BBC-Nachwuchs: Amateure gegen Profis

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Gemeinsames Training für Spieler unterschiedlicher Mannschaften gehört zum Konzept von Marcel Schröder (Dritter von links). Voraussetzung dafür ist ein einheitliches Grundsystem in der Spielweise. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Es ist ein fast schon gewohntes Bild: Die Bayreuther Mannschaften in den Bundesligen der Altersklassen U 19 (NBBL) und U 16 (JBBL) liegen in ihren Gruppen punktlos am Tabellenende. Seit 1. Juli hat Marcel Schröder als Nachwuchskoordinator beim BBC die Aufgabe, daran etwas zu ändern. Doch nach vier Monaten im Amt ist dem Nachfolger von Georg Kämpf klar, dass dieser Prozess noch lange dauern wird.

 
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Zwei große Problemfelder hat Schröder ausgemacht: die Strukturen und die Mentalität. Beides habe im Grunde das gleiche Defizit: „Es muss bewusster werden, dass Jugendleistungssport professionell ist. Wer da ernsthaft mitmachen will, muss es professionell angehen. Das ist in Bayreuth ein paar Jahre lang versäumt worden.“ Dadurch sei ein Stau an Problemen aufgelaufen, der jetzt abgearbeitet werden müsse: „Sonst werden wir nicht nur nicht aufholen können, sondern sogar Schwierigkeiten haben, den derzeitigen Abstand zur Spitze zu halten.“

Altes Problem: Die Hallensituation

Die Klage über die bestehenden Strukturen ist freilich nicht neu: „Eine Verbesserung der Hallensituation ist extrem wichtig“, betont Schröder nicht anders als sein Vorgänger. „Das bereitet uns ständig Probleme – nicht nur die Menge und die Lage der Trainingszeiten, sondern auch die Tatsache, dass einige Hallen einfach nicht für Leistungssport geeignet sind.“ Der Bau der neuen Halle neben dem Hans-Walter-Wild-Stadion lasse zwar auf eine Entspannung in der nächsten Saison hoffen, aber konkret planen könne man damit noch nicht: "Es ist ja noch nicht klar, welchen Zugriff wir auf diese Halle haben werden. Wir sind da gleichgestellt mit Breitensport- und Freizeitsportgruppen. Das ist ja im Grunde in Ordnung, aber dann muss man akzeptieren, dass man gegen die Möglichkeiten in Bamberg oder München nie eine Chance haben wird.“

"Vernachlässigte Generation"

Auf das andere Problemfeld hat Schröder unmittelbareren Einfluss, denn es liegt innerhalb des Vereins: „Als ich in Jena und Würzburg war, ist dort viel mehr Geld und Zeit in die Jugendarbeit investiert worden.“ In Bayreuth vermisse er diese Selbstverständlichkeit der Wertschätzung: „Sogar Jungs mit Potenzial fragen sich hier, warum sie das eigentlich machen.“ Eine Folge sei die alljährliche Abwanderung von einheimischen Talenten, die vor allem in der NBBL seit Jahren kaum noch einen konkurrenzfähigen Kader übrig lässt: „Das ist die Generation, die vernachlässigt worden ist.“

Bevor man daran denken könne, im Wettstreit mit optimalen Trainingsmöglichkeiten wie in Jena oder Profiverträgen wie in München große Talente von außen für Bayreuth zu begeistern, sieht Schröder folglich das erste Ziel darin, „dass die eigenen ambitionierten Spieler nicht verloren gehen“. Seine Aufgabe dabei sei ein Konzept, „das den Spielern wieder den Leistungssportgedanken einimpft und dafür die nötigen Strukturen schafft“. Bis zu einer nachhaltigen Wirkung werde es allerdings einige Zeit dauern: „Wahrscheinlich bis die Spieler aus der aktuellen U 14, U 12 oder gar U 10 rauskommen.“

Austausch zwischen Mannschaften

Ein zentrales Anliegen ist dem Nachwuchskoordinator dabei ein stärkerer Austausch zwischen den verschiedenen Mannschaften: „Wer in seinem Team ein Leistungsträger ist, soll zusätzlich auch schon in einer höheren Klasse Erfahrungen sammeln.“ JBBL-Spieler sollen in der NBBL mitwirken (auch im Training natürlich), NBBL-Spieler in der dritten oder zweiten Herren-Mannschaft. Dafür sei ein durchgängiges spielerisches Konzept für alle Teams von der U 10 bis zur Herren-Regionalliga erarbeitet worden: „Natürlich hat jede Altersklasse ihre besonderen Bedürfnisse und jeder Trainer seine Vorstellungen, aber es geht um ein spielerisches Grundprinzip, das nur noch angepasst wird. Das funktioniert schon ganz gut, aber das kann man noch besser machen.“ Nicht zuletzt sei eine engere Anbindung an die Bundesliga-Profis wünschenswert: „Das ist schließlich das große Zugpferd für alle jungen Spieler.“

Zusammenarbeit mit Schulen

Gleichzeitig will Schröder für die Nachwuchsspieler die Möglichkeiten verbessern, ihre Basketball-Entwicklung mit Schule, Studium und Ausbildung zu koordinieren. Das bereits vor seinem Amtsantritt in die Wege geleitete Pilotprojekt mit JBBL-Spieler Jevon Perschnick aus Amberg im Internat des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums laufe vielversprechend: „Das könnte eine Möglichkeit sein, Spieler von außerhalb für Bayreuth zu interessieren.“ Zudem habe sich das Gymnasium Christian Ernestinum „sehr aufgeschlossen“ für eine Kooperation gezeigt: „Natürlich hat die Schule höchste Priorität. Aber wenn sich durch Basketball Engpässe ergeben, können wir dort Hausaufgabenbetreuung anbieten oder sogar Förderunterricht.“

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