Forschungsprojekt untersucht Einsatz von organischen Abfällen aus Brauereien und Molkereien Biertreber für Biogasanlagen

Von Peter Engelbrecht
 Foto: red

Kann Biertreber aus Brauereien in Biogasanlagen zur Stromerzeugung eingesetzt werden? Diese Frage untersucht ein Forschungsprojekt der Europäischen Union, an dem auch das Kompetenzzentrum für Ernährung in Kulmbach beteiligt ist. Möglicherweise könnte auch Mais teilweise ersetzt werden. Experten sind zuversichtlich.

 
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Das internationale Forschungsvorhaben trägt den sperrigen Titel "Biogasproduktion aus organischen Abfällen in der europäischen Lebensmittel- und Getränkeindustrie". Das Projekt soll 30 Monate laufen, die EU fördert es mit 1,1 Millionen Euro. "Das Vorhaben soll zeigen, inwieweit diese Abfälle zur Biogasproduktion nutzbar sind", sagte Simon Reitmeier vom Kompetenzzentrum in Kulmbach, das zum Bayerischen Landwirtschaftsministerium gehört. 

Mit eingebunden ist das Ingenieurbüro atres-group in Freising, das sich auch mit dem Thema Biosgasanlagen beschäftigt. Es gehe um die Einsatzmöglichkeiten von Biertreber aus Brauerein, von Molke aus Molkereien sowie von Teig- und Gebäckresten aus der Nahrungsmittelindustrie sowie von Trester aus Obstkeltereien, nannte Projektingenieur Sebastian Stoll einige Beispiele. Früher wurde Biertreber an Rinder verfüttert, doch durch den Rückgang an landwirtschaftichen Betrieben ist hier die Nachfrage rückläufig. "Aus technischer Sicht kann Treber in Biogasanlagen eingesetzt werden", berichtete Stoll. Biertreber besteht aus dem ungelösten Anteil des Gersten- und Weizenmalzes, das beim Läutern der Maische nach Abtrennung der Würze anfällt. Nun gelte es, die europaweiten Potenziale abzufragen und Machbarkeitsstudien zu erstellen. "Die organischen Abfälle sind da, werden aber derzeit nicht vernünftig genutzt", lautete sein Fazit. Mittel- und längerfristig könne möglicherweise auch Mais als derzeitiger Haupteinsatzstoff für Biogasanlagen teilweise ersetzt werden. Bekanntlich steht die landwirtschaftliche Futterpflanze unter den Stichworten "Maiswüste" und Humusvernichter in der Kritik.

"In Deutschland fallen in den Brauereien jährlich etwas mehr als zwei Millionen Tonnen Treber an", berichtete Erika Hinzmann von der Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft in Berlin. Dessen Einsatz in Biogasanlagen sei grundsätzlich möglich. Aufgrund schwer abbaubarer Bestandteile beanspruche Treber in  konventionellen Biogasanlagen eine längere Verweilzeit bei bisher geringerer Gasausbeute, erläuterte die Wissenschaftlerin. Ziel bereits laufender Forschungsvorhaben sei es, die schwer abbaubaren Bestandteile schneller und besser zugänglich zu machen, um die Effizienz der Anlagen zu erhöhen. 

Bei der Biogasausbeute liegt Mais an der Spitze, ergaben Berechnungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Demnach ergeben eine Tonne Maissilage einen Gasertrag von 185 Kubikmetern, eine Tonne frische Biertreber 122 Kubikmeter Gas und eine Tonne Obsttrester aus Äpfeln 112 Kubikmeter Gas. Zum Vergleich: Die Ausbeute bei Rinder- und Schweinegülle liegt bei 20 bis 34 Kubikmeter Gas pro Tonne.