Gymnasium Christian-Ernestinum bewirbt sich als einziges Bayreuther Gymnasium um Pilotprojekt Bayreuth: GCE will Mittelstufe Plus

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Franz Eisentraut, Direktor GCE, sagt, aus seiner Sicht bringt eine gestreckte MIttelstufe deutliche Entschelunigung für alle Schüler. Foto: Wittek Foto: red

Die Mittelstufe am Gymnasium hat drei Jahre: achte, neunte und zehnte Klasse. In Bayern soll ein viertes Jahr dazukommen – für Schüler, die das wollen. Der Pilotversuch startet im neuen Schuljahr. Das Gymnasium Christian-Ernestinum (GCE) bewirbt sich als einziges Bayreuther Gymnasium um die Teilnahme an dem Pilotversuch. Weil es ein Gewinn für alle Schüler ist, sagt der Direktor Franz Eisentraut. Nicht nur für die notenmäßig Schwächeren.

 
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Mittelstufe Plus. So heißt das Modell, das laut Kultusminister Ludwig Spaenle „ein Jahr zusätzlicher Lernzeit“ bringen soll. Franz Eisentraut, der Direktor des GCE, formuliert das anders: „Es ist eine zeitliche Entlastung für die Schüler, die das in der Mittelstufe möchten.“ Achte Klasse, neunte Klasse, neunte Klasse plus, zehnte Klasse. So sieht eine Mittelstufe für die aus, deren Eltern sich in der siebten Klasse dafür entscheiden – mit schriftlichem Antrag –, den Stoff der drei Mittelstufenjahre auf vier zu verteilen.

„Das bringt aus meiner Sicht eine spürbare Entschleunigung: Die Kinder haben mehr Zeit für außerschulisches Engagement, beispielsweise für Sport oder Musik. Und sie haben in der Schule mehr Zeit zum Üben“, sagt Eisentraut. Pädagogisch sinnvoll sei dieser Zeitgewinn. Gerade in der nicht ganz einfachen Zeit in der Mittelstufe, in der die Pubertät voll zum Tragen kommt, in der sich die Jugendlichen ausprobieren möchten, erste Freundschaften sich anbahnen.

Man denke bei dem Modell „natürlich erst einmal reflexartig an die schwächeren Schüler. Aber es ist genauso geeignet für die starken Schüler, die sich einfach mehr Zeit wünschen.“ Denn einer der Kernpunkte der Mittelstufe Plus ist der, dass in der achten und den beiden neunten Klassen kein Nachmittagsunterricht stattfindet – und in der zehnten Klasse in deutlich reduzierter Form, nämlich zwei statt sechs Stunden.

Erreicht werde das dadurch, dass der Stoff der Kernfächer auf vier statt drei Jahre verteilt wird und die „Nebenfächer teilweise ein Jahr aussetzen“, wie Eisentraut es ausdrückt. Das gebe, so sieht es das Bewerbungskonzept des GCE vor, den Freiraum, einen Tag in der Woche herzunehmen, den man ausschließlich für die zusätzliche Intensivierung nutzen könnte – idealerweise den Mittwoch. Eisentraut sagt, das Konzept des Gymnasium illustre, des schulinternen Begabtenförderungsprogramms, das ebenfalls für die Mittelstufe entwickelt worden ist, könne in das Modell der Mittelstufe Plus eingebunden werden.

Dieser eine Tag in der Woche soll am GCE der Lift-Tag werden, sagt Eisentraut: „Lernen durch individuelle Förderung und Trainieren – ein Tag, an dem wir hochflexibel sind: Um den einen zu unterstützen, der in bestimmten Fächern Intensivierung braucht. Und dem anderen Aufgaben zu geben, die seine Begabung speziell berücksichtigt.“

Die Schüler, die sich für die vier Jahre in der Mittelstufe entscheiden, werden in eigenen Klassen zusammengefasst. Eisentraut sagt: „Wir haben im kommenden Schuljahr vier siebte Klassen, ich gehe davon aus, dass wir mindestens eine Klasse für die Mittelstufe Plus haben werden. Nach oben offen.“ Das Gerücht, die Zahl der Kinder, die in den Pilot-Schulen sei gedeckelt, sei „schlicht Quatsch“, sagt Eisentraut. „Wenn es 100 Prozent der Kinder machen wollen, dann sind es eben 100 Prozent.“

Der Pilotversuch ist auf zwei Jahre angelegt, es sollen nach Aussagen von Ludwig Unger, dem Sprecher des Kultusministeriums, „30 bis 40 der 340 Gymnasien in Bayern bei dem Versuch dabei sein. Wir werden aber nicht nein sagen, wenn es 42 werden“. Die Bewerbungsfrist ist am Freitag abgelaufen. Das Interesse, so schreibt es der Bayerische Philologenverband in einer Pressemitteilung, sei „wesentlich größer als die Möglichkeit zu Teilnahme“. Unger sagt dazu: „Das ist doch gut. Das belegt, dass eine rege Nachfrage da ist und das Modell ankommt.“

Die Ministerialbeauftragten (MB) sammeln laut Unger für die einzelnen Bezirke die Bewerbungen, treffen eine Auswahl und schicken ihre Empfehlung in der kommenden Woche nach München. Wichtig sei dabei, dass die Auswahl die Schullandschaft abbilde: Stadtschulen, Landschulen, kleine, große, alle unterschiedlichen Ausrichtungen von Gymnasien sollen daran beteiligt werden. Wie viele Schulen aus Oberfranken sich bis Freitag beworben haben, bleibt bis Ende der Woche ein Geheimnis. Die MB-Dienststelle in Hof sah sich trotz mehrfacher Anfrage nicht in der Lage, wenigstens die Zahl der oberfränkischen Gymnasien zur Verfügung zu stellen, die sich um den Pilotversuch beworben haben.

Bei den drei anderen staatlichen Gymnasien in Bayreuth will man abwarten, was der Modellversuch bringt. „Wir lassen das auf uns zukommen“, sagt Rolf Müller, der neue Direktor des Graf-Münster-Gymnasiums (GMG) stellvertretend für seine Kolleginnen von Richard-Wagner- und Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium.

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