Verein Bayreuth Event und Festival: Reichshof kann bis Februar 2016 saniert sein Bayreuth: Reichshofkino soll aufleben

Von Frank Schmälzle
Das Reichshof steht seit 1998 leer. Jetzt soll die Stadtverwaltung prüfen, ob neues eben in das alte Kino einziehen kann. Foto: Archiv Foto: red

Viele sagen: Schade drum. Seit 16 Jahren steht das ehemalige Reichshofkino am Marktplatz leer. Nach mehreren Anläufen des Vereins Bayreuth Event und Festival sollen sich jetzt Stadtverwaltung und Stadtrat damit befassen, ob und wie das alte Kino mit seinem großen Saal wieder belebt werden kann. Damit stünde Bayreuth ein neues Millionenprojekt ins Haus. Zentrale Frage dabei: Soll die Stadt tatsächlich dafür sorgen, dass die Immobilie eines privaten Eigentümers saniert wird?

 
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In der kommenden Woche werden voraussichtlich drei Stadtratsfraktionen einen Prüfantrag an die Verwaltung richten: CSU, Bayreuther Gemeinschaft und SPD wollen wissen, ob das Konzept, das der Verein Bayreuth Event und Festival jetzt vorgelegt hat, tragfähig ist. Per Eilantrag soll dies bereits in der Stadtratssitzung am nächsten Mittwoch zum Thema werden.

Das sagen die Befürworter: Der Bayreuther Architekt Wolfgang Becher hat sich für den Verein, der seit Jahren an einer Wiederbelebung arbeitet, das ehemalige Kino genauer angesehen. Er kommt auf 2,2 bis 2,6 Millionen Euro, die notwendig wären, um neues Leben in die alten Gemäuer zu bringen. Für Christian Wedlich, CSU-Stadtrat und einem der Verantwortlichen bei Event und Festival, ist das eine machbare Summe. Wenn denn, die Stadt einsteigt. „Nur die Stadt kann Städtebaufördermittel beantragen“, sagt er. Eine Förderung von 60 Prozent sei möglich. Den Rest könnten sich – einen langfristigen Nutzungsvertrag vorausgesetzt – Oberfrankenstiftung und Stadt teilen. Wedlich ist sich sicher: Würde die Wiederbelebung des Reichshofes klappen, hätte die Stadt ab Februar 2016 während des Umbaus der Stadthalle ein perfektes Ausweichquartier mit annähernd 650 Plätzen. Ein Ausweichquartier, das noch dazu günstiger wäre, als die bislang angedachten Zwischenlösungen. Und das über den Umbau der Stadthalle hinaus Bestand hätte. Die Eigentümer des Reichshofs, eine Erbengemeinschaft, stünden dem Konzept des Vereins Event und Festival positiv gegenüber. Wedlich bestätigte Kurier-Informationen, nach denen sie mit einer Monatsmiete von 500 Euro plus zehn Prozent der Einnahmen aus den Veranstaltungen einverstanden wären. Was die Erbengemeinschaft zusätzlich bekommt: Das Reichshof würde saniert. Für Wedlich ist das angesichts der geringen Miete durchaus legitim.

Das sagen die Kritiker: Doch genau daran stört sich die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, Sabine Steininger. Sie sagt: „Eigentum verpflichtet.“ Es sei nicht die Schuld der Stadt, dass das Reichshof seit Jahren leersteht. „Für mich ist es ein absolutes Unding, eine private Erbengemeinschaft zu subventionieren. Bayreuth hat ein Ausgabenproblem und eine Kommune hat vorrangig andere Aufgaben zu erfüllen.“ Zumal unklar sei, welche Folgekosten mit einer Wiederbelebung des Reichshofes auf die Stadt zukommen.

Auch diejenigen, die den Prüfantrag jetzt mittragen wollen, sind vorsichtig. Und betonen: Mit einer Prüfung kann noch keine Vorentscheidung für ein Engagement der Stadt im Reichshof verbunden sein. „Es gibt wohl niemanden, der nicht froh wäre, wenn das leerstehende Kino wieder genutzt werden würde“, sagt Stephan Müller. Doch für den Fraktionsvorsitzenden der Bayreuther Gemeinschaft sind etliche Fragen offen: Soll die Stadt wirklich einem privaten Eigentümer dessen Immobilie sanieren? Wer übernimmt die Trägerschaft des möglichen neuen Kulturzentrums? „Die Stadt kann das sicher nicht tun.“ Wer springt ein, wenn ein Betreiber in ein paar Jahren einen Rückzieher macht? Macht ein Kulturort Reichshof nicht anderen Spielstätten, dem Zentrum und nach der Sanierung auch der Stadthalle, Konkurrenz? Und woher soll die Stadt das Geld nehmen, um ihren Beitrag zur Finanzierung des Reichshofes zu leisten? „Wir haben für den Haushalt 2015 bereits 63 Millionen Euro auf der Prioritätenliste der Investitionen stehen.“ Müller glaubt nicht daran, dass im kommenden Jahr noch Geld für das Reichshof fließen kann.

Ziel des Vereins um Christian Wedlich ist es allerdings, das ehemalige Kino unmittelbar nach der Haushaltsberatung anzupacken. Er ist zuversichtlich. „Das ist in sechs bis neun Monaten zu schaffen.“ Genau dann würde die Stadthalle schließen.

Erfahren Sie hier, wie unser Kulturredakteur Florian Zinnecker eine Taschenlampen-Tour durch den verlassenen Vorführsaal des Reichshofkinos erlebt hat

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