Biologen entdecken seltene Heuschrecke

Von Klaus Trenz
Zwei Populationen der gewöhnlichen Gebirgsheuschrecke haben Biologen auf Hängen bei Pottenstein entdeckt. Das Insekt ist vom Aussterben bedroht.⋌Foto: red Foto: red

Sensationell: Eine seltene Entdeckung haben Biologen auf Hängen bei Pottenstein gemacht: Dort wurden zwei Populationen der seltenen und vom Aussterben bedrohten Gewöhnlichen Gebirgsschrecke  gefunden.

 
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Die gewöhnliche Gebirgsschrecke – eine bunte und kontrastreiche Heuschreckenart - heißt nur so, ist aber alles andere als gewöhnlich und vom Aussterben bedroht. Dass sie ausgerechnet an zwei Hängen in Pottenstein vorkommt, ist sehr ungewöhnlich. Und zwar so ungewöhnlich, dass Bürgermeister Stefan Frühbeißer und der Leiter des Naturparks Fränkische Schweiz, Wolfgang Geißner, sich überlegen, die Wissenschaft aufzufordern, den einzigartigen Hüpfer in „Pottensteiner Gebirgschrecke“ umzubenennen.

Über die Füße gehüpft

Vor vier Jahren hat Andreas Niedling von der oberen Naturschutzbehörde Oberfrankens bei einem Spaziergang die Heuschrecke entdeckt. Als Biologe wusste er sofort, was ihm da auf der Finkenleite – einem steilen Felsenhang mit Magerrasen im Weihersbachtal oberhalb der Bundesstraße B 2 und in der Nähe der Rodelbahn – über die Füße hüpfte. Das Insekt, das einmal weit verbreitet war, gibt es in Deutschland in größeren Populationen nur noch im Alpenraum und an wenigen Stellen in Franken, der Oberpfalz, in Sachsen-Anhalt und in Baden-Württemberg. Und, so weit es dem Leiter des Sachgebietes Naturschutz bei der Regierung von Oberfranken, Herbert Rebhahn, und den Biologen Andreas und Claudia Hemp bekannt ist, in Oberfranken nur in Pottenstein an der Finkenleite mit etwa 100 bis 150 Exemplaren und mit rund 20 Artgenossen in der Nähe der Hütte der Bergwacht. Die Pottensteiner Gebirgsschrecke ist sogar einzigartig.

Idealer Lebensraum

„Wir haben hier an dieser Stelle ein isoliertes Vorkommen“, erklärt Claudia Hemp, heißt: sie unterscheidet sich genetisch von anderen Gebirgsschrecken. Weshalb das Insekt in Pottenstein überleben konnte beziehungsweise dort einen offenbar idealen Lebensraum gefunden hat, weiß die Biologin noch nicht genau. Es könnte sein, dass sie bereits seit der letzten Eiszeit auf der Finkenleite vorkommt. Deshalb weist man auf dem Faltblatt, das künftig in der Tourismusinfo in Pottenstein ausliegt und über das besondere Vorkommen der Schrecke informiert, schon auf dem Deckblatt darauf hin, worum es sich hier handelt: Um ein Relikt aus der Eiszeit. Deshalb ist der Hang bei Pottenstein auch ein „Reliktstandort“ und besonders schützenswert und mit ihm das Insekt. Warum es die Schrecke gerade dort gibt „wird wissenschaftlich noch total spannend“, sagt Hemp.

Schrecke ist eine Schnecke

Erst in diesem Jahr hat man mit den Untersuchungen begonnen, erklärt Rebhahn, aber bereits Maßnahmen zum Schutz des Insekts eingeleitet. „Unsere Zielsetzung ist, den Lebensraum der Gebirgsschrecke zu erhalten und womöglich zu verbessern“, sagt Projektleiter Gerhard Bergner von der Regierung von Oberfranken. Das ist gut machbar, weil die Gebirgsschrecke flugunfähig ist, nur einen Aktionsradius von etwa 15 Metern hat und sich nur langsam fortbewegt. Was ihr den Beinamen „die Schnecke unter den Hauschrecken“ eingebracht hat. Der Naturschutz sowie der Landschaftspflegeverband und auch die Bergwacht werden ein besonderes Auge auf den Lebensraum dieses Eiszeitrelikts werfen. Der Hang soll von Schafen beweidet werden. Zudem sollen ergänzende Entbuschungsmaßnahmen das Areal so erhalten, wie es jetzt ist.

Frühbeißer kündigte an, eine Tafel aufstellen zu lassen, auf der Wanderer über den besonderen Standort und das seltene Insekt informieren werden. Darüber hinaus soll es im nächsten Jahr Exkursionen geben.

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