Begleiter kümmern sich um Kinder

Von Luisa Degenhardt
An der Pegnitzer Dr.-Dittrich-Schule helfen Schulbegleiter Kinden wie Lucas, links. Foto: red Foto: red

Schulbegleiter sorgen dafür, dass Kinder trotz körperlicher, seelischer oder psychischer Beeinträchtigung am Alltag in der Schule teilnehmen können. In der Dr.-Dittrich-Schule gibt es sechs Schulbegleiter, die wichtige Ansprechpartner für die Kinder sind, aber auch unabkömmliche Helfer. Ein Besuch im Förderzentrum.

 
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Lucas hat Krebs. Ohne Petra könnte er nicht zur Schule gehen. Petra ist seine Schulbegleiterin. Sie holt ihn vom Bus ab, ist im Unterricht immer bei ihm und bringt ihn wieder zum Bus.

Lucas vergisst viele Dinge

„Die Hauptaufgabe besteht darin, einzuschätzen, wann er erschöpft ist und die Epilepsie zu erkennen“, sagt Petra, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will. Wegen seiner Erkrankung ist Lucas an die Palliativstation angeschlossen. Er vergisst viele Dinge. Wenn er nicht mehr kann, übernimmt Petra die Schreibarbeiten, damit er Hefteinträge hat, mit denen er lernen kann. Wenn man ihn fragt, ob ihm Petra eine große Hilfe ist, sagt Lucas „ja“ und grinst.

Zeichenübungen

Dank Petra erlebt Lucas den Alltag in der Schule mit. Er scheint gut integriert, vier Stunden täglich nimmt er am Unterricht teil. In dieser Stunde erklärt die Lehrerin der 5. Klasse Zeichenübungen an Lucas’ Tisch. Danach geht es zum Fahrradfahren. Seine Mitschülerin Natalia will ihn in seinem Rollstuhl dorthin schieben, Lucas ist überall dabei. „Ich muss erst gucken, ob es abschüssig ist“, sagt Petra.

 Materialien für den Unterricht

Petra ist eine von sechs Schulbegleitern, die in der Dr.-Dittrich-Schule arbeiten. Vier davon sind Mitarbeiter von Regens Wagner. Petra ist beim Verein „Pflege zu Hause“ in Bayreuth angestellt. Nicht nur bei körperbehinderten Kindern kommen Schulbegleiter zum Einsatz, sondern auch bei geistig behinderten, bei seelisch beeinträchtigten, autistischen und verhaltensauffälligen sowie bei Kindern mit besonderem Förderbedarf.

Keine Werkzeuge anfassen

In Lucas’ Klasse ist ein Kind, das Probleme hat, seinen Schulranzen zu packen und die richtigen Materialien für den Unterricht mitzunehmen. Auch hier hilft ein Schulbegleiter. Ein anderes Kind mit Schulbegleitung hat Anfälle und darf keine Werkzeuge anfassen, die gefährdend sind.

„Die Schulbegleitung greift da ein, wo das Kind nicht in der Lage ist, selbst zu steuern“, fasst Sonderschulrektor Steffen Blank zusammen. Um einen Schulbegleiter für ihr Kind zu bekommen, müssen Eltern einen Antrag beim Jugendamt oder zuständigen Bezirk stellen, je nachdem, ob das Kind eine seelische Beeinträchtigung oder eine geistige beziehungsweise körperliche Behinderung hat.

Umdenken nötig

Kommt ein positiver Bescheid, in diesem steht auch für viele Stunden eine Schulbegleitung bewilligt wird, können sich Eltern einen Anbieter aussuchen. Die Schule muss den Einsatz dann noch genehmigen. „Es liegt nicht unbedingt in der Natur eines Lehrers zu sagen: ,Ich öffne meine Tür und lass Fremde rein‘. Bei uns ist das notwendig“, sagt Schulleiter Blank. Es sei schon ein wenig Umdenken im Kopf nötig, aber „dadurch gewinne ich“.

Kerstin Waldmann, Leiterin der Offenen Hilfen von Regens Wagner im Landkreis Bayreuth, sagt: „Die Kinder machen keine große Sache daraus und bei den Lehrern und in der Schule wird es als Bereicherung gesehen.“ Denn die Lehrer könnten sich dank der Begleiter weiter auf die ganze Klasse konzentrieren. Im Landkreis Bayreuth sind 30 Schulbegleiter von Regens Wagner im Einsatz.

Für ein Jahr bewilligt

Die Schulbegleiter sind einem Kind fest zugeteilt. Schulbegleitungen werden immer für ein Jahr bewilligt. Es geht bei dieser Arbeit besonders ums Vertrauen. Zwischen Kind und Schulbegleiter, aber auch zwischen Eltern und Schulbegleiter.

Lucas’ Mutter Melanie ist froh, dass Petra ihrem Sohn in der Schule hilft. „Es ist wichtig, dass ein Grundvertrauen da ist. Wenn das Kind kein Vertrauen zur Person hat, lässt es das wahrscheinlich auch nicht zu“, sagt Melanie. Dank Petra sei sie ruhiger und weiß, dass jemand vor Ort ist, der Lucas im Notfall helfen kann.

In den Sommerferien gemeldet

Steffen Blank sagt, dass sich die Ebene zwischen Schulbegleiter und Kind auf die Situation in der Klasse auswirke. „Der Schulbegleiter wird oft gar nicht bemerkt, sondern erst, wenn er ausfällt“, fügt Waldmann hinzu. Schon in den Sommerferien hat sich Petra bei Lucas’ Familie gemeldet, um Kontakt zu dem Elfjährigen herzustellen. Weil sich Lucas und Petra aber wegen der kurzen Zeit noch nicht so gut kennen, beobachtet sie ihn besonders genau.

„Wenn wir uns länger kennen, wird es zur Routine“, sagt Petra. Man merkt es Steffen Blank an, dass er froh ist, dass die Schulbegleiterin da ist. „Wir wollen Lucas die Zeit noch so schön und normal wie möglich gestalten.“

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