Heiße Debatte im Finanzausschuss hinter verschlossenen Türen BASKETBALL Basketball-Halle: Das sagen die Kritiker

Von Frank Schmälzle und
Umbauen wird sie der Eigentümer. Und die Stadt wird diese Halle für zehn Jahre für die Basketballer anmieten. Das hat der Finanzausschuss mehrheitlich beschlossen. Aber darf sie das angesichts leerer Kassen überhaupt? Foto: Harbach Foto: red

Von ungetrübter Freude kann keine Rede sein. Über Fraktionsgrenzen hinweg sehen Stadträte die Entscheidung des Haupt- und Finanzausschusses für eine Basketballhalle an der Weiherstraße kritisch. Sie fragen: Was bringt die Halle den anderen Bayreuther Sportvereinen wirklich? Und in welche Lage bringt sich die Stadt Bayreuth mit dieser Entscheidung?

 
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> Der Vertrag: In nichtöffentlicher Sitzung haben die Stadträte im Finanzausschuss mehrheitlich einem Mietvertrag zugestimmt, der zehn Jahre laufen und zwischen der Stadt und dem Fitnessstudio geschlossen werden soll. Die Stadt vermietet die Halle dann an die Basketballspielbetriebs-GmbH unter. Die Kosten teilen sich Stadt und GmbH zu gleichen Teilen. Konkret: Die Jahresmiete wird 115 000 Euro betragen. Die Hälfte davon übernimmt die Stadt.

> Die Kritiker: Dieses Vertragswerk wackelt, sagen die Zweifler im Finanzausschuss. Was, wenn Medi nach seinem auf drei Jahre angelegten Basketball-Sponsoring aussteigt? „Ich finde es super, dass sich ein Bayreuther Unternehmen so für den Bayreuther Sport engagiert“, sagt BG-Fraktionsvorsitzender Stephan Müller. Aber: In der Bayreuther Sportgeschichte habe noch nie ein Sponsor ein Team über ein ganzes Jahrzehnt hinweg unterstützt. Wenn Medi also abspringen sollte, bliebe die Stadt auf den Kosten für die Halle sitzen. Und selbst wenn es nicht dazu kommen sollte, dass die Stadt den Vertrag alleine erfüllen müsste: Die Stadt spielt mit der Genehmigungsfähigkeit ihres Haushaltes, wenn sie langfristig neue freiwillige Leistungen eingeht. Daran lässt die Regierung von Oberfranken als kommunale Aufsichtsbehörde keinen Zweifel. Und das tut die Stadt: Sie zahlt pro Jahr 57 500 Euro für die Halle. Zehn Jahre lang. Rechtsreferent Ulrich Pfeifer, der dem Finanzausschuss berichtete, sagt dazu nichts. „Ich darf und kann nicht über Inhalte einer nichtöffentlichen Sitzung sprechen.“

> Die Wirkung: Pfeifer spricht allerdings über die Wirkung, die eine Basketballhalle für den gesamten Sportbetrieb in Bayreuth haben kann. Der BBC hat 13 Jugendmannschaften mit mehr als 150 Spielern. Dazu kommt das Profi-Team. Für sie alle soll die Halle zur Verfügung stehen. Das schafft freie Kapazitäten bei der Vergabe von Trainings- und Spielzeiten in anderen Hallen. Und: Die Vermarktung der Oberfrankenhalle wird einfacher.

> Die Kritiker: Ist das ein belastbares Argument? In der nichtöffentlichen Sitzung soll Sportamtsleiter Christian Möckel gesagt haben, derzeit gebe es für Vereine keine Warteliste bei der Verteilung der Trainingszeiten. In Summe würden durch eine neue Basketballhalle 90 Trainingsstunden pro Woche in anderen Hallen frei. Aber: Nicht jede Halle ist für jede Sportart geeignet.

> Die Vorgaben der BBL: Rechtsreferent Pfeifer sagt: Da kommt Bayreuth nicht raus. Seit der Saison 2013/14 müssen Basketball-Bundesligisten eine eigene Trainingshalle haben, auf die sie „ohne Einschränkungen bei Bedarf zugreifen können“. Wenn nicht, droht ihnen einen Geldstrafe, die bis zur Saison 2016/17 ansteigt. Derzeit wird diese Forderung aber noch nicht mit Nachdruck verfolgt. Das ändert sich 2017: Wer bis dahin immer noch keine eigene Halle vorweisen kann, darf nicht mehr in der Bundesliga spielen. Die Lizenz wird dann verweigert.

> Die Kritiker: Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, Sabine Steininger, sagt, „bei so was bekomme ich einen dicken Hals“. Die BBL verpflichtet die Bundesligisten dazu, eine eigene Halle zu haben. Und die geben den Druck mal eben an die Kommune weiter. „Nach dem Motto: Wenn ihr einen Erstligisten haben wollt, müsst ihr handeln. Wir Kommunen stehen dann mit dem Rücken zur Wand. Das kann es nicht sein.“

> Die Debatte: Wie die Entscheidung für die Basketballhalle zustande gekommen ist, ärgert Sabine Steininger. Sie hatte im Finanzausschuss den Antrag gestellt: Die Sache muss öffentlich behandelt werden. Weil sie die Öffentlichkeit angeht. Ein paar dürre Fakten gab es tatsächlich im öffentlichen Sitzungsteil. Die Diskussion darüber landete dann aber doch in nichtöffentlicher Sitzung. Auf Antrag des FDP-Stadtrates Thomas Hacker.

> Die Kritiker: Nicht nur, dass eine wichtige Diskussion einmal mehr hinter verschlossenen Türen stattfand. Was Steininger ebenso stört: der Entscheidungsdruck, den die Verwaltung auf die Stadträte ausübt. Der Finanzausschuss hat nicht etwa über die Anmietung einer Halle und deren Konditionen beraten. Er hatte sie zu beschließen, so sah es die Tagesordnung vor. Steininger: „Wir hatten keine Chance, uns mit anderen betroffenen Kommunen abzustimmen.“ Dass Rechtsreferent Ulrich Pfeifer sich im Ausschuss für die Halle einsetzte, findet Steiningers Fraktionskollege Stefan Schlags befremdlich. Das sollte Pfeifer als „persönlicher Förderer der Basketballer“ nicht tun. Pfeifer weist das zurück: „Ich habe noch nie eine Mark oder einen Euro für Medi oder den BBC gesponsort.“

Sportamtsleiter: "Flexiblere Vermarktung"

Gleich mehrfache Erleichterung verspricht die Aussicht auf eine eigenständige Trainingshalle der Basketballer für die Mitarbeiter im städtischen Sportamt. Sie können den Bayreuther Vereinen nicht nur zusätzliche Trainingszeiten bieten, die durch einen Auszug von BBC-Mannschaften hauptsächlich in der Realschule I frei werden, sondern sie müssen auch niemanden mehr aus dem Sportzentrum „vertreiben“, weil die Bundesliga-Profis wegen einer Veranstaltung in der Oberfrankenhalle (bzw. deren Auf- und Abbau) ihr Training dorthin verlegen müssen.

Nicht zuletzt freut sich Sportamtsleiter Christian Möckel aber darauf, die Oberfrankenhalle nun besser als Veranstaltungsort vermarkten zu können: „Veranstalter fragen immer verschiedene Termine an, damit sie am Ende in den sinnvollen Ablauf einer Tour passen. Da sind wir jetzt flexibler und haben entsprechend bessere Chancen.“ Dieser Effekt werde aber nicht sofort sichtbar werden: „Wir haben jetzt schon Anfragen für 2017. So etwas für das James-Last-Konzert am kommenden Sonntag bekommt man mit einem Vorlauf von zwei Jahren.“

Geschäftsführer: "Heimat einrichten"

Philipp Galewski erinnert daran, dass der Mietvertrag für die Trainingshalle noch nicht unterzeichnet ist, aber konkrete Vorstellungen von ihrer Nutzung hat der Geschäftsführer der GmbH für den Bundesliga-Spielbetrieb doch schon: „Wir werden dort den eingelagerten alten Parkettboden aus der Oberfrankenhalle verlegen, und für die Korbanlagen gibt es auch schon Angebote.“

Er gehe davon aus, dass die fälligen Maßnahmen schnell genug abgeschlossen werden können, um bereits bei der Vorbereitung für die neue Saison über die Halle verfügen zu können: „Auf unserem Weg zu einem dauerhaft bundesligatauglichen Standort ist das ein ganz wichtiges Puzzleteil.“ Galewski denkt dabei nicht nur an die Profis: „Das kann ein Mittelpunkt für unseren Verein werden. Die Basketballer können sich dort eine Heimat einrichten.“

Nachwuchskoordinator: "Ein Meilenstein"

Regelrecht begeistert hat Georg Kämpf auf die Nachricht von der kommenden Basketball-Halle reagiert: „Das ist ein Meilenstein für unsere Arbeit“, sagt der BBC-Nachwuchskoordinator. „Das bringt unsagbar viele Vorteile mit sich.“ Die Spitzenmannschaften in Regionalliga, NBBL und JBBL könnten nun „endlich so trainieren, wie es sich für einen Bundesliga-Unterbau gehört.“

Und mehr noch: „Wir werden jetzt einfach mal ein Vorbereitungsspiel vereinbaren können!“ Bei diesen Perspektiven schreckt es Kämpf überhaupt nicht, dass auf ihn die Aufgabe zukommen wird, die Nutzungszeiten der Halle unter den Mannschaften des Vereins aufzuteilen: „Ich sollte schon einmal einen fiktiven Plan erstellen, und der war in 15 bis 20 Minuten fertig.“ Auch als Spielort an den Wochenenden sei das neue Domizil fest eingeplant: „Ich rechne mit einer Auslastung an sieben Tagen.“

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