Die Festpredigt: Die lutherische Überzeugung vom Vorrang des Gewissens vor aller weltlichen und geistlichen Ordnung – das war das Predigtthema von Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, die ständige Vertreterin des Landesbischofs ist. „So wahr mir Gott helfe“ lautet der Satz, den Politiker beim Amtsantritt am Ende der Eidesformel sprechen – oder eben nicht. Dieser Satz sei ein selbstkritisches Bekenntnis, sagte Breit-Keßler. Martin Luther habe es 1521 auf dem Reichstag in Worms abgelegt, als die Obrigkeit ihn zwingen wollte, gegen sein Gewissen zu handeln. Dieser Mut könnte Vorbild für heutige Politiker sein. Vor über 200 Jahren schrieb Friedrich Schiller „Nichts Heiliges mehr, es lösen sich alle Bande frommer Scheu. Der Gute räumt den Platz dem Bösen und alle Laster walten frei“. Zwar sah die Rednerin vielerlei Anzeichen dafür, dass heute Ehrfurcht und Respekt weniger werden: „Nachdem diese Klage so alt ist, kann man sagen: Keine Panik.“ Der Untergang des Abendlandes sei zur Zeit Schillers ausgeblieben, „er wird sich auch jetzt nicht ereignen.“ Gottvertrauen verhindere Kulturpessimismus, es „macht gelassen und vernünftig.“ Das Bekenntnis zum christlichen Gott sei Zeichen dafür, dass der Mensch Verantwortung übernehme.