Die ersten beiden Routen werden umgebaut Bayreuth macht Radfahren sicherer

Von Frank Schmälzle

Bayreuth will fahrradfreundlicher werden und fängt bei den wichtigsten Routen an. Noch in diesem Jahr soll das Radeln vom Sternplatz zur Hohen Warte und vom Sternplatz in die Saas sicherer und schöner werden. Was das neue Radwegekonzept, das bis 2020 umgesetzt werden soll, auch zeigt: In Bayreuth gibt es Ecken, an denen sich Radfahrer gar nicht richtig verhalten können.

 
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So sieht das Konzept aus:  17 Hauptrouten, alle vom Sternplatz aus konzipiert, in alle Himmelsrichtungen. Und am Ende ein Ring um die Innenstadt. So sieht Bayreuths Radverkehrskonzept aus. Ganz freiwillig haben sich Verwaltung und Stadtrat nicht dazu durchgerungen. Die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen, der die Stadt angehört, macht ein solches Konzept zur Voraussetzung für eine Mitgliedschaft. Rolf Wahner ist’s egal. Der Vorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in Bayreuth sagt: „Ich bin begeistert, dass es jetzt vorwärts geht.“ Dass sich die Stadt jetzt auch auf Vorschläge besinnt, die schon seit den 1990er Jahren auf dem Tisch liegen. Unter anderem vorgebracht vom VCD. Knapp 300 000 Euro gibt die Stadt in diesem Jahr aus. Und will damit die ersten beiden der 17 Routen verbessern.

Route I: Sie ist 3,4 Kilometer lang, führt vom Sternplatz zur Hohen Warte und hat sieben Knackpunkte. Der gravierendste ist der Annecyplatz. Eine vernünftige Radlerspur zwischen Bahnhofstraße und Luitpoldplatz gibt es nicht. Die Radler weichen auf Fußwege aus, Konflikte mit Fußgängern sind programmiert. Was jetzt geschehen soll: Die Aufstellflächen an den Dreiecksinseln werden größer. An alle Rechtsabbiegespuren gibt es künftig Zebrastreifen, damit Autofahrer aufmerksamer sind. Und der Radverkehr vom Luitpoldplatz zur Bahnhofstraße bleibt auf der Fahrbahn. Gesichert durch zusätzliche Markierungen und Aufstellbereiche an den Ampeln vor den Autos. Knallrot werden die neuen Fahrradstreifen auf beiden Seiten der Bahnhofstraße. Sie sollen auch den Eiertanz, den Radler stadtauswärts überstehen müssen, beenden. Der Streifen verläuft entlang der einzigen Geradeausspur. Autofahrer, die nach rechts in die Tunnelstraße abbiegen, müssen ihn queren. Oberhalb des Bahnhofs an der Bürgerreuther Straße verschwindet der Radweg stadtauswärts, der ist ohnehin viel zu schmal und dürfte so gar nicht existieren. Dafür wird die Nebenfahrbahn der Bürgerreuther Straße für Radler in beiden Fahrtrichtungen geöffnet. Besser werden sollen zudem die Übergänge an der Ecke zur Feustelstraße und an der Kruezung mit der Hofer Straße. 1,50 Meter breite Schutzstreifen kommen an der Tristanstraße und die Riesenkreuzung Tannhäuserstraße/Grüner Baum wird kleiner. Auch mit einer Verkehrsinsel. Das verkürzt den Radlern den Weg und bremst die Autofahrer.

Route 2: Sie zeigt ein Dilemma. An manchen Stellen können es Bayreuths Radfahrer gar nicht richtig machen. Zum Beispiel, wenn sie vom Dammwäldchen in die Leopoldtraße wollen. Im Radverkehrskonzept steht: Dafür gibt es keine legale Fahrmöglichkeit. Das soll sich ändern. Die Grünfläche zur Leopoldstraße wird kleiner und vor allem durchlässig für Radfahrer. Sie fahren stadtauswärts künftig quer über die Kreuzung direkt in die Leopoldstraße. Stadteinwärts parallel zur Fußgängerampel in die Dammallee. Und das alles ganz legal. Die Rathenaustraße bekommt Linksabbiegerspuren, die Robert-Koch-Straße klar markierte und überbreite Parkplätze. Das bremst den Autoverkehr und hält die Kreuzungsbereiche frei. Und so geht’s sicherer Richtung Saas.

Das erwarten die Experten: Im nächsten Jahr wird die Stadtverwaltung fünf Routen anpacken. Die zehn weiteren und den Innenstadtring, der als Umfahrung für den Marktplatz diesen soll, werden folgen. Fast zwei Millionen Euro gibt die Stadt dafür aus. 2020 soll Bayreuth dann eine fahrradfreundliche Stadt sein. VCD-Vorsitzender Rolf Wahner verbindet mit dem Umsetzen des Radverkehrskonzepts große Hoffnungen. Je sichtbarer Radfahrer werden, desto sicherer sind sie unterwegs. Je sicherer sich Radfahrer fühlen, desto mehr werden sie. Und je mehr sie werden, desto sicherer sind sie.

So oft kracht es: Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der der Radlerunfälle nach Angaben der Polizei auf 112 an. Im Jahr zuvor waren es 83. 101 Radler wurden verletzt. Besonders häufige Unfallursachen: Radler sind auf dem Gehweg oder auf dem Radweg in falscher Richtung unterwegs.

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