Bindlacher baut "Ding des Jahres"

Von Sina Rees
21.03.2018, Bindlach, MuSchu, Ding des Jahres, Ulrich Müller, Markus Klein, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Es ist "Das Ding des Jahres". Bei der gleichnamigen ProSieben Show hat Ulrich Müller mit seiner Erfindung, dem Faltos, gewonnen. Ein Anhänger, der sich zusammenfalten lässt, um Platz zu sparen. Zusammen mit seinem Kollegen Markus Klein produziert er die Anhänger in Bindlach.

 
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Eine Bierbankgarnitur muss problemlos in den Anhänger passen. Das war Ulrich Müller wichtig, als er 2007 die Idee zum Faltanhänger hatte. Damals hat sich der heute 30-jährige immer einen Anhänger von Nachbarn ausgeliehen. Das wurde ihm zu lästig und er regte bei seiner Mutter an, dass es doch sinnvoll wäre, einen eigenen Anhänger zu kaufen. "Der Originalton meiner Mutter war: Nee, kannste knicken, der verbraucht zu viel Platz und sieht auch nicht schön aus", erinnert sich Müller im Gespräch mit dem Kurier. Also musste eine Lösung her. Während seines Studiums mit dem Schwerpunkt Fabrikinformationsmanagement lernt Müller die Arbeit mit den Maschinen, die er später zur Entwicklung seiner Idee benötigt. "Da habe ich die ersten Schweiß- und Gehversuche gemacht, dabei hat sich das Konzept herausgestellt, wie wir es heute verwenden", sagt Müller. Seit Mai arbeitet Müller zusammen mit seinem Kollegen Markus Klein aus Hollfeld als Zwei-Mann-Betrieb in Bindlach. Bis zur TV-Show verdienten sie ihren Lebensunterhalt mit Lohnfertigung, der Faltanhänger lief nebenbei.

Der Faltanhänger war also geboren - fertig konstruiert, vom TÜV zugelassen und hat die Praxistests bestanden. Der Anhänger lässt sich binnen weniger Minuten von 3,70 Meter auf 90 Zentimeter Länge zusammenfalten. Bis dahin fehlte nur noch die Bekanntheit des Produktes.

Da kam die Frau von Markus Klein ins Spiel. Sie machte Müller im Herbst auf die TV-Show aufmerksam. "Ich bin nachts von einer Geburtstagsfeier eines Freundes heimgekommen und habe die SMS von Markus Frau gelesen, mit dem Link zur Bewerbung. Und mit zwei, drei Bierchen intus war ich dann ein bisschen euphorischer und dann habe ich mich noch in der gleichen Nacht beworben", sagt Müller lachend. Vier Tage später kam die Mitteilung, dass sie bei der Show dabei sind. Kurz danach stand das Filmteam in der Werkhalle und machte die ersten Aufnahmen. Von der Bewerbung bis zur ersten Aufzeichnung der Show am 23. November ging es schnell.

"Wir haben ganz normal unser Tagesgeschäft weiter gemacht, bis dann im Februar die Ausstrahlung war", sagt Müller. Das Studiopublikum war begeistert und wählte Müller in die Final-Show im März. Und nicht nur das Studiopublikum war überzeugt, auch die Menschen vor dem Fernseher. "Auf einmal ging es los und mein Handy stand nicht mehr still", sagt Müller, "dann kamen auch schon die ersten Bestellungen rein". Um die 40 000 Besucher seien während der Ausstrahlung der Vorrunde auf der Internetseite der Firma gewesen.

Müller und Klein entwickelten noch in der Zeit vor dem Live-Finale am 10. März Zubehör zum Faltos. "Die am meisten nachgefragten Zubehörteile von Kunden haben wir bis dahin versucht umzusetzen", sagt Klein. So entstanden eine Motorrad-Halterung und Planen.

"Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass wir in der ersten Runde schon rausfliegen, denn wir sind ein Nischenprodukt", sagt Müller zum Finale. Es kam aber alles anders. Der Faltos setzt sich gegen andere Erfindungen wie Einwegteller aus Laubblättern, tropffreie Trichter oder einen nachrüstbaren Motor für Fahrräder durch. Völlig überwältigt sei er gewesen. "Dann wusste ich erst mal nicht, was abgeht. Irgendwo zwischen Himmel und Hölle. Die Leute feiern das Produkt, das ist total toll und dann aber die Fragen im Kopf, wie es jetzt weiter geht", sagt Müller.

Der Gewinn: Werbezeit bei Prosieben und Sat1 im Wert von 2,5 Millionen Euro. Klingt im ersten Moment nach einer extrem hohen Gewinnsumme. Doch hier hat Müller kritische Worte zum TV-Format. "Die Zuschauer, die ProSieben und Sat1 anschauen, haben wahrscheinlich schon von uns gehört. Die Werbezeit bräuchten wir gar nicht unbedingt. Es ist eher schwierig für uns, jetzt die ganzen Anfragen und Bestellungen zu stemmen. Denn das ist auch eine finanzielle Belastung", sagt Müller. Geld oder Investoren habe er aus der Show nicht mitnehmen können. "Wir haben also keinen Cent mehr in der Tasche, eher weniger, wegen den Ausfallzeiten", sagt Müller, " trotzdem würden wir es wegen dem Promotions-Zweck wieder tun, aber nicht zu den gleichen Bedingungen."

Seit dem Finale stehen die Telefone nicht mehr still. Privatkunden und Händler, die den Anhänger verkaufen möchten, stehen Schlange. "Der interessante Zielmarkt für uns ist der Anhängerfachmarkt. Wir sind kein Baumarktprodukt", sagt der 30-Jährige.

Pläne für die Zukunft gibt es einige. Zuerst steht noch in diesem Jahr der Umzug an. Müller hat ein Grundstück in Stadelhofen gekauft. Die aktuelle Werkhalle in Bindlach kann dem Strombedarf nicht mehr nachkommen. "Es ist schwierig in Oberfranken eine schon bestehende Halle zu finden, die für unsere Zwecke passt", sagt Klein, "deshalb bauen wir jetzt neu." Auch neue Produkte und Zubehör sollen, sobald der erste Hype rum ist und die Bestellungen abgearbeitet sind, dazukommen.

 

 

 

 

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