Interessen von Befürwortern und Gegnern prallen aufeinander Barwisch befürchtet Ende der Windkraft in Hollfeld

Von Moritz Kircher
Die Hollfelder Bürgermeisterin Karin Barwisch (Bürgerforum) würde gerne mit einer Energiegenossenschaft in geplante Windräder vor der eigenen Haustür investieren. Die Pläne sind aber in Gefahr. Foto: red

Der Plan der bayerischen Regierung, Windräder bis zu zwei Kilometer von der nächsten Wohnsiedlung wegzurücken, ist noch lange kein Gesetz. Und doch schlägt er allenthalben große Wellen. Befürworter der Windenergie sind verunsichert, die Gegner haben Oberwasser. Zwischen Hollfeld und Lichtenfels prallen die gegensätzlichen Interessen frontal aufeinander.

 
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„Mit allen rechtlichen Mitteln“ will Edwin Bergmann dagegen vorgehen, dass jetzt „noch schnell Nägel mit Köpfen gemacht“ und Windräder genehmigt werden. Er ist Vorsitzender der Anti-Windkraft-Bürgerinitiative Jurawindpark, die der Region in den vergangenen Monaten tausende Unterschriften gesammelt hat. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ – das ist dagegen aktuell das Motto der Hollfelder Bürgermeisterin Karin Barwisch (Bürgerforum). Sie würde gerne mit ihrer Energiegenossenschaft weitermachen, die in Windräder vor der eigenen Haustür investiert.

Bergmann wittert seine Chance. Barwisch steht mit dem Rücken zur Wand. Dabei sah das vor kurzem noch ganz anders aus. Mit einem Großaufgebot war die Bürgerinitiative zur letzten Hollfelder Stadtratssitzung angerückt. In einer Erklärung forderte sie, auf Windräder bei Krögelstein und Drosendorf zu verzichten. Doch der Stadtrat beschloss mit großer Mehrheit, an den Vorrangflächen festzuhalten.

Vorrangflächen, die in unmittelbarer Nähe zum Nachbarlandkreis liegen. Und darüber ärgert sich Edwin Bergmann. „50 Prozent des Schadens haben wir“, sagt er. „Wir werden versuchen, das alles zu blockieren.“ So lange, bis die Vorrangflächen durch die geplante Abstandsregel hinfällig sind. Im Januar will das Kabinett in München erstmals über ein Gesetz beraten, wie Energieministerin Ilse Aigner (CSU) dem Kurier am Rande einer Veranstaltung in Bayreuth mitteilte.

Um den Streit um die Vorrangflächen bei Hollfeld in die Länge zu ziehen, führt die Bürgerinitiative gefährdete Vogelarten ins Feld, die in der Region zu Hause sind. Eine entsprechende Kartierung sei beim Landratsamt in Bayreuth per Rechtsanwalt eingereicht worden. Aber eigentlich geht es Bergmann nicht um den Schutz der Tiere. Er ist überzeugt, dass von den Windrädern eine Gefahr für den Mensch ausgeht – durch so genannten Infraschall, den die Anlagen übertragen. Außerdem befürchtet er einen Wertverlust bei benachbarten Häusern und Grundstücken.

Windkraft-Befürworterin Barwisch ist in der Defensive. Sie will die Windräder und sie will, dass die Bürger in die Anlagen investieren. „Bürgerwind Hollfeld“ heißt die Energiegenossenschaft, die das organisieren sollte. Ein Aufsichtsrat ist gegründet. Ein Vorstand sollte in Kürze benannt werden. „Das war jetzt alles umsonst“, sagt die Bürgermeisterin.

Dabei hatte sie sich darauf verlassen, dass der Regionalplan für die Windkraft, der Anfang kommenden Jahres stehen soll, nicht kurz vor seiner Fertigstellung noch einmal komplett in Frage gestellt würde. Denn der regionale Planungsverband und das Bayreuther Landratsamt bezweifeln, dass mit der neuen Abstandsregel noch ein neues Windrad im Landkreis gebaut werden könnte (wir berichteten) „Ich fühle mich schon verkohlt. Für was wurde der Plan überhaupt gemacht?“, fragt die Bürgermeisterin.