Bayreuth: Tierheim auf wackligen Füßen

Von Martina Bay
 Foto: red

Das Tierheim Bayreuth lebt von Geldern der Stadt, des Landkreises, Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Erbschaften. Bricht auch nur ein Teil davon weg, wird es schwierig. Für große Renovierungsarbeiten reicht das Geld nicht.

 
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Auch Hunde frieren in ihren Zwingern, wenn die Heizung im Winter nicht funktioniert. „Die müsste dringend mal erneuert werden“, sagt Guido Zahn, Vorsitzender des Tierheims Bayreuth. Doch das Geld dafür ist nicht da. Auch das Dach des Hauses, das sich neben dem Haupthaus befindet, muss gedeckt werden. „Dafür konnten wir Rücklagen bilden. Das machen wir demnächst, sonst fliegt uns das beim leichtesten Wind runter“, sagt Zahn.

Die Spenden gehen von 50 Cent bis 2000 Euro

Die Stadt zahlt dem Tierheim im Jahr 22 000 Euro, der Landkreis 10 500 Euro. Geht es nach Zahn, könnte die Stadt noch mehr zahlen. „Wir sind so etwas wie die Fundbehörde für die Stadt“, sagt er. Die genaue Zahl an Spenden kann der 50-Jährige nicht beziffern. „Das können 2000 Euro von einem Unternehmen, aber auch mal nur 50 Cent vom Taschengeld eines Kindes sein“, sagt er.

Im Vergleich zu anderen Tierheimen geht es dem Tierheim Bayreuth noch gut. Denn laut Tierschutzbund droht jedem zweiten Tierheim in Bayern die Insolvenz. „Zum jetzigen Zeitpunkt schreiben wir eine schwarze Null“, sagt Zahn. Für die nächsten zwei, drei Jahre komme man über die Runden.

Am teuersten sind der Tierarzt und das Personal

Die meisten Kosten verschlingen der Tierarzt und das Personal. Eine Auszubildende und fünf Mitarbeiter arbeiten im Tierheim. Eine davon ist Nadine Schön. Die 26-Jährige arbeitet seit eineinhalb Jahren Teilzeit. Rund 900 Euro verdient sie im Monat. „Nicht viel, aber ich kann damit gut leben“, sagt sie. Das meiste Geld gibt sie für den Tierarzt ihrer eigenen Tiere aus. Im Video erzählt Schön unter anderem, wie sie zum Beruf der Tierpflegerin gekommen ist und mit welchen Tierschicksalen das Tierheim zu kämpfen hat.

Tierische Gäste

Seit zehn Jahren arbeitet Kristin Köhler als Tierpflegerin im Tierheim. Sie hat schon Einiges erlebt. 2005 stand das Tierheim kurz vor der Insolvenz. „Es war einfach kein Geld da“, sagt sie. Doch dann half die Stadt und die Menschen spendeten. 2007 konnten das Tierheim keine Tiere aufnehmen, es platzte aus allen Nähten. Momentan gibt es noch freie Plätze. „Die Zahl der freien Plätze wechselt ständig“, sagt Köhler.

Im Tierheim Bayreuth leben zur Zeit 40 Katzen, 20 Hunde und 10 Kleintiere. „Die Katzen werden meist als Fundtiere abgegeben“, sagt Köhler. Bei den Hunden gibt es verschiedene Gründe. „Die Leute sind überfordert, sie trennen sich oder ziehen um“, sagt sie. Ein Kartenquartett gibt einen Überblick über die Tiere und was sie kosten.

Hundeschicksale

„Das teuerste Tier ist immer das chronisch kranke Tier“, sagt der Vorsitzende Zahn. „Das kann der nierenkranke Hund sein, der drei Jahre im Tierheim bleibt.“ Drei Jahre sind eine lange Zeit. Den Hunden aus Plech hätte ein ähnliches Schicksal drohen können.

Sie lebten bis vergangenen Oktober noch völlig verwahrlost bei einer dreiköpfigen Familie. Weil diese vor dem Gerichtsvollzieher auf der Flucht war, ließen sie ihre Hunde zurück. Vier von fünf Hunden mussten mit der Betäubungspistole eingefangen werden. Das Fell war teilweise so stark verdreckt, dass der Betäubungspfeil abprallte.

So sahen die Hunde vor der Fellscherung aus.  

Daher mussten die Hunde zuerst im Tierheim komplett geschoren werden. Zwei Hunde starben wegen ihres schlechten Ernährungszustandes und an Kreislaufversagen. Die anderen drei Hunde konnten mittlerweile vermittelt werden. „Es ist schön zu sehen, was aus den Hunden jetzt geworden ist“, sagt Zahn.

Videobearbeitung und Quartettkarten: Markus Künzel; Fotos: Tierheim Bayreuth, Martina Bay

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