Info: Das Forschungsgebiet von Thomas Scheibel und Jürgen Groll heißt „Biofabrikation“. Es ist ein Baustein des Bayerischen Polymerinstituts, einer engen Kooperation der Universitäten Bayreuth, Würzburg und Erlangen-Nürnberg.
Vielseitige Spinnenseide
Spinnenseide ist ein faszinierendes Forschungsobjekt: Sie besitzt außergewöhnliche Eigenschaften. Dazu zählt beispielsweise eine besondere mechanische Belastbarkeit. Aber auch positive Effekte im Bereich der Wundheilung konnten nachgewiesen werden. Spinnenseide hat keine zelltoxischen Wirkungen, wird nur langsam abgebaut und löst keine Immunreaktionen aus.
Spinnenseide ist dünner als menschliches Haar, der Durchmesser der Fäden liegt meist zwischen einem und fünf Mikrometer. Spinnenseide ist dabei fünfmal so reißfest wie Stahl, besitzt aber eine Elastizität wie Gummi. Das Material ist für eine Vielzahl von Anwendungen attraktiv: Staubfilterung und Luftreinhaltung, Folien für Verpackungen und Anwendungen in der pharmazeutischen Industrie, etwa als Ummantelung von Tabletten. Thomas Scheibel stand an der Spitze einer Forschergruppe, der es gelungen ist, Brustimplantate aus Silikon mit einer dünnen Haut aus biotechnologisch hergestellten Spinnenseidenproteinen zu überziehen. Das Risiko medizinischer Komplikationen verringert sich durch Verwendung dieser beschichteten Implantate erheblich.
Thomas Scheibel wurde 1969 in Regensburg geboren. Im November 2007 übernahm er die Leitung des neu eingerichteten Lehrstuhls Biomaterialien an der ingenieurwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth. Er gilt inzwischen als einer der führenden Wissenschaftler bei der Entschlüsselung der Spinnenseide und der Herstellung dieses Materials mit biotechnologischen Methoden.