Biermarken für die Stadträte: Ältestenausschuss bremst Antrag von Klaus Wührl-Struller aus Beim Freibier hört der Spaß auf

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Ganz so wild wie an der Erlanger Bergkirchweih geht es beim Bayreuther Volksfest nicht zu. Aber ums Freibier wird im Vorfeld diskutiert - ums Freibier für die Stadträte. Foto: dpa Foto: red

Populistisch. Wenig zielführend. Aber trotzdem irgendwie sympathisch. Doch trotz aller Sympathie: Der Antrag von Klaus Wührl-Struller (Grüne), das Freibier für Stadträte beim Volksfestumzug abzuschaffen, fand im Ältestenausschuss keine Mehrheit. Denn: Beim Freibier hört der Spaß auf – allerdings nicht wegen des Freibiers an sich, sondern wegen der Wirkung.

 
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Der Antrag hat für Wirbel gesorgt. Bayernweit hatte Klaus Wührl-Struller mediale Aufmerksamkeit mit seinem Ansinnen, den Stadträten die Freibiermarke und das halbe Hähnchen zum Auftakt des Bayreuther Volksfestes streichen zu wollen. Statt der Gutscheine solle man lieber eine karitative Einrichtung bedenken. Im Sinne der Transparenz, der Inklusion und der barrierefreien Stadt wäre das ein schönes Zeichen der Stadträte hatte Wührl-Struller formuliert. Seine Begründung, vorgetragen in der Sitzung des Ältestenausschusses: Er halte zudem „eine solche Form von Privilegien nicht mehr für zeitgemäß“.

Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe sagte, sie könne dem Antrag „durchaus Sympathie entgegenbringen“. Aber formal sei ja gar nicht die Stadt zuständig – die Bayreuth Marketing- und Tourismus-GmbH (BMTG) lade ein. Und der könne der Stadtrat höchstens die Empfehlung geben, auf die Einladung der Stadträte zu verzichten. Bürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) ging auf Distanz: „So ein Antrag bringt uns nicht weiter.“ Es sei doch gerade der Wunsch der Betreiber des Volksfestes, dass das Festzelt gleich zum Start mal richtig voll werde. „Und da sollen die Stadträte nicht mit dabei sein?“, fragte Ebersberger. Jeder einzelne Stadtrat tue Gutes, engagiere sich in Vereinen, spende. Wenn man bei der Maß Freibier und beim halben Hähnchen anfange, „dann bringt das vielleicht einen Presseaufschrei, aber es bringt die Stadt nicht weiter“.

Auf Nachfrage von Christa Müller-Feuerstein (SPD) lüftete Jan Kempgens (BMTG) das offene Geheimnis um den Betrag, um den es geht: „14 Euro“, sagte er knapp. „14 Euro mal 44 Stadträte.“ Also maximal 616 Euro. Maximal deshalb, weil meistens „nicht mal die Hälfte der Stadträte beim Umzug mit dabei ist“, wie Thomas Hacker (FDP) sagte. Der bekannte sich auch gleich „schuldig, am Volksfest Freibier getrunken zu haben. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, jemals das halbe Hähnchen gegessen zu haben“. Es sei doch, sagte Hacker, „die Entscheidung jedes einzelnen, ob er dabei ist oder nicht“. Laut Hacker sei es auch schwer nachzuvollziehen, „dass wir mit einer solchen Aktion der Inklusion helfen sollen“. Es sei, nahm Hacker den Faden von Thomas Ebersberger wieder auf, tatsächlich eine Frage, wo man anfange und wo man aufhöre beim vermeintlichen Thema Privilegien: „Bis zum letzten Tropfen Wasser würde ich nicht gehen wollen.“

Thomas Bauske (SPD) sagte deutlich, er habe ein Problem damit, wegen des Betrags, der im Raum steht, „den Stempel des Freibiergesichtes zu bekommen“. Vor allem sehe er es als schwierig an, die Summe, die tatsächlich in Anspruch genommen wird, zu verteilen. Zumal es schlicht nicht funktioniere, dass der Stadtrat „der BMTG vorschreibt, wen sie einlädt“, wie Iris Jahn (JB) sagte. Sympathie für den Antrag hin, Sympathie her. „Ich sehe die Tatsache, dass Ehrengäste dabei sind, auch als Wertschätzung an, die man den Schaustellern entgegenbringt.“

Stefan Specht (CSU) versuchte, die Diskussion zu erden: „Ich denke, wir liefern gerade einiges an Geschirr für jede Menge ,Abwasch’-Veranstaltungen“ des Kaberettisten Wührl-Struller. „Das Problem ist tiefer gelagert: Es geht hier um eine individuelle Verzichtsentscheidung jedes einzelnen von uns. Und die sind einem Stadtratsbeschluss nicht zugänglich.“ Wer diese Entscheidungen für sich nicht selber fällen könne, der sei „in dem Gremium fehl am Platz“.

Die Entscheidung des Ältestenausschusses fiel entsprechend aus: Zehn der 15 Stadträte stimmten gegen den Antrag Wührl-Strullers. Am heutigen Mittwoch wird sich der Stadtrat des Themas erneut annehmen. Freibier und halbe Hähnchen gibt es am 6. Juni.

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