Bleibt Andreas Seiferth bei Medi Bayreuth?

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Das Niveau sofort angehoben: Center-Neuzugang Andreas Seiferth macht das Bayreuther Spiel nicht nur variabler, er steuert durchschnittlich auch noch zwölf Punkte bei. Heute trifft er mit Medi auf seinen Ex-Verein. Foto: Peter Kolb Foto: red

„Wir hoffen so sehr, dass er weiter für uns spielt, das wäre ein Riesengeschenk.“ Sibylle Hammon, die Vorsitzende des Medi-Fanclubs Bayreuth Bats, und ihre etwa 250 Mitglieder beschäftigt die Personalie Andreas Seiferth gegenwärtig mindestens ebenso wie einer der Saison-Höhepunkte am Samstagabend: das Heimspiel von Medi Bayreuth gegen den FC Bayern München, Seiferths Ex-Verein.

 
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Aus der Landeshauptstadt war der 2,09 Meter große Center im Januar gekommen. Und hat „unser Niveau sofort angehoben“, wie Medi-Trainer Michael Koch kürzlich sagte. 26:40 Minuten Einsatzzeit pro Spiel unterstreichen den Stellenwert, den ihm sein Coach beimisst. Mit 12 Punkten und 5,5 Rebounds im Schnitt zahlt der gebürtige Berliner natürlich auch kräftig zurück.

Beim Überraschungscoup in Ulm avancierte Seiferth zum Topscorer, krönte seine herausragende Leistung mit 20 Punkten bei einer Wurfquote von 67 Prozent. Mit ihm ist das Bayreuther Spiel variabler, weniger ausrechenbar geworden – weg von der Dominanz der Dreier-Schützen mehr in Richtung Korbnähe gerückt.

Tränen bei Doreths Vertragsverlängerung

Kein Wunder, dass man den am Saisonende auslaufenden Vertrag mit dem Neuzugang allzu gerne verlängern würde, zumal sich der 26-Jährige auch abseits des Basketball-Courts als überaus vorzeigbar erweist.

„Ein klasse Typ, er geht auf die Leute zu, ist aber trotzdem sehr nett und zurückhaltend“, schwärmt Sibylle Hammon und verrät, dass ihr schon bei der Verkündung der Vertragsverlängerung von Bastian Doreth „ein paar Tränen über die Backen gekullert“ sind. Wie wäre das dann wohl, wenn nun auch noch Andreas Seiferth, Doreths bester Kumpel im Team, seine Unterschrift unter einen neuen Kontrakt setzen würde? „Einfach der Wahnsinn!“, antwortet die Bats-Vorsitzende.

Die Begeisterung für Akteure wie Seiferth und Doreth ist verständlich. Nähren sie doch die Hoffnung des Medi-Anhangs, dem Bayreuther Basketball endlich wieder einmal das zu verleihen, was ihm in den vergangenen Jahren gefehlt hat: Gesichter, Identifikationsfiguren, Konstanten, um die herum sich eine Mannschaft aufbauen lässt. Zuletzt war die einzige Konstante im Medi-Team die Veränderung.

Geschäftsführer Philipp Galewski weiß ein Lied davon zu singen: Gute deutsche Spieler zu halten, ist die größte Herausforderung für einen kleinen Verein mit überschaubaren Ressourcen. David Brembly, der Bayreuther Shootingstar der Vorsaison, war ein Paradebeispiel dafür, wie das Geschäft läuft: Bei überschaubarer interner Konkurrenz bekam Brembly die Chance, sich zu entwickeln. Er nutzte sie, spielte sich nicht nur in die Herzen des eigenen Anhangs, sondern auch ins Rampenlicht anderer Clubs. Am Saisonende gab er Medi einen Korb und wechselte nach Ulm.

Steve Wachalski der Dritte im Bunde?

Umso bemerkenswerter ist die Vertragsverlängerung von Bastian Doreth. Der neue Zweijahresvertrag ist ein echter Coup der Bayreuther Verantwortlichen. Gelänge ihnen Ähnliches mit Andreas Seiferth, wäre schon früh der Grundstein für eine hoffnungsvoll stimmende neue Saison gelegt. Zumal auch Steve Wachalski, der dritte starke Deutsche im Bunde, noch einen Vertrag besitzt.

Seiferth, als überaus beweglicher und auch aus der Halbdistanz solide treffender Center, ist eine Schlüsselfigur für die Zukunftsplanungen. Das wissen auch die Bats. Am Dienstag hat der Fanclub noch einmal eine Charmeoffensive gestartet. Beim Fantalk überreichte die Vorsitzende Andreas Seiferth eine „Aufenthaltsbescheinigung“, die aber vielmehr Züge eines Liebesbriefes trug und mit dem Satz schloss: „Mit dir hat der Bayreuther Basketball eine tolle Persönlichkeit, die dann auch einmal auf dem Court für das eine oder andere Highlight sorgen kann.“

Respektvoller Umgang

Andreas Seiferth lässt das alles nicht kalt. „Ich bin positiv überrascht. Wo ich hinkomme, begegnet man mir sehr freundschaftlich und auch sehr respektvoll“, antwortet der gebürtige Berliner auf die Frage, wie er denn hier aufgenommen wurde.

Das Persönliche, das Familiäre, die vielen Teamaktivitäten, all das gefällt ihm. Zu einer Aussage verleiten, was seine Zukunft anbelangt, lässt er sich trotzdem nicht. „Ich kann es mir gut vorstellen, hierzubleiben“, sagt er. „Aber sicher sagen möchte ich das jetzt noch nicht.“ In Bats-Kreisen interpretiert man das als leichte Tendenz zum Ja. Noch optimistischer ist die Vorsitzende: „80 Prozent, dass der Andi bleibt“, sagt Sibylle Hammon. Sie würde sogar darauf wetten.

Andreas Seiferth über:

… das Spiel heute gegen Bayern München: „Ein bisschen speziell ist das schon, wenn man gegen seinen Ex-Verein spielt. Hinzu kommt, dass ich unter der Saison gewechselt habe, somit alle Spieler kenne und mit ihnen ja auch recht witzige Sachen erlebt habe. Aber besondere Rachegelüste hege ich nicht. Es ist ja alles sauber gelaufen beim Wechsel.“

…die Chancen von Medi gegen Bayern: „Dass sie zwischen den beiden wichtigen Eurocup-Spielen gegen Istanbul zum Bundesliga-Zwölften müssen, ist sicher kein Nachteil für uns. Aber verlassen darauf, dass sie uns unterschätzen, würde ich mich nicht. Wie gegen Ulm dürfen wir einfach nur wenige Punkte zulassen, wir dürfen den Bayern-Express nicht ins Rollen kommen lassen. Und wir dürfen nicht überrascht sein von der hohen Intensität, mit der sie spielen.“

… die Unterschiede zwischen Bayern und Medi: „Bei den Bayern gibt es längst gefestigte Strukturen, da hat man beispielsweise beim Kader oder den Trainingsmöglichkeiten ein hohes Niveau erreicht und ist auch in der Lage, das konstant zu halten. In Bayreuth wachsen diese Strukturen erst noch. Aber es ist schön zu sehen, mit welch hoher Motivation hier am Fortschritt gearbeitet wird.“

… die beiden Trainer Svetislav Pesic (FCB) und Michael Koch (Medi): „Pesic lebt von seinem riesigen Erfahrungsschatz als Trainer, er ist eher Basketball-Lehrer, fast schon Dozent, während Mike ganz nah an den Spielern dran ist – Stichwort Playerscoach. Mike ist auch eher ein Motivator, während Pesic auf Selbstmotivation setzt.“

… seinen Einstand in Bayreuth: „Zunächst einmal bin ich sehr zufrieden mit unserer Teamleistung in den letzten acht Spielen, wir haben vier gewonnen. Zwei davon auswärts. Schön, dass ich dazu beigetragen konnte, das ist das Entscheidende. Auch mit meiner persönlichen Leistung kann ich ganz gut leben.“

… die Vorzüge von Bayreuth und seiner Umgebung: „Bislang haben sich die Aktivitäten eher auf Bayreuth beschränkt. Jetzt wenn es wieder wärmer wird, werde ich auch mal die Gegend erkunden, Golfspielen steht zum Beispiel auf dem Programm. Kennengelernt habe ich somit bisher eher die kulinarische Seite. Das Liebesbier beispielsweise fand ich spektakulär, etwas Außergewöhnliches für eine kleinere Stadt. Auch das Plaka mit seinem Basketball verrückten Wirt Alexi ist für uns ein absolutes Muss. Natürlich war ich auch kulturell schon aktiv – Richard-Wagner-Museum, das Brauereimuseum von Maisels oder beim Eishockey. Auch das ist für mich Kultur.“

… den fränkischen Dialekt: „Bislang komme ich damit ganz gut klar. Ich bin ja durch Bastian Doreth als Ur-Franken schon etwas vorbelastet. Das war jetzt also nicht komplettes Neuland für meine Ohren. So richtig tief eingestiegen bin ich aber noch nicht.“

… seine Nationalmannschafts-Karriere: „Ich war ja drei Jahre lang dabei, leider bei der Europameisterschaft dann aber nicht. Natürlich ist eine erneute Berufung in die Nationalmannschaft Ziel und Ehre zugleich. Wenn Bundestrainer Chris Flemming anrufen würde, stünde ich Gewehr bei Fuß.“

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