BAT: Durchbruch erzielt

Von und Susanne Will
Mahnwache bei der BAT am Abend vor der Entscheidung. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Nach Kurier-Informationen ist bei den Verhandlungen um einen Sozialplan für die Mitarbeiter der BAT ein Durchbruch erzielt worden. Die Details werden ab 12 Uhr bekanntgegeben. Die Verhandlungen waren Mittwoch am späten Abend abgebrochen worden.

 
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An welchem Detail es noch hakt, wollte der Betriebsratsvorsitzende am späten Abend nicht sagen. „Wir können in dieser Phase vorab noch nichts sagen. Da bitte ich um Verständnis“, sagte Walberer, der sich zu später Stunde zu der kleinen Gruppe von Menschen an der Mahnwache gesellte. Walberer kündigte aber an, dass die Gespräche am Donnerstagmorgen wieder aufgenommen werden. Am Mittag solle es in jedem Fall etwas zu verkünden geben.

Die Arbeitnehmervertreter hatten sich Mittwochnachmittag während einer Verhandlungspause noch vorsichtig optimistisch geäußert: Es sehe so aus, als könne es zu einem baldigen Abschluss kommen, sagte der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) in Oberfranken, Michael Grundl. Die Verhandlungen seien weit fortgeschritten. Doch am Abend herrschte plötzlich Funkstille. Was genau am Donnerstag noch nachverhandelt wird, dazu gab es von den Arbeitnehmervertretern abends keine Stellungnahme mehr.

Sozialplan soll seinen Namen verdienen

Die NGG und der Betriebsrat hatten zuvor den Abschluss der Gespräche bis Mittwoch um Mitternacht gefordert. Die Mahnwache, die derzeit auf dem Betriebsgelände stattfindet, soll solange fortgesetzt werden, bis der Sozialplan steht. Und zwar ein Sozialplan, "der den Namen verdient hat", sagte Gewerkschaftssekretär Jan Körper dem Kurier.

Feilschen um jeden Euro

„Unsere Forderungen gehen richtig ins Geld“, hatte Grundl bereits vergangene Woche gesagt. Es werde um jeden Euro gefeilscht. Aber die Arbeitnehmervertreter und Beschäftigten wollen hart bleiben. Die Verhandlungen dem Vernehmen nach intensiv, aber sachlich und fair verlaufen. Dabei geht es vor allem um die Gründung einer Transfergesellschaft, Abfindungen und Vorruhestandsregelungen. Auch die Weitervermittlung der Betroffenen auf dem Arbeitsmarkt ist eine zentrale Frage.

Ein Teil der Beschäftigten harrte am Mittwochabend auf dem Betriebsgelände aus. Eine Frau, Anfang 50, sagte, sie blicke dem Abschluss mit Sorge entgegen. Zwar sind dann die Wochen der Ungewissheit vorbei, aber die Zukunftsangst steige. „Was wird denn dann auf uns zukommen?“ Auf dem Arbeitsmarkt habe sie in ihrem Alter eher schlechte Chancen, für den Vorruhestand sei sie zu jung. Seit 19 Jahren war sie bei BAT. Ob er noch einmal einen so sicheren und gut bezahlten Arbeitsplatz bekommt, wie er in Bayreuth hatte, bezweifelt auch ein Kollege. „Im ganzen Landkreis und darüber hinaus gibt es doch nichts für uns.“  

Zigarettenproduktion wird bis Ende 2017 eingestellt

Am 14. Juli verkündeten die BAT-Bosse die Nachricht, die wie ein „Erdbeben in Bayreuth“ aufgenommen wurde, sagte damals Paul Walberer, der Betriebsratschef. BAT wird bis Mitte 2018 nahezu die gesamte Produktion am Standort Bayreuth stilllegen. Ende 2017 wird die Zigarettenherstellung eingestellt, ein halbes Jahr später hat auch die Produktion von Halbfertigwaren für den Export ein Ende.

370 Arbeitsplätze bleiben

370 Arbeitsplätze sollen in Bayreuth bleiben: in der Tabakaufbereitung und in der Feinschnittherstellung sowie im Flavouring, wo Geschmackszusätze entstehen. Auch in der Qualitätssicherung und im Forschungs- und Entwicklungszentrum wird weiter gearbeitet.

Es geht um Arbeit, Geld und Chancen

Die Gewerkschaft und der Betriebsrat kämpften seit dem 14. Juli für einen Sozialplan: den Aufbau einer Transfergesellschaft zum Zweck, die Mitarbeiter innerhalb eines Jahres in eine neue Beschäftigung zu vermitteln, großzügige Abfindungen und vorgezogenen Ruhestand.

Schließung trotz schwarzer Zahlen

Was die Menschen am meisten schockierte: dass mit BAT-Bayreuth eine Firma geschlossen wird, „die schwarze Zahlen schreibt“, so Walberer. Im vergangenen Jahr lag der Konzerngewinn bei 5,4 Milliarden Euro. 15 Millionen Euro flossen Jahr für Jahr aufgrund der Gewerbesteuer ins Stadtsäckel. Und das, obwohl BAT 2015 23 Milliarden Zigaretten weniger verkaufte als noch vier Jahre zuvor.

Die Bayreuther Produktion wird in Werke in Polen, Rumänien, Ungarn und Kroatien verlagert, damit dort die Auslastung stimmt. Die Zigarettenproduktion in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Weil in Europa immer weniger Menschen rauchen.

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