Georg Kraft und Willi Funk erinnern sich an die Anfangszeiten beim FC Creußen – Seit 65 Jahren sind sie dabei Barfuß auf dem Marktplatz gekickt

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Seit 65 Jahren sind Willi Funk und Georg Kraft Mitglied beim FC Creußen. Foto: Frauke Engelbrecht Foto: red

Georg Kraft und Willi Funk fällt immer mehr ein, wenn sie vom FC Creußen erzählen. Sie haben viele Erinnerungen, einer ergänzt den anderen, sie haben schon einiges erlebt. Am kommenden Samstag werden die beiden 79-Jährigen für ihre Mitgliedschaft bei Creußens größtem Verein geehrt. Seit 65 Jahren sind sie schon dabei.

 
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Und der Verein, vor allem der Fußball, gehört für sie zum Leben. „Ich bin zwar nicht immer bei den Spielen oben am Sportplatz, aber schau auf die Tabellen“, erzählt Kraft. Freilich, die Namen der aktuellen Spieler wissen beide nicht mehr so genau, aber welche Mannschaft an welcher Position steht, das schon. Eine Zeit lang hat Funk auch in der Schüler- und Jugendmannschaft vor Jahren mal gespielt. Kraft war da aktiver. Fußball war immer seins. Die beiden erinnern sich, wie sie als Buben auf dem Marktplatz barfuß mit einem Stoffball gekickt haben. „Fußballschuhe und einen Lederball gab es damals nicht“, sagt Kraft. Geschossen wurde immer auf das große Tor des Kommunbrauhauses – dem heutigen Gemeindehaus.

Gegen Österreich gespielt

1922 wurde der FC Creußen gegründet, 1946 nach dem Zweiten Weltkrieg der Spielbetrieb wieder aufgenommen. Der erste Sportplatz war direkt an der B 2, hinter der einstigen Schmiede Zeilmann, bei der Brücke. „Heute ist da Überschwemmungsgebiet“, erzählen beide. Kraft ist Linksfüßer, hat immer links außen gespielt. Er kann sich an ein Pfingstreffen der Gewerkschaftsjugend erinnern. Da haben sie in Nürnberg mit Spielern des 1. FCN gegen Österreich gespielt. „Wir haben 3:1 gewonnen, das kam sogar im Radio“, ist Kraft heute noch stolz. Als gelernter Werkzeugmacher ist er dann für drei Jahre in die Schweiz gegangen, war hier bei der Betriebsmannschaft mit zwei Nationalspielern dabei. Und auch als er später beim Eisenwerk Hensel in Bayreuth tätig war, hat er in der Betriebsmannschaft gespielt.

Es war anfangs nicht so einfach mit dem Fußball in Creußen. Die Spieler und ihre Partner wurden mit einem Lastwagen zu den Spielen gefahren. Erst später gab es Busse. Dann kam der Sportplatz ein Stück die Bundesstraße hinauf beim Künneth-Keller. „Da gab es keine Kabinen oder Duschen. Das sah aus wie Höhlen“, lachen die beiden Männer. Sie mussten in den Fußballschuhen nach Hause. Dann sollte im Bürgerwald ein neuer Platz entstehen, die ersten Arbeiten wurden schon in Angriff genommen. Und dann entschied der Verein sich für das heutige Gelände in der Nähe der Schule. Es war nicht einfach, da ran zukommen, wissen sie noch. Der Grund gehörte Privatbesitzern und zum großen Teil der Kirche. Erst sollte auch noch ein Tennisplatz entstehen, aber dann hat sich der Tennisverein vom FC getrennt und etwas Eigenes gebaut.

Immer ein guter Buchhalter

Georg Kraft hatte lange Zeit schon die Fußball-Spartenkasse geführt. Als dann der Neubau beschlossen wurde, habe ihn der damalige Vorstand Dr. Vossen gefragt, ob er nicht Hauptkassier sein wolle, so Kraft. „Naja, das habe ich dann gemacht“, sagt Kraft. „Er war immer ein guter Buchhalter“, ergänzt Funk und klopft dem Kameraden auf die Schultern. Und damals war die Kassenführung anders als heute. Es gab keinen Computer und doppelte Buchführung. Alles wurde von Hand in ein Buch eingetragen.

1980 begannen dann die Erdarbeiten für den neuen Platz. Es mussten bis zu vier Meter Höhenunterschied ausgeglichen werden. „Das haben die Amis aus Grafenwöhr mit großen Planierraupen gemacht. Aber die haben immer nur stückchenweise das Erdreich abgetragen. Das hat natürlich viel Kosten verursacht und ewig gedauert, weil sie oft fahren mussten“, berichtet Kraft. Das hat dem FC fast das Genick gebrochen. Die Firma Walter aus Seidwitz hat die Arbeiten dann übernommen. 1986 wurde schließlich der Spielbetrieb aufgenommen.

Alle haben mit angepackt

„Wir hatten kaum Geld, das war schon verrückt“, schüttelt Kraft den Kopf. Funktioniert habe das Ganze nur, weil alle Mitglieder und Geschäftsleute des Ortes mit angepackt haben. Jeder hat etwas gemacht, es war eine riesige Gemeinschaftsaktion. So etwas würde heute nicht mehr funktionieren, sind sich die beiden sicher.

Funk hat immer für Geld gesorgt, berichtet er. Es hat einen Sponsorenclub gegeben, mit dem er Spenden zusammengetrommelt hat. 2000 Mark im Jahr gab es immer. Die bauliche Leitung hatte Hannes Trautner, der dann die Inbetriebnahme aber nicht mehr erlebt hat. „Das war schon eine große Verantwortung mit dem Bau“, sagt Kraft. Irgendwann während dieser Zeit wurde es ihm mit der Kasse zu viel und er hat sie an Claus Gäbler abgegeben. Der Steuerberater hatte ihn vorher schon immer unterstützt. Kraft weiß noch genau, bei einer Generalversammlung haben mal 50 Pfennig gefehlt. Und der damalige Revisor, ein Sparkassenchef, hat das lautstark bemängelt. „Das verfolgt mich bis heute“, sagt Kraft, weil nicht herauszufinden war, wo die 50 Pfennig fehlten. Noch heute kümmert er sich beim Gregorifest, bei dem der FC alle zwei Jahre die Bewirtschaftung übernimmt, um die Kassen. Aktiv Fußballspielen tut er nicht mehr, seit er sich mit Ende 20 einen Knöchelbruch zugezogen hatte.

Kameradschaft wird vermisst

Funk war viele Jahre Spielleiter bei der zweiten Mannschaft. Zwölf Vorstände haben die beiden miterlebt. Mit dem jetzigen, Norbert Bauerfeind, sind sie sehr zufrieden. „Das ist ein feiner Kerl“, sagt Funk. Was die beide vermissen, ist die Kameradschaft im Heim. Die Spieler treffen sich zwar, aber eben nicht im Sportheim. Lange hatten sie Bedenken, dass die Gaststätte einfach zu groß für ihren eigentlichen Zweck ist.

Funk war Metzger, hat den elterlichen Betrieb übernommen. Und da hieß es immer arbeiten. Es war wenig Zeit fürs Fußballspielen. Irgendwann hat er sich mal über etwas geärgert, seitdem hat er sich etwas zurückgezogen. Was das aber genau war, weiß er gar nicht mehr. Aber das Herz der beiden hängt immer noch am FC.

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