Wohlfahrtsverband hat Liquiditätsprobleme Bayreuth: Diakonie steckt in der Krise

Von Frank Schmälzle
Geschäftsführer Franz Sedlak steht gemeinsam mit dem Verwaltungsrat vor einer großen Aufgabe: die Diakonie sanieren. Foto: Harbach Foto: red

Jetzt müssen sich die Helfer selbst helfen: Die Diakonie Bayreuth steckt mit Liquiditätsproblemen in einer strukturellen Krise, ihr steht eine Sanierung bevor. Das bestätigten Diakonie-Geschäftsführer Franz Sedlak und die Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Karlheinz Löbl und Hans Peetz, auf Kurier-Anfrage. Kündigungen werden nicht ausgeschlossen, Mitarbeitervertreter fürchten Gehaltskürzungen.

 
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Das Warten auf das Konzept: Für die Diakonie wird der 31. März 2015 ein wichtiger Tag. Dann wollen die Wirtschaftsberater, die derzeit den Wohlfahrtsverband mit mehr als 1800 Beschäftigten durchleuchten, ihren Abschlussbericht vorlegen. Nach Meinung von Franz Sedlak, der seit September 2013 kaufmännischer Geschäftsführer der Diakonie ist, muss sich Grundlegendes verändern. „Es wird keinen Kahlschlag geben. Aber wir stehen vor dem großen Ziel, die Diakonie Bayreuth zu erhalten. Deshalb wird unser Kerngeschäft wieder in den Mittelpunkt rücken müssen.“ Was das Kerngeschäft ist: Betreuung von Kindern und Senioren, Beratung, Behinderten- und Sozialarbeit.Sedlak und Verwaltungsratsvorsitzender Löbl schließen nicht aus, dass Arbeitsplätze wegfallen könnten. „Im Einzelfall“, wie sie sagen.

Die Gründe für die Krise: Die Diakonie hat in der Vergangenheit ihr Angebot auf Bereiche ausgedehnt, die nicht zu ihren vorrangigen Aufgaben gehören. Aus gutem Willen und dem Bedürfnis zu helfen. Handlungsbedarf sieht der Geschäftsführer auch in der Verwaltung der Diakonie. „Der Kirchplatz 5 muss laufen wie ein Uhrwerk.“ Gerade, damit die Hilfe am Menschen gut organisiert und abgesichert ist. Damit sie funktioniert. „Wir können in Zukunft nur noch das tun, was die Kostenträger uns auch bezahlen.“

Die Sorgen der Beschäftigten: Sebastian Lammel von der Mitarbeitervertretung der Diakonie sagt: „Wir warten auf den Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfer. Bis dahin stehen wir auf dem Trockenen.“ Die Ungewissheit unter den Beschäftigten sei spürbar. „Wir haben auch Alleinerziehende, die sich jetzt natürlich Sorgen machen.“ Mit was er rechnet? Schlimmstenfalls mit einer Notstandsregelung. Dann müssten die Beschäftigten der Diakonie auf Gehalt verzichten.

Die Vorgeschichte: Die derzeitigen Schwierigkeiten der Diakonie reichen bis ins Jahr 2002 zurück. Seit damals und bis ins Jahr 2012, sagen Sedlak, Löbl und Peetz, wies die Unternehmensführung der Diakonie Mängel auf. Keine stichhaltigen Planungen, kein funktionierendes Controlling. Das hatte zunächst ein Wirtschaftsexperte festgestellt, den die Diakonie beauftragt hatte. Seit einigen Monaten verdichtet sich für Geschäftsführung und Verwaltungsrat dieses Bild. Deshalb haben sie Berater mit einer genauen Analyse beauftragt.

Wie es über Jahre hinweg zu dieser Situation kommen konnte? Dekan Hans Peetz, der das Amt des Verwaltungsratsvorsitzenden an den ehemaligen Bank-Chef Karlheinz Löbl abgegeben hat und nun dessen Stellvertreter ist, erklärt dies aus der Geschichte: „Wir konnten lange Zeit aus dem Vollen schöpfen. Defizite in einem Bereich haben sich mit relativ leichter Hand mit Erträgen aus anderen decken lassen.“ Diese Querfinanzierung funktioniere inzwischen nicht mehr in früher gewohntem Maß. Peetz räumt aber auch eigene und Fehler des Verwaltungsrates ein. „Wir sind unsere Aufgabe mit einem sehr großen Vertrauensvorschuss an die damalige Geschäftsführung angegangen. Das Element des kontrollierenden Nachfragens hat gefehlt.“

Was kurzfristig helfen würde: Wenn Kostenträger die Diakonie für ihre Leistungen schneller bezahlen würde, würde sich die Liquiditätssituation entspannen. Die Stadt Bayreuth nimmt Sedlak davon ausdrücklich aus. Anders sei die Situation bei Bezirk und Regierung. Aber der Geschäftsführer sagt auch: „Ohne strukturellen Maßnahmen, die wir selbst ergreifen müssen, wird es nicht gehen.“

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