Fußballer wollen Verständnis wecken für die Welt eines Blinden Bayreuth: Wie ein Benefizspiel Lukas (7) helfen soll

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Ein Schüler, der wie Lucas blind ist, liest einen Text in der Braille-Schrift. Symbolfoto: Oliver Berg/dpa Foto: red

Blind in der Welt der Sehenden. Und dazu noch unverstanden von vielen.Lucas Geislers Start ins Leben war von vielen Problemen begleitet. Seine liebevolle Familie fängt ihn auf, soweit sie das schafft. Doch der Sechsjährige hat noch mehr Freunde, die ihm den Weg ins Leben ebnen wollen: die Fußballer. Am Freitag gibt es ein Benefizspiel für ihn.

 
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Lucas ist sieben und ein fröhliches Kind. In gewohnter Umgebung tanzt er gerne und spielt auf seinem Keyboard, trotz seiner vielfältigen Behinderungen. Lucas ist nicht nur blind, er leidet auch an Anophtalmus, das ist eine angeborene Verkümmerung der Augen. „Entweder spielt er selbst oder er hört sich Musik an und bewegt sich dazu,“ erzählt seine Mutter. Gemeinsam mit seiner Großmutter singt er gerne. Und langsam fängt er auch wieder an zu sprechen. Es sind kleine Schritte, die er jeden Tag meistert.

Das gibt es:

Es gibt nur wenig Fördermöglichkeiten für blinde Menschen, ganz besonders für Kinder, die bereits blind zur Welt kommen. In Nürnberg gibt es einen speziellen Kindergarten. Mobilitätsstrainer schulen die Kinder. Beim „Stöckchentraining“, wie Sandra Geisler es nennt, wird ihnen zu mehr Mobilität verholfen. Allerdings werden Kinder, die diese Einrichtung besuchen, dann in einem Internat untergebracht. Und das wollte Lucas’ Mutter Sandra nicht.

Fördermöglichkeiten für blinde Kinder gibt es ihrer Meinung nach auch in integrativen Einrichtungen zu wenig. Auch an geschultem Personal fehlt es. Sandra Geisler: „Integration das ist nur ein Wort. Integration existiert nicht.“

Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Nico und Vater Sven ist auch Lucas oft auf dem Fußballplatz. Wenn es nicht zu laut zugeht, denn dann bekommt Lucas Angst, zittert und weint, bekommt Schweißausbrüche. Ein Verhalten, das auf falsche Behandlung im Kindergarten zurückzuführen sei, sagt Sandra Geisler. „Da wurde die Arbeit von Jahren zunichtegemacht.“

Inzwischen hat sie es schriftlich. „Sprachliche Rückzugstendenz“, diagnostizierte ein Arzt. Lucas bräuchte dringend Kommunikationstherapie.“So ein kleiner Junge, er muss doch lernen, Freunde zu haben,“ sagt seine Mutter.

Das soll erreicht werden:

Mit dem Benefizspiel am Freitag soll etwas in Bewegung kommen. Im wahrsten Sinn des Wortes. Sandra Geisler freut sich sehr über das Angebot des FC Bayreuth, ein Benefizspiel auszurichten. Zumal ihre „drei Männer“ allesamt fußballnärrisch sind. Es tut ihr leid, dass sie am Freitag nicht dabei sein können, wenn das Benefizspiel stattfindet. Weil es viele Fußballer nur zu diesem Zeitpunkt möglich machen konnten, musste die Begegnung vorverlegt werden. Und da sind Geislers in Urlaub. „Wir hätten so gerne allen danke gesagt“.

Mit dem Geld, das am Freitag zusammenkommt, soll die Vorschuleinrichtung, die Lucas bald besuchen wird, Spielsachen und Arbeitsmaterial kaufen können. Nicht nur für Lucas, für alle behinderten Kinder. „Wir wollen die Lebensqualität von behinderten Kindern verbessern,“ beschreibt Jürgen Langner vom FC Bayreuth sein Ziel.

Um ihren kleinen Sohn wieder voranzubringen, fahren die Geislers jetzt in Urlaub. Das ist schon lange geplant. Alle vier. In ein Ferienhaus in Italien, in dem sich Lucas wohlfühlen kann, weil er es kennt. „Man merkt dann richtige Entwicklungsschübe,“ sagt Sandra Geisler. „Er blüht da richtig auf.“

Ein Plastikpool wird für ihn aufgebaut, damit er sich in Ruhe entspannen kann und wieder Fortschritte macht. So wie auf dem Fußballplatz. Wenn er sich gut fühlt, dann rennt er manchmal einfach quer über das Feld, sagt sein Vater voll Stolz. Als seine Mutter ihn fragt, ob er noch zählen könne, und anfängt: Uno, due ... Da ergänzt Lucas leise: Tre. Ganz leise. Aber seine Mutter hat es gehört.

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