Therapie soll das Leben der 36-Jährigen retten Bayreuth: Crystal-Speed-Abhängige vor Gericht

Von Klaus Altmann-Dangelat
 Foto: red

Einblicke in die Drogenszene der Region haben am Dienstag die Zuhörer bei einem Gerichtstermin im Bayreuther Justizpalast bekommen. Eine 36-jährige Frau aus dem südlichen Landkreis war wegen des Besitzes von größeren Mengen Crystal Speed angeklagt.

 
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Weil ihr zeitweiliger Dealer nicht erschien, wurde die Verhandlung vertagt. Richter Torsten Meyer legte der Frau (die weiterhin Rauschgift nimmt) nahe, sich bis zum nächsten Termin im September sich um einen Therapieplatz zu kümmern. „Das würde sich bestimmt positiv auf das Urteil auswirken.“

Die Angeklagte hatte vorher erklärt, dass sie zwar schon einmal an das Thema Therapie gedacht hat, sich letztlich aber nicht dafür entscheiden konnte. Nun sei sie allerdings so weit und bereit für einen Versuch, um von der Droge wegzukommen.

Die Anklage warf der Frau vor, im ersten Halbjahr 2013 zwölfmal Crystal Speed gekauft zu haben. Der Besitz solcher Mengen sei strafbar. Die Frau (die auf Bewährung draußen ist) hingegen meinte, dass der Mann, der die Drogen vertickte, höchstens zweimal bei ihr gewesen sei. Dabei habe sie maximal ein halbes Gramm gekauft. „Sonst habe ich mit ihm nichts zu tun gehabt.“

Über den Dealer, von dem sie sich zurzeit die Drogen besorgt, wollte sie keine Aussagen machen. Der Mann, der ihr 2013 den Stoff besorgte, war zur Verhandlung nicht erschienen. Nach einer längeren Telefonaktion bekam ihn Richter Meyer schließlich an den Apparat. Der eingeplante Zeuge meinte, dass er sich als Termin den 5. August vorgemerkt habe. Von der Vorverlegung auf dem 29. Juli habe er nichts gewusst. Er sei auch nicht in Bayreuth und könne nicht kurzfristig zum Gericht kommen. Das musste ihm das Gericht wohl oder übel abnehmen und akzeptieren.

Um das Verfahren nicht noch weiter in die Länge zu ziehen, schlug der Verteidiger Michael Haizmann aus Regensburg eine Bewährungsstrafe für seine Mandantin vor, in Zusammenhang mit einer Langzeittherapie. Denn die Frau habe das Rauschgift nur konsumiert, nicht damit gehandelt.

Richter Meyer wollte aber noch die Aussage des Polizeibeamten hören, der den Fall bearbeitet hat und der auch als Zeuge geladen war. Dieser berichtete dann von Gesprächen mit dem Dealer des Jahres 2013, der angegeben hatte, dass die 36-Jährige zwölfmal von ihm Crystal gekauft habe. Der Polizist berichtete weiter von einer Wohnungsdurchsuchung bei der Frau, die aber kein Ergebnis gebracht habe. Er meinte aber, dass die Wohnung immer eine „gute Adresse“ im Drogenmilieu gewesen sei. Der Partner der 36-Jährigen muss zurzeit eine Haftstrafe verbüßen.

Weitere Rauschgifthändler müssen sich demnächst auch vor Gericht verantworten. Es wurden mehrere Namen genannt, die fast so etwas wie ein Netzwerk gebildet haben, um sich die Drogen aus der grenznahen Region in Tschechien zu besorgen und nach Deutschland zu schmuggeln.

Dass dies entlang der gesamten Grenze zu Tschechien geschieht, bestätigte der Regensburger Anwalt. „Die Drogenszene hat sich in den letzten Jahren völlig gewandelt. Heroin und Kokain spielen fast keine Rolle mehr.“ Eine Aussage, die Richter Meyer kopfnickend bestätigte.

Er möchte aber offensichtlich vom ehemaligen Dealer der Frau selbst hören, wie viel Crystal sie Anfang 2013 gekauft hat und ob das wohl alles für den Eigenbedarf gedacht war. Deshalb wurde am Richtertisch noch lange nach einem Termin nach der Sommerpause gesucht, an dem Meyer und der Verteidiger Zeit haben.

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