Dass die Demo doch nicht einfach die Privatinitiative der Ekaterina Haas aus Bayreuth ist, die Angst hat, wird deutlich, als der andere Mann das Megafon in die Hand nimmt. Karl Richter aus München. Rechtsextremist von der "Bürgerinitiative Ausländerstopp". Der die "Initiative der russischen Mitbürger" lobt. Und der sagt, es gebe "eklatante Sicherheitsdefizite", die er in Deutschland erkannt haben will. Es gibt kurz Tumult, weil Gegendemonstranten "Nazi raus" rufen. Einer der Ordner der Demonstranten gegen Gewalt droht, einem pfeifenden Gegendemonstranten "die Pfeife ins Maul zu stopfen".
"Wir machen nicht die Augen zu"
Ein junges Paar, das zur Demo gekommen ist, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass Menschen aus Russland wohl eher den Mumm hätten, auf die Straße zu gehen, wenn ihnen etwas nicht passt. "Wir machen nicht die Augen einfach zu", sagen sie. Ihren Namen wollen sie nicht nennen. Sie habe auch schon gespendet, sei jederzeit bereit zu helfen, sagt die junge Frau. "Menschen, die wegen des Krieges fliehen müssen, sind jederzeit willkommen." Aber die Menge mache ihr Angst, sagt sie.
"Ganz bewusst Angst geschürt"
Nach einer Stunde, kurz nach 15 Uhr, beendet Ekaterina Haas eine bis 18 Uhr angemeldete Demonstration, die Anna Westermann von Bunt statt braun als "verbale Giftmischerei" bezeichnet. Sie beobachte mit Sorge, dass die russische Gemeinde rechtsextrem unterwandert werde, sagt sie.
"Subtile Scharfmacher" seien da am Werk, sagt die Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote (Grüne), die mit ihrem Mann Stefan Schlags die Demo verfolgt. Und sich mehr als einmal mit den Ordnern und den Rednern anlegt. "Sehr beunruhigend", sagt Gote, sei die Entwicklung. "Auch wenn es nicht Massen waren, die da gekommen sind." Hier werde "ganz bewusst Angst geschürt". Stefan Schlags befürchtet eine Verbindung zu Pegida: "Warum sonst fand das ausgerechnet an diesem Tag statt, an dem Pegida zur internationalen Verbindung aufgerufen hat?"
"Wir machen da nicht mit"
Viktoria Wesner, die Vorsitzende der Landsmannschaft der Russlanddeutschen, sagt auf Nachfrage unserer Zeitung, sie sei angefragt worden, ob sie bei der Demonstration reden wolle. "Ich habe gesagt, ich mache es nicht." Sie sagt, sie "glaube nicht, dass das die Aussiedler machen". Dass sie für die Organisation verantwortlich zeichneten.
"Menschen, die aus der Sojetunion kommen, haben gelernt, den Mund zu halten", sagt Wesner. "Ich distanziere mich davon", sagt Wesner, die im Landesvorstand sitzt. "Wir machen da nicht mit. Wir haben gesagt, die Aussiedler sollen sich da raushalten."