Bernd Regenauer: Jammern muss sein!

Von Wolfgang Karl
Bernd Regenauer im Bechersaal. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wie ist er eigentlich, der Franke? Bernd Regenauer geht mit dem eigenen Stamm hart ins Gericht – ist aber doch stolz darauf, Franke zu sein. Ob sein Auftritt im Bechersaal auch Nichtfranken Spaß machte? 

 
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Ohne jammern macht uns das Leben keinen Spaß. Mit diesen Worten fasst Bernd Regenauer die allgemeine Gemütslage des Franken an sich zusammen. Überhaupt geht der Kabarettist nicht ganz freundlich mit seinem eigenen Volksstamm um. Zwar pflegt er die Mär vom unterdrückten Franken in gewohnter „frei-statt-Bayern“-Manier, gibt aber den Franken selbst Schuld. Ein wenig langsam seien sie halt. Beim Fußball schauten sie am liebsten die Zeitlupe, da kämen sie mit.

Täuschende Gemütlichkeit

Der Club lässt grüßen. Deswegen lässt er wohl auch gerne Pausen zwischen den Sätzen. Bei der üblichen Pointenjagd mag er nicht so recht mitmachen. Das verleiht seinem Vortrag ein gemütliches Tempo. Zusammen mit seinem gemütlichen Dialekt und dem gemütlichen Ambiente des Becher-Saals erwartet man auch einen gemütlichen Abend. Zwischen Kachelofen, Eckbank, Bierkrug und Brauerdiplom an der Wand könnte man jetzt in behaglicher Stimmung dem Spaßmacher zuhören. Am Ende wankt man dann im Schäufele-Koma und bierseliger Bettschwere nach Hause.

Aber da geht man dem Regenauer gehörig auf den Leim.

„Habt’s euch wohl schön rausputzt, gell? Obwohl. Manche kommen auch so, wie sie daheim rumrennen. Aber das ist egal: Zusammengenäht wird das alles in Bangladesch. Da machen Leute Kleider – hier ist es andersrum.“ Outsourcing in Billiglohnländer, Kinderarbeit und mangelnde Toleranz im gegenseitigen Umgang: Regenauer kommt auch auf die „harten“ Themen des Kabaretts zu sprechen. Aber das macht er ohne erhobenen Zeigefinger. Er stellt die Dinge lediglich fest und lässt sie in der nächsten rhetorischen Pause einfach kurz in der Luft hängen - nur, um im nächsten Moment in ein völlig belangloses Thema abzuschweifen. Er tut das, als wollte er uns sagen: „Am Ende ist ja ohnehin alles egal.“

Dieser unausgesprochene Vorwurf begleitet einen aber durchs Programm – und trifft deswegen wohl tiefer, arbeitet in einem. Das macht er geschickt, der Regenauer. Denn Probleme wie lange Wartezeiten bei Orthopäden, Fettabsaugungen oder Chaos am Frühstückstisch erscheinen einem da wie typische Wohlstandsprobleme.

Im Digitalen ein wenig schwach auf der Brust

Natürlich ist er auch einfach nur „lustig“, der Bernd Regenauer. Seit er die „Metzgerei Boggnsagg“ auf Antenne Bayern mit Nachschub versorgt, gilt er als einer der besseren Comedians. So parodiert er die sprichwörtliche Unfreundlichkeit fränkischer Bedienungen im Wirtshaus. Da mag man nicht an Zufall glauben, spielt er doch gerade in einem fränkischen Wirtshaus. Mit dem digitalen Zeitalter kommt Regenauer nicht so zurecht. Die ganze Entwicklung sei einfach "gaga". Alle posten nur noch und posten weiter. Das findet viel Zustimmung. Gerade die Älteren kommen eben nicht mehr mit bei der digitalen Entwicklung. Gerade deswegen ist dieser Teil auch der schwächste seines Programms: Er vermischt Begriffe wie Bluetooth und Adapter so, dass man ihm abnimmt, nicht wirklich viel Ahnung vom digitalen Zeitalter zu haben.

Doch in seiner Zugabe haut er noch einmal einen raus. Da setzt er sich noch einmal mit dem Unperfekten im Franken auseinander. Perfektion, das sei der Niedergang des Charmes. Auch die das Bayern-Bashing betrachtet Regenauer mit  zwei zwinkerndem Auge: Lieber habe er ein Brett vorm Kopf, als die Allianz Arena am Horizont. Damit entlarvt er: Stolz auf die eigene Bräsigkeit – da sind sich Bayern und Franken dann doch ganz ähnlich. Ein gelungener Auftritt.

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