"

„Ich bin stolz auf diese Fläche“, sagt Lindner. Er sei schon oft von Biogasbetreibern oder größeren Bauern angesprochen worden, ob er seine Wiesen nicht doch verpachten wolle. Bei dieser intensiven Nutzung, die auch für Silageherstellung üblich ist, wird die Wiese vier Mal pro Jahr gemäht und vier Mal pro Jahr mit Gülle gedüngt. Die Vielfalt schrumpft bei dieser Bewirtschaftung auf durchschnittlich fünf Arten, sagt Nikolaus Lange, Biologe im Landratsamt Bayreuth. Eine übermäßige Düngung fördert konkurrenzstarke, wüchsige Pflanzen, die schwächere Arten verdrängen.Besonders sensible Arten verschwinden. Durch die intensive Wiesennutzung für Silage haben die Pflanzen durch frühen und häufigen Schnitt keine Möglichkeit, ihre Samen zu verbreiten. „Ich werde nicht verpachten, da bin ich viel zu sehr mit der Natur verbunden“, betont Lindner. Oft spürt er die Begeisterung über die schöne Wiese von Spaziergängern, Besuchern oder seiner Enkeltochter. „Keine Gülle, kein Kunstdünger, kein Spritzmittel“, lautet das Rezept.

"Ich bin kein Grüner"

Die Wiese wird seit 40 Jahren so bewirtschaftet. Das Heu bekommen die Stallhasen und Schafe des Hobby-Landwirts, auch Kunden aus der Umgebung verfüttern es gerne an ihre Kleintiere. „Ich bin kein Grüner“, sagt Lindner, „ich bin ein kritischer Geist, der an die Zukunft der Kinder und Enkel denkt.“ Von Kindesbeinen auf ist der Rentner mit der Natur rund um das Dorf verbunden, ist in Vorlahm im Bauernhaus der Familie geboren.

Für verminderte Erträge und den Mehraufwand für extensive Bewirtschaftung erhalten die Blumenwiesen-Förderer Ausgleichszahlungen vom Staat. Pro Hektar und Jahr gibt es 470 Euro aus dem Vertragsnaturschutzprogramm. Aber: Die Wiesen dürfen nicht vor einem bestimmten Datum gemäht werden, weiterhin sind Gülle und Mineraldünger tabu. Aus dem Kulturlandschaftsprogramm fließen für die extensive Grünlandnutzung rund 170 Euro pro Hektar und Jahr. Auch hier gibt es bestimmte Vorgaben der Bewirtschaftung. Beide Programme sind nicht miteinander kombinierbar. Würde Lindner seine Wiesen an einen Biogasbetreiber verpachten, würde er schätzungsweise bis zu 700 Euro pro Jahr und Hektar einnehmen.

Mit dem Vertragsnaturschutzprogramm hat das Landratsamt bislang gute Erfahrungen gemacht. „Die Verträge laufen fünf Jahre, werden normalerweise immer wieder verlängert“, berichtet Experte Lange. „Das ist ein Sicherungsinstrument für artenreiche Wiesen.“ Der Bestand an Vertragsnaturschutzflächen im Landkreis beträgt derzeit 2900 Hektar.

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