Bayern Spitze beim Solarstromausbau

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Symbolfoto: Oliver Berg/dpa Foto: red

Es muss nicht immer das Dach sein: Wenn es um Flächen geht, auf welchen Photovoltaik-Anlagen installiert werden können, dann sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Nirgends in Deutschland wurden im vergangenen Jahr mehr Photovoltaikanlagen installiert als in Bayern. Aber das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.

 
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Vor allem in Fassaden sieht Marco Krasser, der Geschäftsführer des städtischen Energieversorgers SWW Wunsiedel ein riesiges, aber bislang kaum genutztes Potenzial. „Jetzt bauen wir oft Glasfassaden, die wir im Sommer klimatisieren und beschatten müssen“, sagt Krasser kopfschüttelnd. Er sähe dort lieber Photovoltaik-Anlagen. Aber auch auf den Dächern gibt es noch reichlich Platz: Die SWW hat bei einer Untersuchung ihres Versorgungsgebietes festgestellt, dass nur 30 Prozent der möglichen Dachflächen für den Sonnenstrom genutzt werden. Das wird in anderen Regionen nicht viel anders sein.

Der Boom hat etwas nachgelassen

Der Photovoltaik-Ausbau schreitet in Deutschland zwar stetig voran, er erreicht aber nicht das Volumen, das die Bundesregierung anstrebt. Der Boom hat etwas nachgelassen. Nach Angaben der Agentur für erneuerbare Energien (AEE) wurden im vergangenen Jahr in der Bundesrepublik Anlagen mit 1,7 Gigawatt (GW) Solarstromleistung neu installiert. Das ist im Vergleich zum Vorjahr zwar eine Steigerung um knapp 200 Megawatt (MW) oder um rund zwölf Prozent, liegt aber trotzdem deutlich hinter dem von der Bundesregierung angestrebten Zubau von jährlich 2,5 GW zurück.

Vergleicht man die Bundesländer, dann zeigt sich eines: In Bayern sind die Sonnen-Könige zu Hause. Die meisten neuen Anlagen wurden vergangenes Jahr im Freistaat installiert, sie kommen auf eine Leistung von 405 MW, Platz zwei geht an Baden-Württemberg (206 MW). „Auch wenn der Süden Deutschlands sicherlich die besten Einstrahlungswerte vorweisen kann und dementsprechend dort auch die meisten Anlagen gebaut werden, ist der Photovoltaik-Zubau längst ein Thema für alle Regionen der Republik“, heißt es in einer Mitteilung der Agentur für erneuerbare Energie.

Solarstrom lohnt sich vor allem für den Eigenverbrauch

Die Neuinstallationen verteilten sich inzwischen deutlich besser über das Land als in früheren Jahren, in denen allein auf Bayern und Baden-Württemberg teilweise mehr als die Hälfte aller neuen Solarstromanlagen entfallen sei. „Ob im Süden, in der Mitte oder im Norden – die Nutzung der Sonne zur Stromerzeugung macht überall Sinn“, betont denn auch AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer in der Mitteilung. Und: „Um die Energiewende zum Erfolg zu führen, braucht es jedoch noch mehr Engagement von Bund und Ländern.“

Dass die Zuwächse neuer Photovoltaik-Anlagen nicht mehr so rasant ausfallen wie einst, verwundert Marco Krasser nicht. In früheren Jahren war nämlich alles – zumindest auf den ersten Blick – leichter: Wer auf dem Dach seines Hauses eine Anlage installiert hatte, der speiste den Solarstrom komplett ins Netz ein und erwirtschaftete dank einer Einspeisevergütung von 30 Cent pro Kilowattstunde eine ansehnliche Rendite. Bei der heutigen Einspeisevergütung von zwölf Cent lohnt sich die PV-Anlage auf dem eigenen Dach erst dann, wenn man den Strom selbst verbraucht. „Das rechnet sich“, ist sich der SWW-Geschäftsführer sicher.

Anbgeote bei Ausschreibungen ungebrochen hoch

Er geht ohnehin davon aus, dass angesichts steigender Strompreise, günstiger werdender Photovoltaik-Anlagen und besserer Speichermöglichkeiten in zwei, drei Jahren der nächste Solar-Boom kommen wird. Er glaubt, dass es selbstverständlich wird, den eigenen Strom mit intelligenter Technik im eigenen Haus zu nutzen.

Ganz abgeflaut ist aber auch heute die Goldgräberstimmung nicht. Das sieht man beim Bau großer Freiflächensolarparks: Bei den Ausschreibungen der Bundesnetzagentur gibt es in der Regel einen Überhang an Bewerbern, die Solarparks bauen wollen. Bei der jüngsten Ausschreibung im Februar gingen 79 Gebote mit einem Umfang von 546 Megawatt ein; ausgeschrieben war aber nur ein Volumen von 200 Megawatt.

Zwei neue Solarparks in Oberfranken

Die Bundesnetzagentur erteilte 24 Zuschläge, elf der neuen Solarparks sollen in Bayern entstehen. Zwei Standorte davon sind in Oberfranken (in Breitengüßbach im Kreis Bamberg und in Zell im Landkreis Hof), einer liegt in der Gemeinde Maroldsweisach im unterfränkischen Landkreis Haßberge. Bei den Ausschreibungen bekommen die Anbieter den Zuschlag, die Solarstrom am billigsten liefern können. Der durchschnittliche Zuschlagswert lag im Februar bei 4,73 Cent pro Kilowattstunde.

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