Agrarkonzern leidet unter Preisverfall und Krisen – Der elektronischen Steuerung soll die Zukunft gehören Baywa Oberfranken schrumpft weiter

Von Stephan Herbert Fuchs
Seit vier Wochen ist das neue Technik-Zentrum der BayWa in Bamberg in Betrieb (von links): Spartengeschäftsführer Günter Schuster (Technik), der Leiter des regionalen Verwaltungszentrums Franken Karl Bittermann, Spartengeschäftsführer Jochen Scheider (Baustoffe), Regionalleiter Joachim Klier (Energie) und Spartengeschäftsführer Peter May (Agrar)Foto: Fuchs Foto: red

Zum zweiten Mal in Folge ist der Umsatz der BayWa in Oberfranken zurückgegangen. Bei der Vorlage der Bilanz bezifferte Karl Bittermann, der Leiter des regionalen Verwaltungszentrums Franken, den Umsatz des Handels- und Dienstleistungskonzerns im zurückliegenden Jahr auf rund 307 Millionen Euro. 2013 waren es noch etwa 319 Millionen Euro, 2012 rund 335 Millionen Euro.

 
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Der Rückgang hat viele Ursachen. Bittermann sprach von weltweiten Rekordernten, einem Vierjahrestief bei den Getreidepreisen, einem Fünfjahrestief beim Ölpreis, einem sehr milden Winter, sowie von verunsicherten Märkten durch internationale politische Krisen.“ Vor dem Hintergrund des schwierigen Marktumfeldes, besonders im Agrarbereich, haben wir in Oberfranken zufriedenstellend abgeschlossen“, so Bittermann.

Stärkster Bereich der BayWa in Oberfranken ist der Agrarhandel mit 30 Prozent Anteil am Gesamtumsatz. In Zahlen bedeutet dies nach den Worten von Spartengeschäftsführer Peter May 93 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es noch 94 Millionen Euro. Das Vierjahrestief bei den Getreidepreisen habe die BayWa durch eine höhere Ankaufsmenge größtenteils kompensieren können, so May.

Zweitstärkster Bereich ist die Sparte Energie mit 28 Prozent Anteil am Gesamtumsatz. Trotzdem musste Regionalleiter Joachim Klier einen Umsatzrückgang von 99 auf 85 Millionen Euro berichten. Grund dafür ist, wie es Klier nannte, der „ausgefallene Winter 2013/2014“. Der Absatz von Heizöl sei dadurch um 15 bis 20 Prozent zurückgegangen, der von Holzpellets um rund zehn Prozent.

Jeweils 21 Prozent zum Gesamtumsatz in Oberfranken steuerten 2014 die Sparten Technik und Baustoffe bei. Lag der Umsatz bei der Technik im Vorjahr noch bei 62 Millionen Euro, so seien es 2014 rund 65 Millionen Euro gewesen, sagte Spartengeschäftsführer Günter Schuster. Das Servicegeschäft laufe sehr gut und die Nachfrage nach Komplettlösungen, etwa beim Stallbau, steige weiter an.

Bleibt die Sparte Baustoffe. Hier lag der Umsatz nach den Worten des zuständigen Geschäftsführers Jochen Schneider unverändert zum Vorjahr bei rund 64 Millionen Euro. Markttreiber sei nach wie vor aufgrund des niedrigen Zinsniveaus der Bau von Privatgebäuden

Einen wichtigen Zukunftsmarkt, der die gesamte Landwirtschaft revolutionieren könnte, sieht die BayWa im Bereich „Smart Farming“. Alle Arbeitsschritte in der Produktion könnten künftig mit intelligenten Steuerungsinstrumenten optimiert werden, sagte Peter May. Zusammen mit dem Tochterunternehmen PC Agrar GmbH strebt die BayWa dabei die führende Rolle an.

Das Spektrum der technologischen Möglichkeiten reiche schon heute von automatischen Lenksystemen und präzisionsgesteuertem Ackerbau über bedarfsgerechtes Beregnen via Smartphone bis hin zum gezielten Herdenmanagement in der Nutztierhaltung“, so Günter Schuster. Ziel sollte es sein, effizienter zu arbeiten, die Erträge zu steigern, den Betriebsmitteleinsatz zu senken und Ressourcen zu schonen. Wenn es darum geht, mit Hilfe modernster Technik Ökologie und Ökonomie zusammenzubringen, sehe sich die BayWa als Wegbereiter und Wegbegleiter.

Der Handels- und Dienstleistungskonzern BayWa ist in Oberfranken an 31 Standorten mit zusammen 554 Mitarbeitern, davon 66 Auszubildende, vertreten. 2014 investierte der Konzern im Regierungsbezirk knapp zehn Millionen Euro, für das laufende Jahr stehen weitere Investitionen in Höhe von knapp vier Millionen Euro an.